Auch ohne deutsche Favoriten: Tausende am Sachsenring

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Motorengedröhne von früh bis spät, Hunderttausende Fans und Motorsport vom Feinsten - der Sachsenring lockt auch in diesem Jahr die Zuschauermassen an.

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Wenn sich Valentino Rossi, Jorge Lorenzo oder Marc Marquez zum Deutschland-Grand-Prix der Motorrad-Weltmeisterschaft ab Freitag in Sachsen die Ehre geben, gehören die deutschen Piloten aber auch dieses Mal nicht zum Favoritenkreis.

Die Leistungskonstanz konnten sie in diesem Jahr bisher nicht nachweisen. Allen voran Jonas Folger. Der Moto2-Pilot aus dem deutschen Dynavolt IntactGP-Team galt als einer der großen Favoriten auf den Titel und untermauerte das zu Saisonbeginn mit zwei Podestplätzen. Doch ab dem Moment, als er einen Vertrag beim französischen Tech3-Yamaha-Team für das kommende Jahr in der MotoGP unterschrieb, ging es bergab.

Folger macht das an technischen Veränderungen an seiner Kalex fest. Sein Teamchef Jürgen Lingg glaubt aber auch an psychischen Druck, der seit dem zeitig veröffentlichten Wechsel auf ihm lastet. Sei es drum: Auf dem Sachsenring wird Folger wieder zu alten Einstellungen zurückkehren. Damit hofft er, wieder um Podestplätze kämpfen zu können.

Von denen ist sein Teamkollege Sandro Cortese derzeit meilenweit entfernt. Der Berkheimer - 2012 nach 41 Jahren Wartezeit bislang letzter deutscher Heim-Grand-Prix-Sieger - erlebt ein Seuchenjahr mit technischen Problemen und Verletzungen. Bislang sah er die Top-10-Ränge nur aus der Entfernung. Er klammert sich derzeit an jeden Strohhalm. „Ich denke, auf dem zwölften Platz von Assen können wir aufbauen“, sagt der Italo-Schwabe.

Im Schatten der beiden IntactGP-Piloten sollte sich Marcel Schrötter entwickeln. Seit er im spanischen AGR-Team auf konkurrenzfähigem Material fährt, steht er verstärkt im Fokus. Noch konnte er sein Potenzial in diesem Jahr nicht abrufen. „Ein Platz unter den besten Zehn wäre am Sachsenring eine gute Leistung“, gibt er das Ziel aus.

Einen eindeutigen Favoriten gibt es in dieser umkämpftesten aller drei Klassen nicht. Die WM-Wertung wird von den punktgleichen Johann Zarco aus Frankreich und Alex Rins aus Spanien angeführt. Der Brite Sam Lowes folgt mit fünf Punkten Abstand und auch der Schweizer Tom Lüthi ist im Kampf um die Krone nicht chancenlos.

Das ist in der kleinsten Kategorie Philipp Öttl. Doch der Bayer musste wegen eines gebrochenen Handgelenks zweimal pausieren und ringt nun wieder um Anschluss. Mit ihm gehen zwei deutsche Wild-Card-Piloten an den Start: Lokalmatador Max Kappler und Tim Georgi dürfen ihr Können beweisen. Wunderdinge sind von den beiden jedoch nicht zu erwarten.

Sie wollen vor allem von Fahrern wie dem Südafrikaner Brad Binder lernen. Der könnte mit einem weiteren Erfolg schon jetzt einen großen Schritt in Richtung ersten Titelgewinn machen. Zumal seine Verfolger Jorge Navarro aus Spanien und Romano Fenati aus Italien ebenfalls Konstanz vermissen lassen.

Das trifft nicht auf Stefan Bradl, dem einzigen deutschen MotoGP-Piloten, zu. Der Zahlinger fährt auf der immer noch in der Entwicklung steckenden Werks-Aprilia beachtliche Resultate ein. Was ihm allerdings auch nicht den Job für die nächste Saison rettete. Deshalb ist der Auftritt des bayrischen Schwaben auf dem Sachsenring auch noch einmal eine Bewerbung für andere Arbeitgeber.

Der Kampf der drei besten Rennfahrer dieser Tage - Rossi, Lorenzo, Marquez - steht dann im Mittelpunkt. Nicht erst in dieser Saison liefern sie sich auf und neben der Rennstrecke harte sportliche wie verbale Kämpfe. Sehr zur Freude der Fans, die teileweise nur wegen der drei MotoGP-Piloten zum Sachsenring kommen.