Arzt aus Schumachers Ex-Behandlungsteam mahnt Geduld an
Berlin (dpa) - Die Genesung von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher erfordert weiterhin Geduld. Der französische Arzt Jean-François Payen wies darauf in Interviews in französischen Medien hin.
„Man befindet sich auf einer Zeitskala, die von einem Jahr bis drei Jahre reicht“, sagte der Chef der Anästhesie und Reanimation der Uniklinik von Grenoble, in die Schumacher nach seinem Skiunfall am 29. Dezember 2013 gebracht worden war.
Der siebenmalige Champion sei damals mit einem besonders schweren Schädel-Hirn-Trauma eingeliefert worden, erinnerte Payen in „Le Parisien“: „Er war bei seiner Ankunft in einer kritischen Situation.“
Payen gehörte zum Ärzteteam, das sich mehr als ein halbes Jahr lang in Grenoble um den zweifachen Familienvater kümmerte. Schumacher wurde nach einer Notoperation in ein künstliches Koma versetzt und schwebte tagelang in Lebensgefahr. Erst Mitte Juni teilte seine Managerin Sabine Kehm mit, dass sich der mittlerweile 45-Jährige nicht mehr im Koma befinde.
Zudem gab sie am 16. Juni bekannt, dass Schumacher nicht mehr im CHU Grenoble sei; er setzte seine Rehabilitation in einer Klinik in Lausanne unweit seiner Wahlheimat Gland am Genfer See fort. Am 9. September erklärte Kehm, dass Schumacher nun zu Hause sei.
Dort finde er Bedingungen vor, die seine Genesung begünstigen würden, sagte Payen nach seinem Besuch bei Schumacher. „Die Tatsache, dass er in seiner gewohnten Umgebung ist, könnte ihm helfen“, sagte Payen. Der Mediziner verwies bei Nachfragen zum genaueren Zustand des gebürtigen Kerpeners aber auf sein Arztgeheimnis.
Der Mediziner lobte dabei in einem Interview des Radiosenders RTL France auch Schumachers Gattin Corinna, die alles auf die Beine gestellt habe, damit der siebenmalige Weltmeister Fortschritte mache. Sie sei in jeder Hinsicht außergewöhnlich, betonte Payen in „Le Parisien“. „Sie war sich sofort der Tragweite der Situation bewusst und des langen Wegs, der vor ihnen liegen würde.“
Im Gegensatz zu Corinna Schumacher waren Payen und seine Ärztekollegen vor allem den riesigen Medienandrang nicht gewohnt, der lange Zeit vor dem Krankenhaus in Grenoble herrschte. „Niemand ist auf so einen Ansturm der Medien vorbereitet“, betonte Payen rückblickend. Man habe aber schnell entsprechende Maßnahmen ergriffen, um in Ruhe arbeiten zu können. Er wies daraufhin, dass Schumacher trotz aller Sicherheitsvorkehrungen medizinisch wie jeder andere Patient behandelt worden sei.
Schumacher war beim Skifahren gestürzt, als er oberhalb von Méribel einen Stein nicht gesehen hatte. Er prallte daraufhin mit dem Kopf auf einen anderen Felsen. Schuld an dem Unfall hatte niemand, wie die Untersuchungen der zuständigen Staatsanwaltschaft von Albertville ergaben.
Seit er zu Hause ist, gibt es bislang keine Mitteilungen des Managements über Schumachers Zustand. „Es liegt weiterhin ein langer und harter Weg vor ihm“, hatte Sabine Kehm am 9. September auch verlauten lassen, auf die Privatsphäre der Familie hingewiesen und darum gebeten, von Spekulationen über den Gesundheitszustand des erfolgreichsten Fahrers in der Formel-1-Geschichte abzusehen.