Bahrain-Kurs: Ecclestone verweist auf Kriegsregionen

Sakhir (dpa) - Bernie Ecclestone hat den heftig kritisierten Bahrain-Kurs der Formel 1 mit einem drastischen Verweis auf Kriegsregionen verteidigt.

„Ich denke, jeder, der wirklich über Menschenrechte reden möchte, sollte vielleicht mal nach Syrien gehen“, sagte Ecclestone am Freitag bei einem seiner gewohnten Rundgänge durch das Medienzentrum des Sakhir International Circuit.

Kaum hatte er den riesigen Saal mit unzähligen Tisch- und TV-Reihen betreten, scharten sich die Journalisten um ihn. Er wisse nicht, ob es in Bahrain Probleme gebe. Er habe keine, sagte Ecclestone, die Augen hinter einer Sonnenbrille. „Ich frage Euch: Ihr seid diejenigen, die über den Müll schreiben“, sagte er den Journalisten.

Wenige Stunden später gingen in Manama zigtausende Demonstranten auf die Straße. Sie forderten, in einem Land, in dem die Rechte der Bürger nicht geachtet würden, dürfe kein Formel-1-Rennen stattfinden. Ein britisches Fernsehteam wurde von den Behörden in Bahrain abgeschoben, weil es nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur BNA wiederholt gegen die Gesetze des Landes verstoßen habe. Es hieß, das Team habe vor einer Moschee gedreht, als es zusammen mit einer lokalen Reporterin von Angehörigen der Sicherheitskräfte abgeführt wurde.

Seit Tagen kritisieren Menschenrechtsorganisationen die Formel-1-Verantwortlichen, allen voran den 82 Jahre alten Chefvermarkter. „Nein, nein. Überhaupt nicht“, antwortete Ecclestone auf die Frage, ob er Bedenken gehabt habe, herzukommen. „Alle die Berichte, die ich hatte, waren positiv“, meinte der Brite. Also kein Problem, dachte sich Ecclestone demnach. Er wird das Rennen wie vor einem Jahr durchziehen.

Das machten er als Chef des Formula One Managements und der Präsident des Internationalen Automobilverbandes FIA, Jean Todt, auch noch mal in einer gemeinsamen Erklärung unmissverständlich deutlich. „Die FIA und FOM sind auch überzeugt davon, dass Sport oft eine positive Kraft sein und die Austragung des Großen Preises von Bahrain dazu beitragen kann, einige der Probleme, die von den Medien zur Sprache gebracht wurden, zu lindern“, hieß es in der Mitteilung auf der FIA-Homepage. FIA und FOM seien überzeugt, dass der Bahrain GP an diesem Wochenende weitergehen solle.

Auf die harte Kritik von Menschenrechtsorganisationen wurde unterdessen nicht eingegangen. Auch britische Politiker hatten die kurzfristige Absage des Rennens im arabischen Königreich am Sonntag gefordert.

Seit über zwei Jahren kommt es in dem 760 Quadratkilometer großen Land immer wieder zu Unruhen. Dabei gab es auch Tote. Die Proteste der schiitischen Bevölkerungsmehrheit richten sich gegen das sunnitische Königshaus. Die Opposition fordert Reformen und die Freilassung von politischen Gefangenen. In Bahrain leben laut Auswärtigem Amt rund 1,2 Millionen Menschen.

2011 war der Große Preis von Bahrain abgesagt worden. 2012 fand er trotz heftiger Kritik statt. Für die neunte Auflage hat die Februar-14-Koalition Protestmärsche angekündigt. Man wolle versuchen, Straßen zu blockieren. Um die Lage zu kontrollieren, wurden auf dem Weg zur Strecke etliche Polizei-Checkpunkte eingerichtet. Für niemanden zu übersehen. Zufahrtsstraßen werden ebenfalls von bewaffneten Polizisten kontrolliert.