Fahrer-WM vertagt: Vettel wird Zweiter hinter Hamilton
Austin (dpa) - Auf dem Siegerpodest musste Sebastian Vettel den Cowboy-Hut vor seinem Bezwinger ziehen und auf die vorzeitige Titelparty verzichten. Beim Formel-1-Ritt in Texas verhinderte Lewis Hamilton im McLaren nach rundenlanger Jagd einen Sieg des Red-Bull-Piloten.
Der Erfolg des danach wie ein Flummi auf seinem Auto herumhüpfenden Briten freute auch Vettels WM-Widersacher Fernando Alonso. Der Spanier landete nicht zuletzt dank einer Ferrari-Finte noch vor dem Start zum Großen Preis der USA nur einen Platz hinter dem Hessen. Dennoch reicht Vettel am kommenden Sonntag in Sao Paulo beim Finale furioso bereits ein vierter Rang, um als dritter Fahrer in der Formel-1-Geschichte drei WM-Titel in Serie zu holen.
„Wir können sehr happy sein, sehr happy“, funkte Vettel seiner Mannschaft, die sich auch noch über den dritten WM-Gewinn in Serie in der Konstrukteurswertung freuen durfte. „Fürs Team ist es fantastisch. Die Jungs dürfen sich heute Abend natürlich ein Bier aufmachen“, kündigte Vettel an: „Und ich bin dabei.“ Bis Dienstag wird der 25 Jährige in Austin bleiben, dann geht es weiter zum letzten Saisonlauf nach Brasilien.
„Alles hängt am nächsten Wochenende von den Fahrern ab“, meinte Red-Bull-Teamchef Christian Horner zu bevorstehende Showdown in Interlagos. „Wir wollten unsere WM-Hoffnungen am Leben halten. Nach diesem Wochenende ist dieses Podium wie ein Sieg für uns. Dass wir nur drei Punkte verlieren, hätte wohl niemand gedacht“, betonte Vettels einzig noch verbliebener Widersacher Alonso.
Den womöglich entscheidenden Schachzug, um weiter im WM-Rennen gegen Vettel bleiben zu können, machte der Red-Bull-Rivale schon vor dem Start. „Jeder, der in unserer Position ist, würde das auch machen“, sagte Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali in beeindruckender Ehrlichkeit nach dem Rennen. Vor dem Lauf hatte am Wagen von Felipe Massa ganz plötzlich das Getriebe gewechselt werden müssen, der Brasilianer selbst konnte sich ein vielsagendes Grinsen nicht verkneifen. Vettel tat die Ferrari-Finte lapidar ab: „Das ist nicht unsere Sache.“
Durch die Zurückversetzung von Massa rutschte Alonso noch einen weiteren Platz nach vorne. Und: Der Champion von 2005 und 2006 durfte als Siebter von der besseren sauberen Seite ins Rennen starten. Als die Roten Ampeln dann ausgingen, hielten die 120 000 Zuschauer auf dem nagelneuen Circuit of the Americas den Atem an. Alonso katapultierte sich binnen weniger Sekunden an Nico Hülkenberg im Force India, Abu-Dhabi-Sieger Kimi Räikkönen im Lotus und auch noch Rekordchampion Michael Schumacher im Mercedes vorbei.
Noch weiter vorn wurde schnell deutlich, dass es für Vettel keine Spazierfahrt auf dem 5,513 Kilometer langen Kurs würde. Nachdem er seine 36. Karriere-Pole souverän verteidigt hatte, konnte er den künftigen Mercedes-Piloten Hamilton nicht abschütteln. Der Brite blieb in Sekunden-Abstand hinter Vettel, dessen Fan-Club in Heppenheim jedes Manöver gebannt beim Public Viewing verfolgte.
Vettel sah hingegen vor allem den immer größer werdenden McLaren im Rückspiegel. Und dann auch das noch: In Runde 18 von insgesamt 56 rollte der Red Bull von Teamkollege Mark Webber aus: Schon wieder sorgte eine kaputte Lichtmaschine für einen Red-Bull-Ausfall. Zum Glück für Alonso, der dadurch auf Rang drei vorrückte.
Noch weiter vorne ließen Hamiltons Attacken etwas nach, der Champion von 2008 kam als erster zum Reifenwechsel, unmittelbar dahinter Alonso. Eine Runde später bekam auch Vettels Rennwagen Abbey die harten Pirelli-Pneus aufgezogen. Alles lief wie geschmiert beim Renn- und WM-Spitzenreiter: Alonso verlor bei seinem Boxenstopp einige Sekunden, konnte letztlich aber seinen dritten Rang halten. Vettels noch größeres Problem hieß sowieso Hamilton: Auf der langen Geraden kam der Engländer immer wieder gefährlich nah. In der 42. Runde war es soweit: Vettel konnte die Attacke nicht mehr verhindern. Die vermeintlichen 20 Punkte Vorsprung zu diesem Zeitpunkt auf Alonso mit Blick aufs Finale schmolzen auf 13.
Für Hamilton, der sich schon länger aus dem WM-Kampf verabschiedet hat, war es der 21. Sieg. „Sich mit den Red Bull und Sebastian zu messen, ist eine echte Herausforderung. Aber wir haben es geschafft“, meinte der Brite. Für Vettel, der sich zum Schluss noch die schnellste Rennrunde sicherte, war es der sechste Podiumsplatz in den vergangenen sechs Rennen.
Neben dem 25 Jahre alten Hessen, der 2007 beim bis dato letzten USA-Rennen seinen Einstieg in die Formel 1 gefeiert hatte (Sieger damals: Hamilton), schaffte es aus deutscher Sicht nur noch Hülkenberg als Achter in die Top Ten. Schumacher wurde in seinem vorletzten Formel-1-Rennen deprimierender 16, Rosberg landete drei Plätze davor. Glock kam auf Rang 19.