Wüsten-WM: Leichtathletik gastiert 2019 in Doha

Monte Carlo (dpa) - Katar setzt seine Sport-Offensive erfolgreich fort und sammelt weiter Weltmeisterschaften. Mit Doha als Schauplatz der Leichtathletik-WM 2019 kann der schwerreiche Golfstaat zudem weiter Eigenwerbung in Sachen Olympia betreiben.

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Die Hauptstadt des Emirats am Persischen Golf setzte sich im Dreikampf gegen die starken Mitbewerber Barcelona und Eugene/USA durch, teilte der Weltverband IAAF nach der Abstimmung seines Councils in Monte Carlo mit.

Drei Jahre vor der umstrittenen Fußball-WM 2022 treffen sich in Doha die Top-Leichtathleten aller Kontinente zur 17. Freiluft-WM. Das Wüsten-Spektakel mit rund 2000 Athleten soll vom 28. September bis zum 6. Oktober stattfinden. Damit will man das Problem von neuntägigen „Hitzespielen“ zumindest etwas entschärfen. Bisher fanden Leichtathletik-Weltmeisterschaften fast immer im August statt. Im nächsten Jahr ist die Olympia-Stadt Peking Gastgeber für die besten Leichtathleten der Welt, 2017 dann London.

„Ich denke, dass wir mit Doha sowohl von den klimatischen Bedingungen als auch vom Zeitpunkt her vor großen Herausforderungen stehen“, sagte Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, der Deutschen Presse-Agentur. „2019 wird damit eine lange Saison. Insgesamt bin ich überrascht, dass sich Doha durchgesetzt hat.“ Das Leichtathletik-Mekka Eugene im US-Bundesstaat Oregon hatte sich große Hoffnungen gemacht: Noch nie seit der Premiere 1983 in Helsinki fand eine WM in den USA statt.

Im ersten Wahlgang hatten sich 12 der 27 Council-Mitglieder für Doha entschieden, 9 für Eugene, Barcelona (6) schied aus. Auch bei der Entscheidung hatte Doha (15) wieder nur drei Stimmen mehr als Eugene (12). Bei der Bewerbung um die WM 2017 hatte Katars Hauptstadt noch gegen London verloren. Doha war auch mit seiner Olympia-Bewerbung um die Sommerspiele 2020 gescheitert, doch das Land lässt sich von diesem Rückschlag nicht entmutigen. Ein erneuter Anlauf für die Spiele 2024 scheint nicht ausgeschlossen.

Spaniens Leichtathletikverband (RFEA) übte scharfe Kritik an der WM-Vergabe. „Es hat sich die mit Abstand schlechteste Kandidatur durchgesetzt“, sagte der RFEA-Präsident José María Odriozola, der auch der Führung des Weltverbandes IAAF angehört. Der Golfstaat habe die WM gekauft, meinte Odriozola nach spanischen Medienberichten nach der IAAF-Entscheidung in Monte Carlo.

Im Emirat werden bald auch die Weltmeisterschaften im Schwimmen auf der Kurzbahn (Anfang Dezember 2014), im Männer-Handball (Januar 2015), im Straßen-Radsport (September 2016) und Turnen (2018) ausgetragen. Katar bewirbt sich zudem um die Fecht-WM 2017, die Entscheidung fällt am kommenden Freitag in Rom.

Katar sieht sich seit Monaten mit heftigen Vorwürfen konfrontiert, bei den Vorbereitungen auf die Fußball-WM 2022 Sklavenarbeit auf den Baustellen des Landes zuzulassen. Im Frühjahr hatten Berichte über Todesfälle und unmenschliche Zustände auf den WM-Baustellen für Empörung in aller Welt gesorgt. Auch Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der WM-Bewerbung Katars ging die FIFA-Ethikkommission nach.