Bradl und Cortese suchen gemeinsam den Erfolg
Estoril (dpa) - Wenn Sandro Cortese am Sonntag in der Startaufstellung zum Großen Preis von Portugal in Estoril steht, kann er sicher sein, dass Stefan Bradl ihn beobachtet und die Daumen drückt. Zumal Bradl weiß, dass es während seines Rennens nicht anders sein wird.
Im Haifischbecken Motorrad-Weltmeisterschaft ist das nicht unbedingt alltäglich, schon gar nicht unter Landsleuten, die zudem fünf Jahre in der gleichen Klasse gegeneinander um WM-Punkte gekämpft haben. Doch die beiden Deutschen sind anders.
Seit 2005 fahren die mittlerweile 22-Jährigen in der WM, wobei anfangs der Berkheimer Cortese der erfolgreichere war. In seiner ersten Saison bei den Großen holte er in 16 Rennen acht WM-Punkte, Bradl bei drei Einsätzen einen Zähler. Was die Erfahrung anbelangt, ist der Italo-Schwabe Cortese dem bayrischen Schwaben Bradl deutlich überlegen, startet er doch in Estoril in seinen 119. Grand Prix in Serie. Bradl bestreitet dagegen erst sein 90. WM-Rennen.
Was viel mehr wiegt, sind die Erfolge. Und da hat Bradl seinem Kumpel nicht nur den WM-Titel in der Moto2 aus dem vergangenen Jahr voraus. Sieben Siege, sieben zweite Ränge und vier dritte Plätze stehen für ihn in der Statistik. Corteses Bilanz - alles in der früheren 125-Kubikzentimeter-Kategorie, die sich seit diesem Jahr Moto3 nennt: Zweimal Erster, fünfmal Zweiter, sechsmal Dritter.
Der Freundschaft tun diese Zahlen keinen Abbruch. Jeder gönnt dem anderen den Erfolg. „Klar unterhalten wir uns auch über Details, was unsere Rennen und Maschinen angeht, geben uns auch mal den einen oder anderen Tipp. Aber das ist sekundär. Wir sind ja nur anderthalb Monate altersmäßig auseinander, haben ähnliche Interessen und quatschen daher über alles, was Jugendliche in unserem Alter eben so bewegt“, erzählt Bradl. Die lebenslustigen Piloten lassen auch kaum eine Gelegenheit aus, um mit ihrem trockenen Humor für Spaß und Unterhaltung zu sorgen. Natürlich twittern die beiden auch mit- und übereinander und folgen sich gegenseitig.
Bradl traut Cortese in dieser Saison den großen Wurf zu, der ihm selbst im vorigen Jahr gelang. Zwei dritte Plätze in Katar und Spanien sind für den Moto3-Fahrer eine tolle Ausgangsposition, zumal er davon ausgeht, dass seine KTM von Rennen zu Rennen besser wird und er mit seiner Erfahrung den „jungen Wilden“ mehr als nur etwas voraus hat. Cortese seinerseits erkundigt sich permanent nach den Fortschritten, die Bradl mit seiner Honda macht. Und zieht den Hut angesichts der Plätze acht und sieben, die der Zahlinger in seinen ersten beiden Rennen in der Königsklasse MotoGP holte. „So etwas ist ein Traumeinstand, zumal er gegen die besten Welt antritt“, betont Cortese. In Estoril wollen beide an den guten Saisoneinstand anknüpfen. Und sich gemeinsam mit dem anderen freuen.