Zehnkämpfer nach Stab-Chaos frustriert: „War mehr drin“

Zürich (dpa) - Rico Freimuth wollte ganz schnell weg, auch Kollege Kai Kazmirek war nicht in Feierlaune - aus Arthur Abele sprudelte es dagegen nur so heraus.

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„Bestleistung. Überglücklich. Der Wahnsinn!“, sagte der Zehnkämpfer aus Ulm nach dem dramatischen Finale bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich. Der Schwabe ist der Älteste im deutschen Trio, doch am späten Mittwochabend war der 30-Jährige der Beste. Fünfter mit 8477 Punkten, „Hausrekord“ - ein Traum-Comeback für Routinier Abele nach sechs frustrierenden Jahren ohne einen großen internationalen Wettkampf.

Sogar ein Platz auf dem Podest wäre möglich gewesen. „Ein Punkt fehlte zu Blech, 21 zu Bronze“, sagt Abele, „da war mehr drin. Drei, vier Meter im Speerwurf mehr - das wäre locker Bronze gewesen.“ Dennoch war der Sportsoldat „mega-happy. Wir Drei können alle super zufrieden sein“, meinte er. Mitfavorit Kazmirek war nach einem Blackout beim Stabhochsprung mit 8458 Punkten hinter Abele Sechster geworden, Freimuth landete am Ende auf dem siebten Platz (8308).

Böiger Wind und peitschender Regen spielten den Königen unter den Athleten nicht nur beim Stabhochsprung übel mit. „Der Wettkampf ging über sechs Stunden. So etwas habe ich noch nie erlebt“, meinte Abele, der mit 4,70 Metern noch ganz gut über die Runden kam. Für Kazmirek, der im Letzigrund-Stadion als Europas Nummer 1 angetreten war, platzte der Medaillentraum dagegen bei der verflixten siebten Disziplin: 4,60 Meter mit dem Stab waren eine Katastrophe für den 24-Jährigen von der LG Rhein-Wied. „KK“ ist schon 60 Zentimeter höher gesprungen.

Auch Kazmirek fror wie ein Schneider, als Grund für seinen Absturz nannte er aber ein technisches Problem beim Aufschwung. Das Fazit seiner ersten EM fiel knapp aus: „Einen Fehler gemacht, schon ist man weg. Einfach blöd, dass ich bei den 4,80 gepatzt habe - sonst hätte ich auf dem Treppchen gestanden“, meinte der U-23-Europameister des Vorjahres und gab zu: „Das war eine technische Katastrophe. Ich bin seit Jahren nicht mehr so schlecht gesprungen“.

Routinier Abele schüttelte den Kopf. „Dass der Stabhochsprung über sechs Stunden geht, habe ich noch nie erlebt“, sagte er. „Immer wenn ich angelaufen bin, hat es geschüttet wie aus Eimern.“ Nächstes Jahr will er bei der WM in Peking Revanche nehmen. „Das wird ein heißer Fight, denn die Jungs schlafen nicht.“

Für Freimuth war das Stab-Abenteuer besonders frustrierend, obwohl der Hallenser als einziger Deutscher in die „Verlängerung“ musste und sogar noch die 4,80 Meter meisterte. Nach der Zwangspause war er schon „megaplatt. Dann kam ich überhaupt nicht mehr rein. Darauf, dass ich die 4,80 noch gesprungen bin, war ich echt stolz“, sagte der Hallenser.

Erstmals Europameister und damit Nachfolger des Frankfurters Pascal Behrenbruch wurde der Weißrusse Andrej Krautschanka. Der Olympia-Zweite von 2008 triumphierte mit der Jahresweltbestleistung von 8616 Punkten und verdiente sich die Goldmedaille dank einer Steigerung am zweiten Tag. Silber erkämpfte der Franzose Kevin Mayer (8521) vor dem Russen Ilja Schkurenjow (8498).