Feuer nach Siegsensation - Vettel-Schaden in Grenzen

Barcelona (dpa) - Sebastian Vettel verstand die Rennkommissare nicht, Michael Schumacher motzte nach seinem Auffahrunfall, und das Sensationssieger-Team erlebte noch Schrecksekunden mit einem Feuer in der Box.

Für die deutschen Formel-1-Stars wurde der Große Preis von Spanien mit Überraschungssieger Pastor Maldonado ein Rennen zum Vergessen. Vettel rettete mit Rang sechs immerhin noch die WM-Führung in der Formel 1 vor dem nun punktgleichen Spanien-Zweiten Fernando Alonso im Ferrari.

Nach dem Sieg zuletzt in Bahrain hatte der Vorjahressieger aus Heppenheim diesmal im Red Bull aber zu keiner Zeit Chancen auf einen erneuten Erfolg. „Williams war vor zwei Wochen im Nirgendwo und ist diesmal allen um die Ohren gefahren, das ist schwer zu verstehen. Für uns war es sicherlich ein drunter und drüber“, kommentierte Vettel.

Das galt letztlich auch für das Siegerteam Williams, das zuletzt 2004 gewonnen hatte. Zwei Stunden nach dem vielumjubelten Rennende stieg mächtiger Rauch aus der Box der Briten auf. Bei dem Feuer sollen insgesamt neun Personen verletzt worden sein. Polizei, Feuerwehr sowie das Rote Kreuz waren im Einsatz.

Für Schumacher war der Arbeitstag nach seinem vorzeitigen Aus längst noch nicht beendet. Noch im Kiesbett nach seinem Auffahrunfall in Runde 13 hatte er Vordermann Bruno Senna als „Idiot“ bezeichnet. Er gab dem Brasilianer die Schuld. Die Rennkommissare sahen es nach Anhörung der beiden anders und straften Schumacher nachträglich für die Startaufstellung in Monte Carlo ab: Er muss im Fürstentum fünf Plätze zurück.

Sein Mercedes-Teamkollege und China-Sieger Nico Rosberg kam in Katalonien auf den siebten Rang. Und auch er verstand die Formel-1-Welt nicht mehr. „Es ist unglaublich, vor zwei Rennen hatten wir absolut das stärkste Auto, und nun sind wir so weit hinten.“

Nach Platz zwei in Bahrain bestätigte indes Rückkehrer Kimi Räikkönen im Lotus seine Form. Die weiteren WM-Anwärter und Vettel-Verfolger Lewis Hamilton und Jenson Button (beide McLaren) mussten sich wiederum mit den Rängen acht und neun begnügen. Dabei war Hamilton vom letzten Platz aus gestartet, nachdem er seine Pole wegen einer Tankpanne an Maldonado hatte abgeben müssen.

Allein die starke Vorstellung in der Qualifikation war schon eine große Überraschung durch den Venezolaner. Im Rennen ließ er sich nicht mal von Alonso nervös machen, auch wenn er die Führung direkt nach dem Erlöschen der Roten Ampeln an den zweimaligen Champion zur Freude der spanischen Fans verlor. 307,104 Kilometer lang machte Maldonado aber so gut wie keine Fehler, auch die Strategie stimmte.

Der Lohn für den 27-Jährigen: Sein erster Sieg im zweiten Formel-1-Jahr und der erste Erfolg für das britische Traditionsteam seit 2004. „Es war viel zu lange seit dem letzten Grand-Prix-Sieg, aber wir haben nie aufgehört, an uns selbst zu glauben“, sagte Teamchef Frank Williams. „Das ist ein wunderbarer Tag“, meinte Maldonado, ehe dunkle Rauchschwaden aus der Williams-Box aufstiegen.

Vettel haderte nach dem Rennen, in das er schon lediglich von Rang sieben gestartet war, mit den Stewards. Sie hatten ihm eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt, weil er nach dem Schumacher-Crash die Gelben Flaggen nicht beachtet haben soll. „Ich denke, ich habe aus Sicht der Stewards irgendwo zu viel Gas gegeben, ich kann es nicht verstehen“, betonte Vettel. Der Weltmeister hatte dadurch rund 20 Sekunden verloren und war zwischenzeitlich vom sechsten auf den zehnten Platz zurückgefallen. Am Ende kämpfte er sich noch einmal auf Rang sechs vor und verteidigte die WM-Führung mit 61 Zählern vor dem punktgleichen Alonso.

Wenig einsichtig zeigte sich Schumacher. Er beharrte vor dem Urteil der Kommissare, dass der Neffe der Formel-1-Legende Ayrton Senna beim Anbremsen die Spur gewechselt habe. „Eine Art und Weise, die nicht akzeptabel ist für mich“, betonte der 43-Jährige und wetterte weiter: „Das ist eine unvernünftige Sache.“ Der Senna-Konter folgte prompt: „Er wird natürlich nie sagen, dass es sein Fehler war.“

Beide mussten nach ihre Kollision von der Box aus zuschauen, wie Maldonado sich nach 66 Runden auf dem 4,655 Kilometer langen Kurs als fünfter Pilot in diesem Jahr in die Siegerlisten eintrug - im fünften Rennen. „Es war einfach nicht möglich, an ihm vorbeizukommen“, gab Alonso zu. Der zweite Platz fühle sich aber wunderbar an, sagte der Ferrari-Pilot, der sich in der WM-Wertung vom fünften auf den zweiten Platz verbesserte. „Für uns ist es ein Riesenschritt nach vorne.“