Mönchengladbach geht am Stock

Auf die Niederlage in Leverkusen folgen neue Hiobsbotschaften: Mit Vestergaard, Kramer, Grifo und Oxford ist das Lazarett nun auf Mannschaftsstärke angewachsen.

Leverkusen/Mönchengladbach. Schon bei der Pressekonferenz am Samstagabend hatte Trainer Dieter Hecking ein ungutes Gefühl: „Jannik muss zur MRT-Untersuchung.“ Gestern bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen. Abwehrspieler Vestergaard erlitt bei der 0:2-Niederlage in Leverkusen einen Mittelfußbruch und fällt für den Rest der Saison aus. Und weil ein Unglück selten allein kommt, erlitten obendrein Christoph Kramer, Reece Oxford und Vincenzo Grifo Muskelverletzungen und stehen ebenfalls bis auf Weiteres nicht zur Verfügung. Damit spitzt sich die Personallage bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach dramatisch zu: Mittlerweile sind zwölf Profis verletzt.

Foto: Witters

Cheftrainer Dieter Hecking, dessen Mannschaft im Kampf um die europäischen Plätze merklich an Boden verliert, stehen schwere Wochen bevor. Yannik Vestergaard, der wahrscheinlich mit Dänemark auch die WM in Russland vergessen kann, war nach der Pause bei einem unglücklichen Zusammenprall mit dem Leverkusener Kai Havertz mit dem Fuß umgeknickt und dann nach kurzer Behandlungspause aufs Spielfeld zurückgekehrt. Der Däne hatte sich mit Wucht und Vehemenz zahlreicher Angriffe der Gastgeber erwehren müssen. Freilich nicht immer mit Erfolg, und so gab es am Ende für die Fohlen in Leverkusen keinen Blumentopf zu gewinnen. Die rund 4000 Anhänger der Gladbacher waren beim Abpfiff restlos bedient. Nach der sechsten Niederlage in der Rückrunde stimmten sie ein unüberhörbares Pfeifkonzert an, das die Borussen bei ihrem schleppenden Gang in die Kabine begleitete.

Dieter Hecking, Gladbachs Trainer

Der Frust bei Borussia Mönchengladbach sitzt zweifellos tief, das Unternehmen „Europa“ hängt an einem seidenen Faden, und angesichts der neuen Hiobsbotschaft fällt es schwer, an eine Wende zu glauben. Vestergaards Partner in der Innenverteidigung, Matthias Ginter, Nationalspieler mit WM-Ambitionen, fehlte in einigen Situationen die Orientierung im Strafraum. Beim Führungstor des Champions-League-Anwärters war der Gladbacher das letzte Glied in einer Kette von Nachlässigkeiten, die in der laxen Einstellung im Mittelfeld ihren Ursprung hatte. Dann ließ Verteidiger Elvedi den quirligen Bailey dribbeln und flanken, verlor Tony Jantschke das Kopfball-Duell gegen Volland und verpasste es schließlich Ginter, den lauernden Alario zu stellen. Erst zappelte Ginter im Netz, dann der Ball (39.).

Das leidenschaftlich initiierte Führungstor der Heimmannschaft war Ausdruck einer selbstbewussten, zweikampfstarken und spielfreudigen Bayer-Elf, so dass sich zwischen beiden Teams zeitweise beinahe ein Klassenunterschied offenbarte. Dieter Hecking, glückloser Trainer der Gladbacher, erkannte den Leverkusener Erfolg neidlos an. „Der Sieg ist verdient. Sie waren besser, wir wiederum nicht robust genug und oft nur zweiter Sieger. Im Moment durchlaufen wir eine schwierige Phase, keine Frage; und um nach Europa zu kommen, müssen wir anders auftreten.“ Dabei will Hecking keineswegs alles auf die zahlreichen Verletzungen schieben: „Das wäre zu einfach. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen und versuchen, es am Samstag gegen Hoffenheim besser zu machen. Es ist noch alles drin.“

Bei Borussias Gegner Bayer 04 waren dagegen alle Profis an Bord, und wohl dem, der dann wie Trainer Heiko Herrlich einen hungrigen und begabten Profi wie Julian Brandt einwechseln kann, der gleich für Furore sorgte und schließlich mit dem zweiten Treffer kurz vor Schluss das kleine rheinische Derby entschied: Brandt nutzte einen Fehler von Jonas Hofmann eiskalt.

Zuvor war es den harmlosen Gladbachern wenigstens ein schlappes Viertelstündchen gelungen, ihren Gegner ein paar Mal zu beschäftigen. So landete eine gefühlvolle Flanke von Hofmann bei Josip Drmic, der damit allerdings wenig anzufangen wusste. Schließlich prüfte Bayers Linksverteidiger Wendell seinen eigenen Torwart Bernd Leno, der den Ball reflexartig über die Latte lenkte. Ansonsten spielte nur Bayer. Dieter Hecking machte die Gladbacher Krise an zwei Spielern fest: „Es läuft einfach nicht gut. Insbesondere bei Thorgan und Lars nicht.“ Gemeint sind Thorgan Hazard und Lars Stindl, zwei Schlüsselspieler, auf deren Qualität das Team auf der Zielgeraden der Liga dringend angewiesen ist.