Mo Farah glänzt bei EM - Aus für deutsche Sprinterinnen
Zürich (dpa) - In Doppel-Olympiasieger Mo Farah hat sich bei der Leichtathletik-EM in Zürich ein internationaler Laufstar eindrucksvoll zurückgemeldet.
Der britische Held von London 2012 gewann zum zweiten Mal nach 2010 über 10 000 Meter ganz souverän in 28:08,11 Minuten nach einer starken Schlussrunde.
Der zweite Wettkampf-Tag im Letzigrund-Stadion wurde ansonsten kräftig von Regen, Windböen und einer Sturmwarnung durcheinandergewirbelt. Auch der jamaikanische Supersprinter Usain Bolt fror als Gaststar auf der Zuschauertribüne. Zu schaffen machte Wetter und Verzögerungen aber auch einigen deutschen Medaillenkandidaten.
Die 100-Meter-Finals fanden am Abend ohne deutsche Sprinterinnen statt - und ohne den nationalen Rekordhalter Julian Reus. Zweieinalb Wochen nach seinem 10,05-Sekunden-Coup von Ulm, als er die fast 30 Jahre alte Bestmarke von Frank Emmelmann verbesserte, scheiterte der Wattenscheider im Halbfinale in 10,35.
Ex-Europameisterin Verena Sailer aus Mannheim verpasste nach 11,24 Sekunden im dritten Halbfinale denkbar knapp das Rennen um die Medaillen: Céline Distel-Bonnet aus Frankreich rutsche mit der gleichen Zeit ins Finale - vier Tausendstelsekunden entschieden am Ende. Auch die deutsche Titelgewinnerin Tatjana Pinto schied aus und klagte: „Es waren sehr, sehr schwierige Bedingungen. Es ist fast eine Stunde Verspätung.“ Erstmals Europameisterin wurde die favorisierte Niederländerin Dafne Schippers in 11,12 Sekunden.
Im Zehnkampf verschenkte Halbzeit-Spitzenreiter und Senkrechtstarter Kai Kazmirek in einem vom Winde verwehten Stabhochsprung viele Punkte: Mit 4,60 Meter blieb der 23-Jährige von der LG Rhein-Wied 60 Zentimeter unter seiner persönlichen Bestleistung und rutschte vor dem abschließenden 1500-Meter-Lauf auf Platz drei zurück. „Das war technisch eine Katastrophe. So schlecht bin ich seit Jahren nicht gesprungen“, klagte Kazmirek. Nach neun Disziplinen lag der Weißrusse Andrej Krautschanka mit 7932 Zählern in Führung. Der Ulmer Arthur Abele und Rico Freimuth aus Halle/Saale verloren im Medaillenkampf ebenfalls an Boden.
Über ein „tolles Ergebnis“ freute sich aber Geher-Bundestrainer Ronald Weigel nach dem Wettbewerb über 20 Kilometer am Vormittag. Der Potsdamer Christopher Linke überraschte nach 1:21:00 Stunden als Fünfter und damit kehrte nach langer Durststrecke in die Weltklasse zurück. Europameister wurde auf der Strecke am Zürichsee der Spanier Miguel Angel López in 1:19:44 Stunden.
Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler erlebte derweil wieder einmal eine kuriose Qualifikation. Wie schon beim olympischen Medaillenkampf 2012 in London, als sie nach langem Hin und Her Bronze gewann, gab es in Zürich einen Softwarefehler. „Bei mir ist nichts langweilig“, meinte die 30-Jährige von der LG Eintracht Frankfurt nach dem Missgeschick lächelnd. Nach dem ersten Versuch tauchte in den Ergebniscomputern hinter Heidlers Namen 73,05 Meter auf, obwohl sie sichtbar unter 70 Meter geworfen hatte. Ihre wahre Weite konnte nicht mehr ermittelt werden, so musste die Weltmeisterin von 2007 ein zweites Mal ran - und machte dann den Einzug ins Finale am Freitag klar.
Großbritanniens Doppel-Olympiasieger Farah hatte bei den Commonwealth Games vor zwei Wochen in Glasgow noch nicht antreten können. Zuvor war er nach einer Trainingseinheit zusammengebrochen, vier Tage hatte er im Krankenhaus gelegen. Am Mittwoch im Letzigrund-Stadion kehrte Farah zurück in die Siegspur. Der Tübinger Arne Gabius hatte über 10 000 Meter auf einen Start verzichtet und will sich auf das Duell am Sonntag mit Farah auf der 5000-Meter-Distanz konzentrieren. Vor zwei Jahren in Helsinki war Gabius hinter ihm strahlender EM-Zweiter geworden.