Alles auf Attacke 2014: Ferraris Plan fürs Dream Team
Maranello (dpa) - So lange wie bis zum ersten Ferrari-Titel von Michael Schumacher soll es auf keinen Fall dauern.
Mehr als zwei Dekaden wartete der italienische Traditionsrennstall auf einen erneuten WM-Triumph, bis der Kerpener 2000 den Thron im roten Gewand der Scuderia bestieg. Das, was Schumacher danach im Ferrari wurde, ist heute sein Kumpel Sebastian Vettel im Red Bull: ein Rekordsammler der Formel 1. Titel Nummer vier in Serie ist für den Heppenheimer in dieser Saison fast nur noch eine Formsache.
Also legt Ferrari den Schalter nun schon auf die rote Attacke in der nächsten Saison um. „In Maranello hoffen sie auf das Jahr null, um Red Bull einzuholen“, schrieb „Tuttosport“, nachdem Ferrari den Stopp der Entwicklungsarbeit am aktuellen Wagen verkündet hatte. „Frohes Schaffes an die Ingenieure“, wünschte schon mal der „Corriere dello Sport“.
Denn eines ist klar: Fernando Alonso und Rückkehrer Kimi Räikkönen können noch so brillant fahren; wenn die neue Rote Göttin nur schön, aber nicht schön schnell und zuverlässig ist, werden sie es gegen Vettel im Red Bull wieder schwer haben. Und genauso sicher ist: Die Egalisierung der Rekordserie von fünf Titeln für Schumacher im Ferrari von 2000 bis 2004 dürfte Vettel noch mehr anspornen.
Im Jahr nach Schumachers letztem WM-Titel 2004 stieg Red Bull erst in die Formel 1 ein, Ferrari ist seit dem WM-Beginn 1950 dabei. 159 Grand Prix absolvierte das Team des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz, 864 kommen für die Scuderia zusammen. 41 Siege feierte Red Bull, 221 Ferrari. Nur, am Ende der vergangenen drei Jahre jubelte immer Red Bull mit Weltmeister Vettel. Ferrari wartet seit Räikkönens Titel 2007 auf den nächsten und insgesamt 16. Fahrer-Triumph.
Da kommt der Scuderia die Einführung der Turbomotoren im kommenden Jahr mit weitreichen Neuerungen gerade recht. „Die radikale Änderung der Regeln, die für 2014 vorgesehen ist, ist die einzige wirkliche Möglichkeit, die Karten neu zu mischen und ins Spiel zurückzukehren“, erklärte Alonso - auch für den 32-Jährigen selbst wird es Zeit. Seit 2006 sehnt er seinen dritten Titel herbei. Die Zusammenarbeit des Spaniers mit Räikkönen mache ihn zum Favoriten, befand der „Corriere dello Sport“, „aber die Waffe um zu gewinnen, bleibt eine in roter Farbe“.
Um daran mit noch mehr Hochdruck arbeiten zu können, würden 99 Prozent der Ferrari-Energie auf das Projekt für 2014 konzentriert, kündigte Teamchef Stefano Domenicali in der Nachbetrachtung des Nachtrennens von Singapur mit Platz zwei für Alonso hinter dem übermächtig erscheinenden Vettel an. Der zweite Platz dürfe nicht als Ziel von Ferrari angesehen werden, betonte er auch. Im aktuellen Klassement dürfte mit bereits 60 Punkten Rückstand von Alonso auf Vettel bei sechs noch ausstehenden Rennen aber nur schwer noch etwas Besseres möglich sein. Mindestens ein gutes Jahr muss Ferrari also wohl noch weiter warten.