Folger möchte auf dem Sachsenring wieder siegen
Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Jonas Folger wird allmählich ungeduldig. Von wegen Titelkandidat in der Moto3-Klasse, von wegen Kronprinz des in die Moto2-Klasse abgewanderten Moto3-Weltmeisters Sandro Cortese.
Der Bayer hat seit Saisonbeginn mehr mit sich und seiner Kalex-KTM zu kämpfen als mit der Konkurrenz. Die Rivalen sind ihm mittlerweile enteilt - und Folger hat sich neu aufgestellt. „Ich will wieder Rennen gewinnen“, sagt der 19-Jährige fast trotzig und blickt mit verhaltenem Optimismus auf den Heim-Grand-Prix am Wochenende auf dem Sachsenring.
Der Titel scheint für Folger inzwischen unerreichbar. Also konzentriert er sich auf einzelne Erfolgserlebnisse. Von denen gab es in dieser Saison nicht all zu viele. Ein dritter Platz - mehr war nicht zu holen. Denn er hat gleich mehrere Probleme, die es zu lösen gilt.
Da wäre der Topspeed seiner Maschine. „Ich brauche nicht nach Ausreden zu suchen: Da habe ich wirklich Probleme“, gibt Folger zu. Spätestens von der Mitte des Rennens an kann er der Konkurrenz nicht mehr folgen. „Sie fahren alle KTM. Und sie sind viele. Das heißt, KTM bekommt von vielen Piloten wertvolle Tipps und sie machen von Rennen zu Rennen Fortschritte. Wir Kalex-KTM-Fahrer brauchen dazu mehr Zeit. Die fehlt einfach, obwohl es auch bei uns vorangeht. Nur eben langsamer“, erzählt Folger, der sich im spanischen Mapfre-Team sehr gut aufgehoben und wohl fühlt.
Ein weiterer Grund für die Rückstände ist Folgers Größe. Mit 1,79 Meter ist er einer der langen Kerls im Feld, fast schon zu groß für die Moto3-Maschinen. Im Windkanal hat man an seiner Sitzposition gearbeitet, die Geometrie an seinem Motorrad wurde extra für ihn verändert. Doch das heißt immer auch, wieder von vorn zu beginnen. „Ich habe mittlerweile meinen Fahrstil völlig verändert“, berichtet der jüngste Deutsche auf einem Siegerpodest in der Motorrad-WM. 2009 wurde er in Le Mans Zweiter. 2011 und 2012 wurde er in Silverstone und Brünn als Sieger gefeiert.
Und genau dorthin will Folger wieder - trotz aller Probleme. Vergessen ist mittlerweile der Handbruch aus dem Motocross-Training vor fünf Wochen. Das Rennen in Barcelona musste er schweren Herzens ausfallen lassen, in Assen führte die veränderte Sitzposition wegen der noch nicht ganz ausgeheilten Verletzung zu Schmerzen im Rücken.
„Das ist jetzt vorbei, am Sachsenring will ich angreifen“, sagt der Vater einer siebenmonatigen Tochter selbstbewusst. „Für mich ist die kleine Sophie Ansporn, keine Bremse“, betont er. Zu schön wäre es, wenn er Corteses Sieg aus dem vergangenen Jahr wiederholen könnte. „Das Zeug dazu haben wir“, bemerkt er.
In der nächsten Saison will er dann wie sein Freund Marcel Schrötter Moto2 fahren. „Die Gespräche, in welchem Team das passieren soll, laufen. Auch mit seinem jetzigen Teamchef Jorge Martinez. „Ich bereue nicht, dass ich noch in der Moto3 bin. Wer weiß, wofür das gut ist. Ich lerne jedenfalls immer noch etwas dazu, was für die Moto2 enorm wichtig sein kann“, sagt der sportbesessene Bayer. „Mein Hobby ist das Training, das so abwechslungsreich ist, dass ich es nicht missen möchte.“