Cortese gewinnt weltmeisterlich - Alle WM-Titel weg

Phillip Island (dpa) - Beim Klang der deutschen Nationalhymne lächelte Sandro Cortese auf dem Podest versonnen vor sich hin. Im Stile eines Champions hatte der Berkheimer beim Motorrad-Grand-Prix von Australien seine erste Woche als Weltmeister mit dem fünften Saisonsieg gekrönt.

Mit Lockerheit und Geduld fuhr Cortese in der Klasse Moto3 seinen Konkurrenten davon und verschönte mit der Triumphfahrt seinem Vater den Geburtstag. „Das war ein Sieg für ihn, der mich in die Weltmeisterschaft gebracht hat, mich von klein auf hochgebracht hat. Ein dickes Dankeschön an ihn“, sagte Cortese, nachdem er seinen Vater im Zielraum geherzt hatte.

Eine Woche nach dem 22-Jährigen haben in Phillip Island auch die anderen Titelkandidaten ihren WM-Sieg perfekt gemacht. In der Klasse Moto2 reichte dem Spanier Marc Marquez ein dritter Rang, um bereits vor dem abschließenden Grand Prix in Valencia am 11. November Nachfolger von Stefan Bradl zu werden.

Jorge Lorenzo sicherte sich in der Königsklasse MotoGP mit einem zweiten Platz seinen zweiten Titel nach 2010. Dabei profitierte der Spanier vom Ausfall seines Landsmannes und Verfolgers Dani Pedrosa wegen eines Sturzes. Als Sieger seines Heimrennens vollbrachte der Australier Casey Stoner das Kunststück, zum sechsten Mal in Serie zu gewinnen. Der Vorjahresweltmeister beendet nach dieser Saison seine Karriere.

Ein couragiertes Rennen fuhr einmal mehr Stefan Bradl. Der Zahlinger überquerte als Sechster den Zielstrich und verpasste nach hartem Kampf mit Andrea Dovizioso (Italien) und Alvaro Bautista (Spanien) nur knapp die Wiederholung seines besten Resultates. In Italien war er Vierter geworden.

Für Sandro Cortese endete „die beste Woche des Jahres“ mit einer einsamen Sektdusche. Da der Portugiese Miguel Oliviera als Zweiter und Arthur Sissis aus Australien auf Rang drei mit ihren erst 17 Jahren nicht volljährig sind, bekam nur der Berkheimer zusätzlich zur silbernen Siegerschale auch noch eine Flasche Schampus.

„Es hat mir extrem viel Spaß gemacht, natürlich mit dem Titel in der Tasche, die Lieblingsstrecke zu genießen“, meinte Cortese völlig gelöst. Im Qualifikationstraining hatte er sich bereits den ersten Startplatz gesichert. Und während des Rennens konnte ihn nicht einmal die Kollision mit einer fliegenden Möwe aus dem Rhythmus bringen. „Egal, was am Wochenende passiert ist, ob es geregnet hat oder windig war, mir hat es einfach riesigen Spaß gemacht. Es war schon ein spezielles Rennen“, sagte Cortese.

Den Sieg wollte ihm eigentlich auch Jonas Folger streitig machen. Von Platz zwei war er ins Rennen gestartet. Allerdings zu schnell. Wegen eines Fehlstarts wurde der Bayer aus Schwindegg wie weitere vier Piloten mit der Durchfahrt der Boxengassen bestraft und fiel so aus der Spitzengruppe ins hintere Mittelfeld zurück. Als Elfter sammelte er dennoch fünf WM-Punkte.

„Ich habe gezuckt. Ich habe dann gleich wieder die Kupplung gezogen und auf die Bremse gedrückt, damit ich stehenbleibe und gehofft, dass sie mich nicht gesehen haben beziehungsweise, dass sie ein Auge zudrücken. Aber...“, berichtete er mit einem Schulterzucken.