DTM-Fahrer Timo Glock: „Dazu da, eine Show zu bieten“
Spielberg (dpa) - Vom Kampf um den Titel ist Timo Glock zwar weit entfernt, für Unterhaltung sorgt der ehemalige Formel-1-Pilot in der DTM aber trotzdem. So wie es von ihm erwartet wird.
„Wir sind ja auch dazu da, eine Show zu bieten. Das ist ein Mix aus Emotionen und dem Wissen, dass die Kamera voll drauf hält“, begründet er vor dem Rennen in Spielberg am Sonntag seine geballten Fäuste im Cockpit nach Rempeleien mit Kollegen. „Ich habe mich natürlich, weil ich wusste, ich habe die ein oder andere Kamera im Auto, auch bewusst aufgeregt“, sagt er etwa über den Lackaustausch mit Edoardo Mortara (Audi) in Budapest. Nach dem Lauf war noch mit dem Helm auf dem Kopf und erhobenem Zeigefinger zu dem Italiener gegangen, um sich über die Zweikämpfe zu beschweren.
Trotz allem - ungespielten - Ärger nach dem Null-Punkte-Rennen in Ungarn: Für den „normalen Sportfan, der sich sonntags Sport im Ersten anschaut“, seien solche Aktionen wichtig, findet der BMW-Fahrer. Der wolle „darüber lachen, wenn der Glock die Tür seines Autos wegwirft oder der Spengler dem Ekström den Stinkefinger zeigt. Aber nicht darüber nachdenken, was mit den ganzen Strafen ist“, meint Glock - und ist so schnell bei einem leidigen Thema: Kritik am Deutschen Tourenwagen-Masters.
Zu kompliziert in den Strafen und Regeln, nicht genug Fahrzeit an den Rennwochenenden und eine zu lange Winterpause sind die Kernpunkte dessen, was neben den Fans auch Piloten wie Timo Scheider (Audi) oder eben Glock den Verantwortlichen der Tourenwagenserie immer wieder vorwerfen. Deren Hauptargument gegen mehr als die zehn Rennen einer Saison ist meistens das Geld.
Glock mag diese Begründung nicht. „Wenn ich in die DTM gehen will und dabei Geld sparen, dann ist man am falschen Ende. So aggressiv könnte ich das jetzt sagen“, erzählt der 32-Jährige vor der Rückkehr nach Österreich, wo er vergangene Saison mit Rang drei den ersten Podestplatz seiner noch jungen DTM-Karriere feierte.
In mehr Rennen oder einen zweiten Lauf am Wochenende zu investieren würde sich seiner Meinung nach lohnen - für alle. „Die Rechenfrage ist doch: Wie viel Geld kostet es und was ist der Outcome danach? Wenn ich weniger auf der Strecke bin, ist der Outcome geringer und es heißt, wir müssen Geld sparen, denn die DTM bringt uns nicht viel. Aber wenn ich doch mehr unterwegs bin, dann kostet das klar mehr Geld, aber das Feedback ist auch ein ganz anderes“, argumentiert er. „Das ist wahrscheinlich zu einfach. Aber in meinen Augen sind wir da, um Leute an die Rennstrecke zu bringen und Zahlen im TV nach oben zu treiben.“
Denn grundsätzlich, daran lässt Glock vor dem sechsten Saisonrennen keinen Zweifel, sei die DTM als Produkt „sehr, sehr gut. Supergut. Das ist eine der besten Plattformen, die man sich vorstellen kann“, lobt er - und möchte auch noch einige Zeit dabei bleiben. „Ich habe momentan sehr viel Spaß am Rennen fahren und würde mich freuen, wenn ich das noch ein paar Jahre fortsetzen kann. Ich bin selten bei einem großen Hersteller im Auto gesessen, wo ich so viel Spaß gehabt habe.“
Selbst ein Job als Hilfskraft, um die Gesamtführung von Markenkollege Marco Wittmann etwa vor dem ersten Verfolger Mattias Ekström (Audi) zu verteidigen, würde daran nichts ändern. „Nein. Überhaupt nicht. Weil ich weiß, wenn ich in der Situation wäre, würde es auch nicht anders gemacht werden. Da ist BMW sehr klar und transparent.“
Die eigenen Ziele verliert der gebürtige Wersauer dabei aber nicht aus den Augen. „Ich möchte Punkte einfahren in jedem Rennen. Ich hoffe, dass mir das gelingt“, sagt Glock. Momentan ist er mit 18 Zählern Zwölfter der Gesamtwertung, aber: „Top Ten wäre schön.“