Auf dem Weg in die „Formel Planlos“

Das kann passieren, wenn der Ein-Mann-Show der Hauptdarsteller abhanden kommt.

Berlin. Wenn ein Unternehmen mit Milliarden-Umsatz plötzlich ohne Geschäftsführer dasteht, ist die Not schon groß. Wenn der Geschäftsführer Bernie Ecclestone heißt und das Unternehmen die Formel 1 ist, wirft das viele brisante Fragen auf.

Bernie Ecclestone ist seit über drei Jahrzehnten Mister Formel 1. Er kaufte Ende der 1970er Jahre die TV- und Vermarktungsrechte und machte die Rennserie zum weltweit operierenden Geschäft. Er segnet selbst die Vip-Pässe ab und hat stets ein waches Auge auf sein Fahrerlager. Ecclestone machte sich zum Milliardär und die Formel 1 zum Milliardengeschäft. Der Stratege baute dabei ein kompliziertes Unternehmensgeflecht auf. Als die Königsklasse vor rund sieben Jahren verkauft wurde, ließ er sich vom neuen Besitzer, dem Investmentunternehmen CVC, als Geschäftsführer einsetzen.

Nein. Auch wenn Ecclestone als der Herrscher gilt, ist er de facto „nur“ als Geschäftsführer von Besitzer CVC eingesetzt. Capital Partners ist ein Investmentunternehmen, das sich Gedanken um eine Nachfolgeregelung machen muss. Headhunter sollen bereits auf der Suche sein. Denkbar ist, dass vorläufig CVC-Chef Donald MacKenzie die Amtsführung übernimmt. Allerdings könnten auch die Teams selbst mehr Macht und Mitspracherecht für sich reklamieren.

Allen voran das neue Concorde Agreement. Noch immer haben sich die Teams mit dem Vermarkter sowie dem Internationalen Automobilverband Fia als Regelbehörde nicht auf eine neue Formel-1-Verfassung geeinigt. Dabei ist sie von Bedeutung: Darin wird vor allem die Verteilung der Einnahme-Gelder geregelt. Zudem ist offen, wie der Rennkalender 2014 aussehen wird: Das Debüt in New Jersey ist nicht gesichert. Neu hinzukommen soll ein Rennen in Sotschi, aber auch dort ist die Strecke nicht fertig. Einige Streckenbetreiber haben finanzielle Schwierigkeiten.

Der Vertrag, der in diesem Jahr das Rennen garantierte, war nur für diese Saison gültig. Im kommenden Jahr ist der Hockenheimring an der Reihe. Erst 2015 wäre der Kurs in der Eifel wegen des jährlichen Wechsels der beiden Strecken wieder Teil des Rennkalenders. Ecclestone hatte vor dem Heimrennen zunächst einen Kauf des Nürburgrings nicht ausgeschlossen, schloss es dann aber doch aus. Als möglicher Käufer gilt indes der ADAC. Der müsste sich dann mit den entsprechenden Formel-1-Verantwortlichen über neue Verträge für ein Königsklassen-Rennen einigen.

Erst einmal nichts Gutes. Schlagzeilen von einer Anklage gegen einen Vertragspartner sieht kein Sponsor gern. Zudem haben die meisten Firmen mittlerweile Compliance-Richtlinien für saubere Unternehmensführung. So wie der deutsche Autobauer Daimler, der mit seiner Marke Mercedes in der Formel 1 vertreten ist. „Daimler duldet keine unmoralischen oder korrupten Praktiken durch Mitarbeiter oder seitens der Geschäftspartner“, heißt es in den betriebseigenen Statuten.

Er hat schon für einige Skandale und Skandälchen gesorgt. Vor allem verbal hat sich der Brite hier und da schon ordentliche Ausrutscher geleistet. Auch sein Führungsstil missfiel vielen in der Formel 1. Doch opponieren wollte niemand gegen den mächtigen Briten. Nun aber ist sein Lebenswerk auf jeden Fall stark beschädigt. Mit 82 Jahren steht Ecclestone, in zweiter Ehe verheiratet und Vater zweier Töchter, vor den Trümmern seines beruflichen Schaffens.