Formel 1 geschockt nach Unfall von De Villota

London (dpa) - Schock für Timo Glocks Marussia-Team: Formel-1-Testfahrerin Maria de Villota hat einen bizarren Unfall beinah mit dem Leben bezahlt. Die Spanierin krachte nach ihrer ersten Übungsrunde für Marussia auf dem Flugfeld im englischen Duxford in einen Laster ihres Rennstalls.

Die 32-Jährige habe sich dabei „lebensbedrohliche Verletzungen“ an Kopf und Gesicht zugezogen, bestätigten die Rettungsdienste. Am Nachmittag vermeldete ihr Arbeitgeber dann immerhin, de Villota sei wieder bei Bewusstsein.

Die Rennfahrerin war um 9.15 Uhr Ortszeit am Ende ihrer ersten Installationsrunde auf dem Rückweg zur Box mit dem Auto aus bislang ungeklärter Ursache gegen die Laderampe eines Teamlasters gefahren. Augenzeugen zufolge hatten kurz vor dem Crash die Hinterreifen des Rennwagens blockiert. De Villota verlor daraufhin anscheinend auf gerader Strecke die Kontrolle über das Fahrzeug, das unerwartet noch einmal beschleunigte.

Nach dem heftigen Aufprall sei sie nicht in der Lage gewesen, sich aus dem Auto zu befreien. Die sofort alarmierten Sanitäter halfen ihr dann aus dem Boliden. „Es gab diesen schrecklichen Moment, als alle einfach nur geschockt waren“, berichtete ein BBC-Reporter, der den Unfall mitangesehen hatte. De Villotas Helm habe offenkundig die größte Wucht des Aufpralls abbekommen. Für eine Viertelstunde habe sich die Rennfahrerin nicht bewegt, erst nach rund einer Stunde hoben Nothelfer sie demnach aus dem Auto.

Noch wenige Minuten zuvor hatte Teamkollege Glock ein Bild von de Villota im Rennwagen getwittert und dazu fröhlich geschrieben: „Bereit für Rock 'n Roll. Großartig, Maria im Auto mit den neuen Updates zu sehen. Mach es schnell.“

Die Formel-1-Gemeinde zeigte sich nach dem Crash entsetzt. Ferrari-Star Fernando Alonso rief sofort de Villotas Familie an. „Meine ganze Energie ist bei Euch“, ließ der Spanier via Twitter wissen. „Ein schlimmer Unfall“, twitterte McLaren-Star Jenson Button. „Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei Maria und ihrer Familie.“

Williams-Pilotin Susie Wolff, wie de Villota Ersatzfahrerin bei ihrem Team, schrieb: „Mir wurde schlecht, als ich von Marias Unfall gehört habe. Bitte, lass sie okay sein.“ Auch Caterham-Pilot Heikki Kovalainen zeigte via Internet-Botschaft Mitgefühl: „Ich hoffe, sie erholt sich und alles wird gut.“

De Villota habe nach dem Unfall die „bestmögliche medizinische Versorgung“ in der Unfallchirurgie des Addenbrookes Hospital von Cambridge erhalten, betonte das Marussia-Team. „Unsere allererste Priorität haben nun Maria und ihre Familie“, hieß es in der Mitteilung.

Für de Villota sollte es der erste Test für das Team sein. Geplant waren zweitägige Aerodynamik-Probefahrten auf dem Gelände des „Imperial War Museum“, bei denen vor dem Großen Preis von Großbritannien am Sonntag in Silverstone neue Teile für den MR-01 getestet werden sollten. „Ich zähle schon seit drei Monaten die Tage“, hatte de Villota zuvor gesagt. „Ich habe mich lange darauf vorbereitet. Jetzt kann ich es kaum noch erwarten.“

Die Tochter des früheren Formel-1-Piloten Emilio de Villota war kurz vor Saisonbeginn von Marussia als Ersatzfahrerin verpflichtet worden. „Das wird mir dabei helfen, meinem Ziel näher zu kommen, in der Formel 1 zu fahren“, sagte sie seinerzeit. Zweiter Stammfahrer des Rennstalls ist neben Glock der Franzose Charles Pic. Das Team war im Jahr 2010 unter dem Namen Virgin in die Formel 1 eingestiegen. Seither hat der Rennstall noch keinen WM-Punkt in der Königsklasse sammeln können.

Die studierte Sportwissenschaftlerin de Villota ist nicht die erste Fahrerin bei einem Formel-1-Team. In der Geschichte der Rennserie hat es auch schon Stammpilotinnen gegeben. Die erfolgreichste war die Italienerin Lella Lombardi, die 1975 Sechste beim Grand Prix in Spanien wurde. De Villota fuhr bereits in mehreren Rennserien und durfte im August 2011 einen Formel-1-Boliden von Renault testen.