Audi hält sich nach Ekström-Ausschluss zurück
Nürnberg (dpa) - Nach der Wasserflaschen-Affäre beim DTM-Klassiker am Norisring tritt Audi verbal auf die Bremse.
Der nachträglich disqualifizierte Rennsieger Mattias Ekström, ITR-Chef Hans Werner Aufrecht und DMSB-Präsident Hans-Joachim Stuck äußerten sich einen Tag nach dem fünften Lauf zum Deutschen Tourenwagen Masters in Nürnberg erst gar nicht zum möglicherweise folgenreichen Ausschluss des schwedischen Ex-Champions. Insider befürchten bereits, dass der Konzern mit den vier Ringen wie schon vor knapp 20 Jahren aus der populären Rennserie aussteigen könnte. Zumindest aber droht der DTM ein wochenlanges Hickhack.
Erst einmal muss sich aber das Berufungsgericht des Deutschen Motor Sport Bundes (DMSB) mit dem heiklen Fall befassen. Möglicherweise wird dort die Entscheidung der drei DMSB-Sportkommissare vom späten Sonntagabend wieder korrigiert. Ekström war sein souveräner Erfolg am Dutzendteich Stunden nach Rennende aberkannt worden, weil ihm sein Vater Bengt nach der Zieldurchfahrt im Parc fermé Wasser in die Tasche seines Rennanzuges geschüttet hatte. Dies verstieß aus Sicht der Rennjury gegen die Regeln, weil es eine Gewichtsmanipulation darstellen könnte. Audi hält sich bis zu einem Urteil mit einer Bewertung zurück.
„Das Audi Sport Team Abt Sportsline hat am Sonntagabend fristgerecht Berufung gegen die Entscheidung der Sportkommissare angekündigt. Wir haben nun bis Donnerstag Zeit, die Berufung schriftlich zu begründen“, erklärte Audi-Sprecher Jürgen Pippig der Nachrichtenagentur dpa am Montag. „Deshalb bitten wir um Verständnis, dass wir wegen des schwebenden Verfahrens keine weitere Stellungnahme abgeben möchten.“
Wegen eines angeblichen Verstoßes gegen Paragraf 44 des Sportlichen Reglements der DTM hatten die Stewarts etwa sechs Stunden nach dem Rennen in Nürnberg Ekström von der Wertung ausgeschlossen. Statt des Schweden wurde Mercedes-Pilot Robert Wickens (Kanada) zum Sieger erklärt. Alle anderen Piloten rückten ebenfalls einen Platz nach vorne. Das neue Ergebnis ist allerdings bis zu einer endgültigen Entscheidung des DMSB-Berufungsgerichts vorläufig.
Hans Werner Aufrecht, der Vorstandsvorsitzende des DTM-Rechteinhabers und -vermarkters ITR e. V., und DMSB-Präsident Stuck wollten sich auf dpa-Anfrage zunächst nicht äußern. Möglicherweise ist die Angst zu groß, dass Audi oder der Volkswagen-Konzern nach der umstrittenen Entscheidung Konsequenzen ziehen könnten. Die Ingolstädter haben sich im Juni 1992 schon einmal werksseitig aus der DTM verabschiedet, weil sie sich von der damaligen Motorsportbehörde ONS ungerecht behandelt fühlten. Damals wurde sogar mitten in der Saison der sofortige Rückzug aus der DTM beschlossen.
Ekström wollte sich ebenfalls nicht äußern. Dem Schweden hatte es an seinem 35. Geburtstag buchstäblich die Sprache verschlagen. Auch die feucht-fröhliche Feier am Dutzendteich nach dem vermeintlich ersten Audi-Triumph beim Heimrennen seit elf Jahren wurde nach dem Spruch der Stewarts schlagartig beendet. Zu tief saß der Schock. Im Audi-Lager machte sich Fassungslosigkeit breit.