Britische Parlamentarier wollen Bahrain-Absage
London (dpa) - Mit einem Brief an Bernie Ecclestone haben britische Parlamentarier den Druck auf die Formel 1 unmittelbar vor dem umstrittenen Großen Preis von Bahrain erhöht.
„Ich denke, die meisten demokratisch eingestellten Menschen wären entsetzt, wenn Sie es erlauben würden, dass der Bahrain-Lauf der Formel-1-Weltmeisterschaft inmitten grausamster Menschenrechtsverletzungen stattfinden würde“, schrieb Andy Slaughter, Vorsitzender der „All Party Parliamentary Group for Democracy in Bahrain“. Schon vor einem Jahr hatte sich die Gruppe an Ecclestone mit derselben Aufforderung gewandt - vergeblich.
Geräuschlos wird das Rennwochenende aber sicher nicht über die Bühne gehen. Die Februar-14-Koalition kündigte am Mittwoch in der Hauptstadt Manama bereits an, sie plane mehrere Protestmärsche. Außerdem werde man versuchen, Straßen zu blockieren. Angesichts der Anfahrt von rund 30 Kilometern von der Hauptstadt Manama zur Strecke könnte dies Folgen für Zuschauer, Teams und auch Medienvertreter haben. Die gemäßigten Oppositionsgruppen wollen ihre Proteste gegen die Regierung indes vor Beginn der Veranstaltung beenden.
Im Fahrerlager haben die Teams ohnehin längst ihre Boxen bezogen. Bis Freitag zum ersten Freien Training auf dem Sakhir International Circuit müssen die Autos wieder startklar sein, damit es zur neunten Auflage des Großen Preises von Bahrain kommen kann.
Zum Unwillen auch der 20 britischen Parlamentarier. So viele hatten den Brief unterzeichnetet, der der Nachrichtenagentur dpa vorliegt. „Sehr geehrter Herr Ecclestone, so wie im vergangenen Jahr schreiben wir Ihnen wieder, um sie aufzufordern, das Formel-1-Rennen in Bahrain abzusagen“, hieß es darin.
Slaughter berief sich auch auf Schilderungen von Menschenrechtsorganisationen, die die Verhältnisse in dem Königreich heftig anprangern, nachdem sich die Situation vor rund zwei Jahren verschärft hatte. Die Proteste der schiitischen Bevölkerungsmehrheit des Landes richten sich gegen das sunnitische Königshaus. Die Opposition fordert Reformen und die Freilassung von politischen Gefangenen. 2011 hatte das Rennen nach zweimaliger Ansetzung wegen der Unruhen mit mehreren Toten nicht stattgefunden.
Der Kampf um mehr Rechte auf der einen Seite, das prestige- und milliardenträchtige Formel-1-Geschäft auf der anderen. „Das Event wird auch ein großer Schub für die Wirtschaft sein“, hieß es in einer Regierungserklärung. Die Auslastung der Fünf-Sterne-Hotels soll bereits bei 70 Prozent liegen, der Geschäftsführer einer Nobelunterkunft rechnet sogar mit einer hundertprozentigen Buchungsrate.
Entsprechend sind die Gastgeber bei der neunten Auflage des Rennens besorgt und bemüht, dass nichts passiert. „Sicherer als jemals“ titelte das Shura Council - das höchste Beratergremium des Königreichs - selbst auf seiner Homepage. Zunächst sind Polizeikontrollen auf den Straßen Manamas eher sporadisch, nachdem es am Wochenende zu Explosionen und erneuten Auseinandersetzungen gekommen war. Stattdessen schmücken Fähnchen und Leuchttafeln die Anfahrt zur Rennstrecke.