Beginnt Abschiedstour in Sachsen? - Bradl auf der Suche

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Tschüss MotoGP. Oder doch nicht? Für Stefan Bradl könnte am Freitag mit dem ersten freien Training zum Großen Preis von Deutschland auf dem Sachsenring die Abschiedstour aus der Motorrad-Weltmeisterschaft beginnen.

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Nach seiner Ausbootung beim Aprilia-Werksteam muss sich der Zahlinger etwas Neues suchen. Und da alle erfolgversprechende Plätze in der MotoGP vergeben sind, schielt Bradl auch in Richtung Superbike-WM. Wenngleich in der MotoGP noch nicht alle Türen zugeschlagen sind.

„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das 600-Kubikzentimeter-Moto2-Motorrad für mich nicht mehr ganz so interessant ist wie ein 1000-Kubikzentimer-Superbike“, sagte Bradl, nachdem er offiziell von seinem Aus bei Aprilia informiert worden war. Zu einem Zeitpunkt, da fast alle Teams so früh wie noch nie ihre Pilotenplätze vergeben hatten. Dabei deutete lange Zeit Einiges darauf hin, dass Bradl bei Aprilia gute Karten hat. Immerhin war er es, der das Motorrad in den vergangenen eineinhalb Jahren konkurrenzfähiger machte und früher als gedacht mit seinem spanischen Kollegen Alvaro Bautista Top-10-Plätze erkämpfte. Ob diese Entwicklung mit seinem Nachfolger Aleix Espargaro aus Spanien in dieser Geschwindigkeit fortgesetzt werden wird, ist fraglich.

Eine Bleibe-Option wäre das Ducati-Team Avintia. Eine Rückkehr in seine Erfolgsklasse Moto2 kann sich der 26-Jährige dagegen kaum vorstellen. 2011 holte er sich dort den WM-Titel. Zwei Teams - Marc VDS und Dynavolt IntactGP - zeigen Interesse an Bradl. Doch ihn reizt die Geschwindigkeit und Kraft der 1000er Maschinen. Und die Aussicht auf vordere Plätze in der Superbike-WM, auch wenn diese nur die zweite Reihe darstellt. Nach den Jahren des Kampfes um Ränge jenseits der Top-6 irgendwie verständlich.

„Außerdem habe ich bei Aprilia die Vorteile eines Werkteams miterlebt und erlebe es jetzt noch mit. Da gibt es mehr Manpower, mehr Budget und so weiter“, sagte Bradl dem Fachmagazin „Speedweek“. Deshalb reize es ihn, in einem Top-Superbike-Team anzutreten. „Ich will nicht behaupten, die Superbike-Teams haben sich um mich gerissen. Aber es haben gute Gespräche stattgefunden. Ich spüre, dass man mir in der Superbike-WM einiges zutraut“, glaubt Bradl.

Trotz der noch ungeklärten Vertragslage für die nächste Saison wird der bislang einzige deutsche MotoGP-Pilot bis zum Jahresende Vollgas für Aprilia geben. Und damit am Sachsenring beginnen. Denn noch ist der Verbleib beziehungsweise eine spätere Rückkehr in die Motorrad-Weltmeisterschaft nicht ausgeschlossen. Entsprechende Erfolge vorausgesetzt, könnten einige Teams schon bald wieder die Fühler nach dem bayrischen Schwaben ausstrecken. Und deshalb will er sich nicht hängen lassen. „Wenn ich so schaue, dann sind Dovizioso, Crutchlow, Bautista und Pedrosa vier Jahre älter als ich, auch Lorenzo, Rossi ist mehr als zehn Jahre älter. Sie werden nicht mehr ewig fahren“, sagte Bradl.