DTM feiert sich selbst, aber: „Format überdenken“

Hockenheim (dpa) - Die letzte DTM-Party des Jahres dauerte bis in den frühen Morgen. Trotz viel guter Laune vor der langen Winterpause weiß Serienchef Hans Werner Aufrecht aber um die Aufgaben vor dem ersten Rennen am 4. Mai kommenden Jahres.

„Wir müssen uns die Frage stellen, was wir tun können, um die Zuschauer noch mehr zu faszinieren“, sagte der Vorsitzende von DTM-Rechteinhaber und -Vermarkter ITR in einem Interview auf „motorsport-magazin.com“. „Wir müssen zum einen das Format überdenken und uns auch fragen, ob wir Stars in der DTM brauchen. Ich sage: ja.“

Bevor es zu notwendigen Veränderungen kommt, trafen sich aber alle Beteiligten des Deutschen Tourenwagen Masters vom Mechaniker bis hin zu den Motorsportchefs in der Hospitality von Champion Mike Rockenfellers Arbeitgeber Audi zur großen Abschluss-Sause - und hatten dabei auch etwas zu feiern.

Die Gastgeber bejubelten neben dem Fahrertitel den Erfolg von Phoenix in der Teamwertung. BMW freute sich über den ersten DTM-Sieg von Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock und die Titelverteidigung in der Markenmeisterschaft. Mercedes war glücklich über den versöhnlichen Abschluss mit Rang zwei von Roberto Merhi. Und auch die Chefs der Rennserie waren happy, weil sie zuvor trotz Wetterkapriolen und Kritik von verschiedenen Seiten gut gefüllte Tribünen am 70 000 Zuschauer fassenden Hockenheimring gesehen hatten.

Entsprechend stolz war DTM-Boss Aufrecht zu später Stunde. Das Rennen am Sonntagmittag hatte ihm Beweise dafür geliefert, wie hoch der Unterhaltungswert in der DTM sein kann und wie schön die Geschichten mitunter sind, die die Serie schreibt.

Mercedes-Mann Merhi etwa hatte in seinen 19 DTM-Rennen vor Hockenheim gerade acht Zähler gesammelt. Sein eigener Vorgesetzter, Motorsportchef Toto Wolff, bezeichnete ihn im Laufe der Saison wegen seiner zahlreicher Kollisionen als „Cruise Missile“. Und nun überraschte der 22 Jahre alte Spanier das komplette Fahrerlager mit einer famosen Aufholjagd. Von der letzten Startreihe auf Rang zwei - trotz einer Durchfahrtsstrafe wegen seines Frühstarts.

Auch Glock lieferte schöne Bilder. Als erstem ehemaligen Formel-1-Piloten seit Mika Häkkinen im Juli 2007 gelang dem 31-Jährigen in der DTM ein Sieg - und das in seinem letzten Rennen als Rookie. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich die Fahne der Ex-Formel-1-Fahrer hochhalten konnte“, sagte der BMW-Fahrer. Noch im Auto hatte er via Boxenfunk vor Freude gebrüllt, weil sich seine Beharrlichkeit beim Fahrzeug-Setup endlich ausgezahlt hatte.

Hartnäckig ist auch Aufrecht, wenn es darum geht, „seine“ DTM weiterzuentwickeln. Beim TV-Partner ARD habe er bereits darum gebeten, statt den Herstellern die Fahrer bei der Übertragung mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Auch am Reglement soll für die Jubiläumssaison gefeilt werden.

Wenn die Serie 30 Jahre nach dem ersten DTM-Rennen 1984 in Hockenheim wieder startet, sollen Optionsreifen und DRS zwar weiterhin für viele Überholmanöver sorgen. Das aber mit weniger Verwirrung bei den Fans. „Das Verständnis der Rennen muss für den Zuschauer in Zukunft wieder besser werden“, sagte Aufrecht. Damit alle was zu feiern haben.