Storl winken goldene Jahre: „Es geht erst richtig los“
Zürich (dpa) - In Europa muss Titelsammler David Storl derzeit niemanden mehr fürchten. Selbst der zweimalige Kugelstoß-Olympiasieger Tomasz Majewski, der den deutschen Riesen 2012 in London noch schlagen konnte, hat die Wachablösung akzeptiert.
„Junger Kerl, großer Athlet“, lobte der 32-Jährige seinen Rivalen nach dessen zweitem EM-Triumph in Zürich. Auf die Frage, ob Storl unantastbar sei, lachte der Spaßvogel aus Polen bei der Pressekonferenz und stupste den alten und neuen Europameister an: „Nee, schaut her, ich darf ihn noch berühren.“
Als erster Kugelstoßer überhaupt ist Storl nun zweimaliger Welt- und Europameister, dabei stehen dem Chemnitzer möglicherweise noch viele goldene Jahre bevor. „Er ist gerade 24 geworden. Das ist ein Alter, wo man früher gesagt hat: Jetzt geht's im Kugelstoßen erst richtig los. Mit 25, 26 schauen viele erst richtig übern Tellerrand“, sagte sein Trainer Sven Lang.
Storl ärgerte sich zwar darüber, dass er auch im Letzigrund-Stadion die angestrebte 22-Meter-Marke nicht übertraf. Aber mit seiner Siegesweite von 21,41 Metern gleich im ersten Versuch war die Entscheidung eigentlich schon gefallen. Am Ende lagen der Spanier Borja Vivas (20,86) und Majewski als Dritter (20,83) deutlich hinter dem Favoriten. „Tomasz meinte nach ersten Versuch: Pack doch zusammen und geh!“, erzählte der Goldmedaillengewinner am Tag danach. „Das ist nicht nicht unbedingt das, was du brauchst.“ Bei der WM 2015 in Peking kann sich Storl wieder mit den normalerweise bärenstarken Amerikanern messen. So hat Joe Kovacs dieses Jahr mit 22,03 Metern als Einziger auf der Welt weiter gestoßen als er Europameister. Im September will sich Storl zunächst erst einmal einem kleinen Eingriff unterziehen: „Patellaspitzensyndrom, das hat fast jeder Werfer. Durch die Belastung ist eine Reizung im Knie.“ Sein Coach Lang rechnet dennoch mit einem normalen Aufbautraining im Herbst.
Langfristig gilt die Konzentration Rio 2016. „Olympia ist natürlich das große Ziel. Und auch die Hallen-WM, denn dann habe ich alle Weltmeisterschaften von der Jugend bis zu den Erwachsenen gewonnen. Motivationsprobleme habe ich keine“, sagte Storl und fügte gewohnt trocken hinzu: „Ich bin jetzt nicht der Älteste. Mit 24 denke ich schon, dass ich noch ein paar Jahre dabei bin.“ Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), glaubt, „dass uns David noch lange Zeit erfreuen wird“.
Auch außerhalb des Kugelstoßrings und der Leichtathletik-Stadien macht sich Storl langsam einen Namen. Zwei, drei Sponsoren habe er, obwohl die Werfer nicht gerade als die Athleten mit dem besten Marktwert gelten. „Im Sprint reicht es wirklich, wenn du einmal erfolgreich warst. Wenn noch ein, zwei Titel dazukommen, denke ich, dann könnte ich auch ein interessanter Sportler werden.“ Ob er auch in der Leichtathletik-Nationalmannschaft mittlerweile eine Führungsfigur ist? „Sicher ist ein bisschen Respekt da, aber ich will keine Sonderstellung haben“, sagte der bodenständige Sachse. Kapitän ist Diskus-Olympiasieger Robert Harting, mit dem Storl ein eher nüchternes Verhältnis hat. „Robert ist immer präsent, er ist auch ein starker Athlet. Man sollte aber die anderen nicht ganz vergessen“, sagte der Kugelstoßer. „Ich haben auch schon ein paar Medaillen gewonnen, meine Titel verteidigt. Ich werde älter, da wird die Rolle sicherlich noch interessanter werden.“