China-Sieger Rosberg schon wie ein Weltmeister

Shanghai (dpa) - Berauscht von seiner unglaublichen Siegesserie nahm der neue Formel-1-Herrscher Nico Rosberg die Huldigungen von Freunden und Gegnern entgegen.

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„Der Nico war heute in seiner eigenen Welt“, urteilte der geschlagene Ferrari-Star Sebastian Vettel, nachdem er beim ereignisreichen Großen Preis von China mit satten 37,7 Sekunden Rückstand als Zweiter ins Ziel gefahren war. Es war der 13. deutsche Doppelerfolg der Grand-Prix-Geschichte, doch alle sprachen nur von Rosbergs sechstem Sieg nacheinander. „Das hätte ich so nie erwartet“, bekannte der Mercedes-Pilot.

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Völlig unbeeindruckt vom wilden Spektakel in Shanghai gewann Rosberg auch das dritte Rennen des Jahres. Dank der Maximalausbeute von 75 Punkten hat er nun schon 36 Zähler Vorsprung auf Titelverteidiger Lewis Hamilton, der sich nach einem Pannen-Wochenende mit zwei Defekten und einem Unfall am Start im zweiten Silberpfeil auf Platz sieben geschleppt hatte. „Wir sind gestolpert, aber wir stehen wieder auf und kommen stärker zurück“, versprach Hamilton.

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Rosberg aber wollte einfach den Moment genießen. „Ich habe selten ein so gutes Auto gehabt im Rennen“, schwärmte der 30-Jährige und widmete glückselig seinen Erfolg Mutter, Frau und Tochter. Nach einer kurzen Party in der Garage scharte er ein paar Freunde im längst dunklen Fahrerlager um sich, scherzte, lachte und konnte seinen Erfolgslauf kaum fassen. „Für mich war das weltmeisterschaftlich“, lobte Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda.

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Laut Statistik zumindest kann Rosberg jetzt schon seine erste Titelfeier planen. Sechs Mal in der Historie gelangen einem Fahrer mindestens drei Siege zum Auftakt eines WM-Jahres, jedes Mal wurde dieser Fahrer dann auch Weltmeister. „Die hatten aber Lewis Hamilton nicht als Teamkollegen“, warnte Rosberg und erklärte: „Es ist die längste Saison der Formel-1-Geschichte, es kommen noch 18 Rennen.“

Das ist auch die Hoffnung von Ferrari und Vettel. „Ich glaube, wir kommen so langsam in Schwung“, sagte Vettel nach seiner wütenden Fahrt auf Rang zwei. Noch voller Adrenalin hatte der Hesse direkt nach dem Rennen den drittplatzierten Russen Daniil Kwjat gemaßregelt, weil er den Red-Bull-Fahrer als Schuldigen für seinen Crash mit Teamkollege Kimi Räikkönen in der ersten Kurve sah. „Du kamst angeschossen wie ein Torpedo“, schimpfte Vettel.

Kwjat, der eine unerwartet starke Vorstellung von Red Bull krönte, reagierte kühl. „Natürlich war es riskant, aber durch diese Manöver kommst du aufs Podium“, sagte er. Auch Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene rief Vettel zur Ordnung: „Es ist nicht richtig, mit dem Finger auf andere zu zeigen.“ Weil Unfallopfer Räikkönen es trotzdem noch auf Platz fünf schaffte, endete der Tag für Ferrari zumindest einigermaßen versöhnlich. Vettel ist nun WM-Vierter mit 42 Punkten Rückstand, Räikkönen liegt weiter fünf Zähler dahinter.

Doch Mercedes und vor allem Rosberg scheint derzeit nicht beizukommen. Weder von der Startniederlage gegen Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo noch vom Chaos auf den ersten Kilometern, einer frühen Safety-Car-Phase oder dem verwegenen Reifenpoker der Verfolger ließ sich der WM-Führende vom Weg abbringen. Kühl, präzise und fehlerlos fuhr Rosberg das Rennen nach Hause, während sich die Konkurrenten hinter ihm in zahlreichen Duellen aufrieben. „Ich habe bis zum Ende Vollgas gegeben, es hat so viel Spaß gemacht“, sagte Rosberg.

Für Nico Hülkenberg hielt sich das Vergnügen dagegen in Grenzen. Er kam im Force India nicht über Rang 15 hinaus, nachdem er wegen einer zu langsamen Anfahrt auf die Box mit einer Fünf-Sekunden-Strafe büßen musste. Immerhin sicherte sich der Rheinländer die schnellste Rennrunde. Manor-Fahrer Pascal Wehrlein belegte Rang 18. Chance auf Besserung bietet sich am 1. Mai beim Rennen im russischen Sotschi.

Dann will Dominator Rosberg seinen Erfolgszug fortsetzen. „Natürlich habe ich jetzt einen Vorteil. Und daraus will ich das Beste machen“, sagte der gebürtige Wiesbadener. Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg - das klingt inzwischen wahrscheinlicher denn je zuvor.