Das umtriebige Geschäftsleben des Bernie Ecclestone
Berlin (dpa) - Beim Gedanken an seinen 84. Geburtstag kommt Bernard Charles - kurz: Bernie - Ecclestone mittlerweile ins Grübeln.
„Ich muss dieses Jahr wahrscheinlich anfangen darüber nachzudenken, ob ich in meinem 85. Jahr das weitermachen will, was ich so verdammt viele Jahre mache“, sagte er vor einigen Wochen dem britischen „Mirror“. Seit fast 40 Jahren schaltet und waltet Ecclestone in der Formel 1. 1977 übernahm der Brite die Werberechte auf den Grand-Prix-Strecken, ein Jahr später kaufte Ecclestone die Fernsehrechte - der Beginn einer einzigartigen Karriere.
Nie unumstritten, aber praktisch immer unangefochten. Wenn es kritisch wurde, wusste sich Ecclestone bislang immer zu helfen. Getreu der Devise „Teile und herrsche“ regiert der 1,58 Meter kleine Zampano, zu dem letztlich seit vier Jahrzehnten alle in der Formel 1 aufschauen (müssen). Erst recht, wenn er mit den Spitzen aus Politik, Showbranche oder Sport durch die Startformationen seiner weltumspannenden und milliardenschweren Rennserie schlendert.
Seine eigene Pilotenkarriere war hingegen deutlich kürzer und weit weniger erfolgreich. Als Teenager noch Sozius von Seitenwagen-Weltmeister Eric Oliver, wechselte Ecclestone Anfang der 1950er auf vier Räder. Es folgte eine Massenkarambolage gleich beim ersten Rennen in Brands Hatch, zudem verpasste Qualifikationen inklusive aufgeflogener Trickserei. Er selbst war zu langsam, also bat er zwei andere Piloten, an seiner Stelle Gas zu geben. Das flog auf.
Der Geschäftsmann Ecclestone ist seit den ersten umtriebigen Tagen deutlich erfolgreicher. Ecclestone baute ein hochkompliziertes und praktisch undurchschaubares Unternehmensgeflecht auf, er gilt als knallharter Verhandlungspartner. Er ist es, der den Daumen hebt oder senkt.
Im Fall der deutschen Rennstrecken am Fuße der Nürburg und in Hockenheim kam Ecclestone den Betreibern immerhin insofern entgegen, dass die horrenden Startgebühren neu verhandelt und letztlich gesenkt wurden. Zugleich erobert er weiter neue Märkte, in diesem Jahr kommt Russland hinzu. Als Ecclestone den Vertrag unterzeichnete, stand Wladimir Putin lächelnd hinter ihm.
Allerdings ist Ecclestone keiner, der mit seinem Status, seinem Reichtum und seinen Kontakten auf höchster Ebene hausieren geht. In einem eher unspektakulären und schlichten Büro empfängt er seine Gäste am Rande des Londoner Hyde Parks. Er trägt immer weißes Hemd und schwarze Hose, dazu die große Nickelbrille. Für die Show in der Familie Ecclestone ist eher die schillernde Tochter Tamara zuständig.
Ecclestone ist aber nicht nur der eiskalte Geschäftsmann. Als Fahrer-Manager hatte er den Unfall-Tod von Jochen Rindt verkraften müssen. „Der härteste Schlag in meinem Leben“, sagte er.
Nun aber droht dem Sohn einer Arbeiterfamilie aus dem südenglischen Bexleyheath ein weiterer ganz schwerer Schlag. Vom 24. April an muss sich Ecclestone in München vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Bestechung in zigfacher Millionenhöhe. „Das Ganze ist doch nur so ein sehr kleiner Teil meines Lebens, das eigentlich keine Rolle spielen sollte“, findet er. Zumindest die Münchner Staatsanwälte sehen es anders.
Stationen in der Karriere von Bernie Ecclestone:
Bernard Charles ECCLESTONE, geboren am 28. Oktober 1930 in London
1950: Als Fahrer in einem Rahmenrennen eines Formel-1-Grand-Prix am Start
1958: Scheitert im eigenen Wagen bei den Qualifikationen für die Formel-1-Rennen in Monte Carlo und Silverstone
1958 bis 1959: Manager von Formel-1-Pilot Stuart Lewis-Evans (1959 tödlich verunglückt) 1966 bis 1970: Manager von Formel-1-Pilot Jochen Rindt (1970 tödlich verunglückt)
1971 bis 1987: Besitzer des Brabham-Rennstalls (Weltmeister 1983/Nelson Piquet)
1971: Ecclestone ist für den Zusammenschluss aller Formel-1-Teams verantwortlich (Formula One Constructors Association)
1977: Ecclestone kauft die Werberechte
1978: Ecclestone kauft die TV-Rechte
2000: Ecclestone verkauft Dreiviertel der SLEC (die Kürzel stehen für seine damalige Frau Slavica Ecclestone) Holding Ltd. an EM.TV
2005/6: Verkauf der Formel 1 an den britischen CVC Capital Partners
seit 2006: Als Geschäftsführer Formel 1 von CVC eingesetzt