Makkabi Deutschland Makkabi-Chef Meyer klagt über Antisemitismus im Sport
Frankfurt/Main (dpa) - Antisemitismus von Migranten aus arabischen Ländern bereitet den jüdischen Makkabi-Vereinen in Deutschland zunehmend Probleme.
„In den unterklassigen Ligen ist es in den vergangenen anderthalb Jahren so aggressiv und hasserfüllt wie nie zuvor“, sagte Alon Meyer, Präsident vom Dachverband Makkabi Deutschland und Makkabi Frankfurt, der Deutschen Presse-Agentur. Die Judenfeindlichkeit komme schon lange nicht mehr von rechtsgerichteten Gruppierungen, sondern verstärkt von Gegnern mit muslimisch-arabischem Hintergrund, „die uns im Sport anfeinden“.
Es betreffe hauptsächlich den Fußball, den Handball und den Basketball - und vor allem Makkabi-Mannschaften in den A-, B- und C-Klassen sowie in der Kreisklasse. „In der Oberliga passiert das sehr selten. Die Leute haben eine gewisse Disziplin“, sagte Meyer.
So sind die Sportler von Makkabi Frankfurt immer wieder Beleidigungen und Bedrohungen ausgesetzt. „Es fängt an bei judenfeindlichen Parolen und ging bis hin zu Handgreiflichkeiten und Messerattacken“, berichtete Meyer. Die verbalen Attacken reichen von „Drecks-Jude“ über „Schiedsrichter zieh' dein Judentrikot aus“ bis „Juden ins Gas“.
„Die meisten der Flüchtlinge sind in hasserfüllten, totalitären Regimen aufgewachsen, in denen Feindbilder aufgebaut werden, die sich nicht nur gegen Juden, sondern zum Beispiel auch gegen leicht bekleidete Frauen, Schwule oder Lesben richten“, betonte der 44-Jährige.
Meyer leitet seit 2007 den Makkabi-Verein in der Mainmetropole mit rund 1400 Mitgliedern - sie sind nicht nur jüdischer Herkunft - und seit 2013 auch Makkabi Deutschland. In der Dachorganisation sind 37 Clubs mit 4000 Mitgliedern angeschlossen.
„Mein Antrieb war, bei Makkabi etwas zu verändern und sich zu öffnen“, erklärte Meyer. Als es gelungen war, sportlich erfolgreicher zu werden, nahmen aber auch die Anfeindungen zu - auch die zur Klärung und Bestrafung dieser Vorfälle einberufenen Rechtsausschusssitzungen des Hessischen Fußball-Verbandes. Daraufhin habe man die Strategie geändert und nicht mehr nur auf Vorfälle reagiert, sondern agiert. „Wir sind auf die Vereine zugegangen.“ Nach dem großen Flüchtlingszuzug habe sich die Lage wieder verändert.
Beunruhigt auch durch Berichte über den „Traurigen Fußball-Alltag bei Makkabi Frankfurt“ („Bild“) besuchte Kai Klose, Staatssekretär im hessischen Ministerium für Soziales und Integration, Mitte August den Verein, um sich über die aktuelle Situation zu informieren. Dabei betonte er, dass sich die Landesregierung „jeder Form von Fremden- und Religionsfeindlichkeit wie Antisemitismus entgegenstellen“ werde.
Auch der Hessische Fußball-Verband hat ein klare Linie. „Jegliche Form von Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt wir von uns verurteilt und strikt abgelehnt“, erklärte HFV-Präsident Stefan Reuß in einer Erklärung. Der Verband betonte zudem, jegliche Fälle von Antisemitismus „konsequent verfolgen“ und gemäß der Satzung entsprechend zu sanktionieren. „Wir können nicht dulden, dass sich der Antisemitismus auf unseren Fußballplätzen ausbreitet und zur Gewohnheit wird“, sagte HFV-Vizepräsident Torsten Becker.
Eine andere Form der Solidarität ist die Bereitschaft des Frankfurter Architekturbüros Albert Speer und Partner, das geplante Sportzentrum von Makkabi Frankfurt zu bauen. Der im vergangenen Jahr verstorbene Firmenchef Albert Speer junior, dessen Vater Reichsminister unter Adolf Hitler war, hat dieses Vorhaben zu Lebzeiten noch unterstützt. „Es ist ein Zeichen der Versöhnung“, sagte Meyer.