Bahrain-Rennen unter Feuer - Vettel bangt um Führung

Manama (dpa) - Von der scharfen Kritik am Bahrain-Rennen wird sich Sebastian Vettel nicht stören lassen, mit seinen gierigen Verfolgern und den leidigen Reifen hat er schon genug zu tun.

Die WM-Führung steht für den dreimaligen Formel-1-Weltmeister auf dem Spiel, gleich vier Widersacher können den Heppenheimer überholen. Mit einem Sieg beim umstrittenen Großen Preis im Königreich könnte der Red-Bull-Star seinen Vorsprung vor der Rückkehr nach Europa hingegen wieder ausbauen. „Außerdem gehören die Trophäen in Bahrain zu den schönsten in der ganzen Saison“, sagt Vettel. Doch um Schönheitspreise wird es in der Wüste von Sakhir nicht gehen. Dafür ist der sportliche Kampf zu erbittert und die politische Situation in dem Mini-Staat viel zu ernst.

Fernando Alonso, der drei der bislang acht Auflagen in Bahrain gewann, heizte das Asphalt-Duell mit dem deutschen WM-Führenden über Twitter noch mehr an. Ausgerechnet mit Mark Webber, dem neuen In-Team-Feind Vettels ließ sich der spanische Ferrari-Pilot beim Abendessen in Dubai ablichten. Das Motto: „Dinner mit Freunden“. Und auch Webber konnte dabei sogar wieder lächeln, nachdem der Australier eine bemerkenswerte Pechsträhne beim China-Sieg von Alonso zu verkraften hatte und in Bahrain per se in der Startaufstellung drei Plätze zurück muss. Damit ist der Weg für Vorjahres-Pole-Mann Vettel aber ganz und gar nicht frei.

Alonso, Dritter in der WM-Wertung mit neun Punkten Rückstand, Lotus-Pilot und Auftaktsieger Kimi Räikkönen, Zweiter mit nur drei Zählern weniger als Malaysia-Sieger Vettel (52), Lewis Hamilton, Vierter mit 12 Punkten weniger als Vettel und sogar noch der wiedererstarkte Felipe Massa (30 Punkten) im zweiten Ferrari liegen in Einholdistanz zum 25 Jahre alten Spitzenreiter. Doch allen ist die Sorge um die äußerst kurzlebigen Reifen gemein, die womöglich in dieser Mischung zum letzten Mal über die Piste rollen.

„Der Kurs in Bahrain ist eine harte Nuss, besonders für die Reifen, die überhitzen können, und mit dem Sand auf der Strecke, was die Herausforderung aber auch einzigartig macht“, meinte Mercedes-Neuzugang Hamilton, der nach zwei dritten Plätzen weiter nach oben schielt. Aus dem selbstprophezeiten Lehrjahr ist in Hochgeschwindigkeit ein mögliches Meisterjahr geworden. „Ja, das bin ich“, antwortete der Champion von 2008 auf die Frage, ob auch er mit im Titelkampf sei.

Fernab der sportlichen Duelle, der Nachwirkungen der schwer belasteten Beziehung zwischen Vettel und Webber und der Reifen steht das Rennen an diesem Sonntag (14.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) in Bahrain wie schon im vergangenen Jahr unter der besonderen Beobachtung der Weltöffentlichkeit. Die scharfe Kritik an der Menschenrechtssituation in dem Inselstaat im Persischen Golf ist ungebrochen.

Britische Parlamentsmitglieder forderten Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone sogar zur Absage des vierten WM-Laufs auf. Für den 82-jährigen Briten würde das aber den zweiten Renn-Wegfall in diesem Jahr bedeuten, nachdem die Premiere in New Jersey aufs kommende Jahr verschoben wurde. Zudem birgt auch die politische Situation in Nordkorea Gefahren für den Lauf in Südkorea im Herbst. Ecclestone und auch den Teams würden eingeplante Einnahmen im Milliardengeschäft durch die Lappen gehen. „Augen zu und durch“ scheint mal wieder die Devise zu sein.

„Es ist schade, dass wir nicht mehr Zeit haben um einiges von Bahrain zu sehen, wie die Manama Souk oder die Grand Mosque“, stellte der WM-Spitzenreiter Vettel sogar bedauernd auf seiner Homepage fest. Auch ihm dürften allerdings neben Plakaten und Leuchtschildern mit Hinweisen auf das Formel-1-Rennen die sporadischen Polizeikontrollen auf den Straßen der Hauptstadt Manamas nicht entgehen.