Profifußball-Gesellschaft Martin Kind will Mehrheit an Hannover 96 übernehmen
Düsseldorf (dpa) - Martin Kind lässt im Kampf gegen die 50+1-Regelung nicht locker. Der Präsident und Mehrfach-Geschäftsführer des Fußball-Zweitligisten Hannover 96 will Fakten schaffen und warnt zugleich vor einer juristischen Klärung.
„Wenn jemand das durchklagt, hat er größte Chancen zu gewinnen“, sagte Kind beim Sportbusiness-Kongress SpoBis in Düsseldorf. „Das ist eine verbandsrechtliche Regelung, sie steht im Widerspruch zum Unternehmensrecht.“
In Hannover schafft er Fakten. Der 72 Jahre alte Unternehmer will schon in diesem Jahr die komplette Mehrheit bei der wichtigsten GmbH des Fußball-Zweitligisten Hannover 96 übernehmen. Der Präsident des Stammvereins hat dazu einen entsprechenden Antrag bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) gestellt. Es gehe um die Komplementär-GmbH zur Hannover 96 GmbH & Co. KGaA, erklärte der Unternehmer, der seit Jahren gegen die 50+1-Regelung kämpft.
„Ich habe den Antrag als Person Martin Kind gestellt“, erklärte der Unternehmer. Anders als ursprünglich geplant will er alleine die Mehrheit und nicht in einer Gesellschaft zusammen mit den anderen derzeitigen Teilhaber. Die Hannover 96 GmbH & Co. KGaA ist das wichtigste Unternehmen in dem komplizierten Konstrukt des Zweitligisten. Sie kümmert sich um den Profibereich und das Nachwuchsleistungszentrum.
Der Stammverein muss die Mehrheit an einem Bundesligisten halten, besagt die 50+1-Regelung. Ausnahmen gibt es nur, wenn jemand den Verein mehr als 20 Jahre ununterbrochen und erheblich gefördert hat. Kind hatte im September 1997 das Präsidentenamt beim damaligen Regionalligisten übernommen und sich seitdem auch mit seinem Privatvermögen am Club beteiligt.
Andere Vereine sind deutlich zurückhaltender, auch wenn Werder Bremens Vorstandsvorsitzender Klaus Filbry davon ausgeht, dass die Regelung in „drei bis fünf Jahren fällt“. Der Fußball-Bundesligist soll jedoch trotz großer Nachfrage von Investoren langfristig im Besitz des Stammvereins bleiben.
Werder sei nur im Rahmen der 50+1-Regelung offen für Geldgeber, sagte Filbry. Interessenten gebe es ausreichend: „Wir bekommen wöchentlich Anfragen von Chinesen.“ Er betonte jedoch: „Der Verein will immer Mehrheitsgesellschafter bleiben, der SV Werder wird immer einen Mehrheitsanteil halten.“ Für Werder Bremen sei es daher „nicht von Relevanz, ob 50 +1 fällt“, sagte der Chef des Bundesligisten.
Werder suche langfristige Partner. Finanzinvestoren kämen daher nicht infrage. Bisher sei bei den geführten Verhandlungen nichts Passendes dabei gewesen. „Am Ende waren es immer Menschen oder Unternehmen, die rendite-getrieben waren. Die Gespräche sind nicht weitergeführt worden.“
Filbry warnte davor, das Geld von strategischen Partnern direkt in den Spielbetrieb zu investieren: „25 Millionen Euro sind schnell weg. Die sind für zwei Transfers schnell ausgegeben.“ Diese Summe entspricht laut Filbry ungefähr einem zehnprozentigen Anteil am Bremer Bundesligisten.
Werder führe die Gespräche mit potenziellen Investoren entspannt. „Wir sind in einer wirtschaftlich guten Situation.“ Andrerseits könne ein Bundesligist „keine Renditeversprechen machen“. Filbry sagte, die Finanzen eines Bundesligisten ändern sich schnell, „wenn der Ball mal nicht über die Linie geht“.