Zehnkämpfer Kazmirek siegt in Götzis - Schrader stark

Götzis (dpa) - Kai Kazmirek von der LG Rhein-Wied hat sich beim 41. Meeting in Götzis in die Schar der ganz großen Zehnkämpfer eingereiht und zusammen mit Michael Schrader für einen deutschen Doppelerfolg gesorgt.

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Der EM-Sechste triumphierte erstmals bei der Traditionsveranstaltung in Österreich mit der Weltjahresbestleistung von 8462 Punkten und ist nun ein heißer Medaillenkandidat für die Leichtathletik-WM im August in Peking. Ein tolles Comeback ohne Verletzungssorgen gab Vize-Weltmeister Schrader vom SC Hessen Dreieich als Zweiter mit 8415 Zählern.

Sein Trainingspartner und WG-Mitbewohner Rico Freimuth (Halle/Saale) wurde Vierter mit 8380 Punkten hinter dem Südafrikaner Willem Coertzen (8398). „Ich bin überglücklich. So viele Deutsche sind hier noch nicht ganz oben auf dem Treppchen gestanden“, sagte Kazmirek, der 15 000 Euro Siegprämie bekam, warnte aber: „Das Niveau bei der WM wird wesentlich höher sein. Die meisten hatten ihr Ticket hier schon sicher und werden in Peking noch einiges draufpacken.“

Die drei Deutschen übertrafen die WM-Norm von 8150 Zählern deutlich. Endgültig werden die drei Tickets aber erst in vier Wochen in Ratingen vergeben; Kazmirek, Schrader und Freimuth haben aber beste Karten. „Die drei haben ein Superding gemacht“, lobte Wolfgang Kühne, Freimuths und Schraders Heimtrainer. Kazmireks Coach Jörg Roos meinte: „Bei der WM wollen wir als deutsches Team vorne mitmischen.“

Im Gegensatz zum Vorjahr konnte Kazmirek seine Führung nach dem ersten Tag verteidigen, auch wenn er sie zwischendurch an Freimuth abgeben musste. Dessen Vater Uwe, einst DDR-Rekordhalter, hatte vor 27 Jahren im Wimbledon der Zehnkämpfer gewonnen. Als bislang letzter Deutscher siegte 2009 Schrader. Zuvor gelang dies neben Freimuth auch Christian Schenk 1990 und Guido Kratschmer 1976, '78 und '86.

Beim abschließenden 1500-Meter-Lauf gab das deutsche Trio noch einmal alles und sank anschließend völlig ausgepumpt auf die Bahn. Kazmirek und Co. profitierten auch davon, dass Weltrekordler, Weltmeister und Olympiasieger Ashton Eaton aus den USA kurzfristig wegen Rückenproblemen seine Teilnahme absagte.

Die insgesamt 12 500 Fans im Mösle-Stadion schauten vor allem auf Schrader bei seinem ersten Auftritt seit der WM 2013 in Moskau. Über ein Jahr hatte der hoch veranlagte Zehnkämpfer wegen einer ausgefransten Patellasehne nicht trainieren können. Dennoch stürzte er sich förmlich in den Wettkampf: Nach den 100 Metern zum Auftakt fiel er im Ziel-Einlauf und zog sich Schürfwunden an der Schulter zu.

Im Weitsprung musste Schrader nach zwei ungültigen Versuchen zittern, riskierte im dritten alles und sprang 7,66 Meter. Der gebürtige Duisburger kämpfte zwar immer wieder mit Krämpfen, „aber es ist echt geil, zurück zu sein. Die Stimmung war atemberaubend.“ Dennoch trauerte er am Ende dem Sieg nach und meinte in der ersten Enttäuschung: „Das war mein schlechtester Wettkampf überhaupt. Ich war nur mit den 100, 400 und 1500 Metern zufrieden.“

Im Siebenkampf weinte Carolin Schäfer nach ihrem überraschenden zweiten Platz und der persönlichen Bestleistung von 6547 Punkten nicht nur Freudentränen: Gut drei Monate nach dem Tod ihres Lebensgefährten, des Bundesliga-Volleyballers Dennis Hefter, kehrte die EM-Vierte vom TV Friedrichstein in die Weltklasse zurück.

„Meine Eltern waren hier und die Familie von meinem Freund“, sagte Schäfer, als sie sich wieder beruhigt hatte. „Das hat mir angesichts der Umstände große Motivation, Kraft und Sichereit gegeben.“ Nach einem furiosen 800-Meter-Lauf zum Abschluss in 2:14,01 Minuten rückte die 23-Jährige noch weit nach vorn. „Ich bin super, super glücklich. Wahnsinn! Schön! Es kommt nicht oft vor, aber ich glaube, jetzt bin ich sprachlos.“

Schäfer musste sich nur der Kanadierin Brianne Theisen-Eaton geschlagen geben, ihre bisherige Bestleistung stand bei 6395 Zählern. Die Ehefrau von Zehnkampf-Olympiasieger und -Weltrekordler Ashton Eaton siegte am Sonntag mit der Jahresweltbestleistung von 6808 Punkten. Die EM-Vierte Schäfer überbot die Norm für Peking um fast 400 Punkte. Dritte wurde Nadine Broersen aus den Niederlanden (6531). Die britische Olympiasiegerin Jessica Ennis-Hill landete bei ihrem Comeback fast drei Jahre nach ihrem Triumph von London auf dem vierten Platz.