Formel-1-Superhirne sichten Test-Datenflut
Mugello (dpa) - Nach 13 353 Testkilometern in drei Tagen schlägt in der Formel 1 wieder die Stunde der Superhirne. „Wie immer müssen wir eine Menge Daten durchwühlen, das wird Zeit brauchen“, sagte WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel nach den intensiven Übungsfahrten in Mugello.
Doch den Ingenieuren bleibt nicht einmal eine Woche, um aus den 2546 Runden in der Toskana die richtigen Lehren zu ziehen. Schon am 11. Mai rollen die Autos in Barcelona zum ersten Training vor dem Großen Preis von Spanien wieder auf die Strecke. Ein klarer Favorit ist auch nach den Tests nicht auszumachen. Gut möglich, dass es im fünften Rennen schon wieder einen neuen Gewinner gibt. Das erstaunlich starke Lotus-Team glänzte in Mugello mit der Bestzeit von Romain Grosjean und scheint reif für Siege. „Sie haben das konstanteste Auto“, urteilte Vettels Teamkollege Mark Webber.
Aber auch Red Bull konnte hohes Tempo gehen. „Ein guter Test“, sagte Motorsportberater Helmut Marko erleichtert. Dagegen gab McLaren Rätsel auf, weil selbst Experten nur schwer das Programm des Teams nachvollziehen konnten. Statt der Stammkräfte Lewis Hamilton und Jenson Button spulten die Ersatzfahrer Gary Paffett und Oliver Turvey die Runden ab. „Verbesserungen auf lange Sicht“ seien das Ziel gewesen, teilte der Rennstall nüchtern mit.
Kurzfristig will Ferrari seiner Probleme Herr werden. Umso seltsamer, dass die Scuderia nur einen kleinen Teil der geplanten Veränderungen am lahmenden F2012 in Mugello testete. Das große Update-Paket sei erst für Barcelona fertig, erklärte Fernando Alonso mit gequältem Lächeln. Immerhin hätten die ersten Maßnahmen Wirkung gezeigt. „Wir können der Fabrik also wieder etwas mehr vertrauen“, sagte der Spanier.
Die größte Baustelle in der Formel 1 aber bleiben die Reifen. „Das ist der Schlüssel in diesem Jahr: Man muss verstehen, warum man mehr Probleme mit den Reifen hat und andere vielleicht weniger“, meinte Nico Rosberg. Vor allem deshalb umrundeten Rosberg und sein Mercedes-Stallrivale Michael Schumacher das Autodromo Internazionale del Mugello insgesamt 327 Mal - mehr als alle anderen Teams. „Wir haben viel über das Reifenmanagement gelernt“, sagte Rosberg.
Vor den Tests hatte Schumacher für mächtig Wirbel mit seiner Kritik an den empfindlichen Pirelli-Walzen gesorgt. Die Fahrer könnten nicht mehr ans Limit gehen, monierte er, „sonst fliegt dir der Reifen von der Felge“. Er habe seine Meinung nicht geändert, sagte der Rekordchampion in Mugello.
Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery konterte kühl, Schumacher sei frustriert, weil sein Saisonstart missglückt ist. Ohnehin sei in der Diskussion um die Unberechenbarkeit der Reifen bald ein Ende zu erwarten. „In ein paar Rennen werden alle Teams es raushaben. Dann heißt es plötzlich wieder, es sei zu langweilig“, sagte Hembery. Nach Langeweile aber sieht es in dieser Saison ganz und gar nicht aus.