Ex-Könige und Kronprinzen: Formel 1 im Flutlicht Bahrains

Sakhir (dpa) - Im Sonnenuntergang über der Wüste von Sakhir flanierte Formel-1-Herrscher Bernie Ecclestone zufrieden durch die Startaufstellung. Bahrains Kronprinz Salman bin Hamad bin Isa Al Chalifa machte dem Formel-1-Tross die Aufwartung ebenso wie Spaniens ehemaliger König Juan Carlos.

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Der Aufruf der Menschenrechtsorganisation Amnesty International verhallte in Bahrain offenbar ungehört. „Hinter den schnellen Autos und den Siegerrunden lügt eine Regierung, die den Würgegriff bei jedem Rest von Meinungsverschiedenheit verstärkt“, hatte James Lynch, Stellvertretender Direktor für den Mittleren Osten und Nordafrika bei AI unmittelbar vor dem Großen Preis von Bahrain erklärt.

An diesem Wochenende wollten die Verantwortlichen von Bahrain wie in den Jahren zuvor den Grand Prix wieder dazu nutzen, das Land als eines darzustellen, das offen ist, auch für Reformen. „Das ist aber weit weg von der Realität“, hieß es in dem Statement von Amnesty, in dem sie die Freilassung politisch Gefangener, die nur friedlich ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hätten, und eine „Vollbremsung“ der Unterdrückung forderten.

An der Strecke aber bot sich eine Scheinwelt unter Palmen. Ein so gut wie perfekt organisiertes Rennen. Fans wurden mit Shuttle-Bussen an ihren Hotels abgeholt und wieder zurückgebracht. Parallel zur Start- und Zielgeraden hatten die Organisatoren keine Wünsche der Besucher auf dem Bahrain International Circuit - je nach Verkehr etwa 40 bis 50 Minuten vom Stadtzentrum Manamas entfernt - offen gelassen.

Eine riesige Bühne, auf der internationale Künstler abends Konzerte gaben. Lasershows, Liegewiesen, Spielmöglichkeiten für Kinder, Trapezartisten in einem Riesenrad, dazu reichlich Kioske fürs leibliche Wohl und den Shisha-Genuss.

Die Räder der Unterdrückung würden sich aber weiter drehen, bekräftigte Amnesty. Die „alarmierende Erosion der Menschenrechte“ in Bahrain in den vergangenen Jahren bedeute, dass jeder, der es wage, die Autoritäten zu kritisieren, ernsthafte Strafen riskiere, hieß es von den Menschenrechtlern.

Die Formel 1 tritt seit 2004 in Bahrain, einem Archipel aus 33 Inseln, an. Zum dritten Mal nacheinander fand das Rennen als Flutlicht-Grand-Prix statt, die Bilder von dem Kurs in der Wüste von Sakhir sind spektakulär. Öffentliche Proteste, wie in vorangegangenen Jahren, blieben diesmal praktisch aus. Das Polizeiaufgebot um die Strecke und auf dem Weg dorthin schien auch geringer zu sein als bei vorherigen Ausgaben.

2011 war der Große Preis von Bahrain abgesagt worden nach der Niederschlagung politischer Proteste, bei denen auch Menschen ums Leben gekommen waren. Es ging und geht vor allem darum, dass sich die schiitische Bevölkerungsmehrheit von der sunnitischen Königsfamilie benachteiligt fühlt.

In Bahrain gibt es nach Angaben des deutschen Auswärtigen Amtes keine Parteien, „jedoch politische „Vereinigungen““. Die 18 schiitischen Abgeordneten der größten Oppositionsvereinigung al-Wifaq hätten im Zuge der Unruhen vom Februar und März 2011 ihr Mandat niedergelegt. Sie hätten sowohl die Nachwahlen vom Herbst 2011 als auch die Parlamentswahlen im November 2014 boykottiert.