Börsengang beeinträchtigt Ferrari-Engagement nicht
Stuttgart (dpa) - Börsengang hin oder her: Ferrari bleibt Ferrari. Für das erfolgreichste und älteste Formel-1-Team wird es wohl keine große Rolle spielen, dass der Sportwagenhersteller bald wieder unabhängig vom jetzigen Mutterkonzern Fiat wird.
Ist durch den geplanten Börsengang von Ferrari eventuell das Formel-1-Engagement des Traditionsteams gefährdet?
Nein, definitiv nicht. Das Grand-Prix-Engagement der Scuderia hing ja nie finanziell von Fiat ab. Ferrari war immer ein wirtschaftsstarker Sportwagenhersteller. Zudem erhält der Rennstall Sponsorengelder im hohen zweistelligen Millionenbereich. Hinzu kommen die Gelder aus der Formel-1-Vermarktung. Außerdem erhielt Ferrari zumindest zwischenzeitlich Sonderboni wegen seines Sonderstatus in der Königsklasse.
Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne hat zudem das Formel-1-Engagement nie infrage stellt. Er forderte nur eine Rückkehr zur ehemaligen Stärke und Dominanz. „Ferrari ist ein einzigartiges Unternehmen auf der Welt. Es muss den Willen zu gewinnen wiederfinden, der die DNA dieser Marke ausmacht“, sagte der Italo-Kanadier. „Ich habe größtes Vertrauen in die Männer und Frauen, die dort arbeiten. Vor uns liegt eine große Herausforderung, die Tradition zu bewahren. Es ist eine herausragende Möglichkeit, das Italienische der Firma zu erhalten.“
Hat die Abspaltung vom Mutterkonzern Fiat Konsequenzen für das Formel-1-Team?
Davon ist auszugehen. Aber wie diese konkret aussehen werden, lässt sich derzeit nicht absehen. Schließlich müssen die erneute Eigenständigkeit und der Börsengang ja erst vollzogen werden. Ein Vorteil könnte sein, dass der Teamchef künftig nur noch dem Ferrari-Vorstandsvorsitzenden rechenschaftspflichtig ist. Der Machtkampf zwischen Marchionne und dem langjährigen Ferrari-Präsidenten Luca di Montezemolo wirkte sich auch negativ auf die Scuderia aus. Aber bekanntlich musste di Montezemolo kurz nach dem Heimrennen in Monza seinen Posten räumen. Marchionne übernahm auch bei Ferrari die Verantwortung.
Bringen die Selbstständigkeit und der Börsengang finanzielle Vorteile?
Es könnte durchaus sein, dass die Eigenständigkeit Ferrari einen finanziellen Schub gibt. Die Börse reagierte nach der Bekanntgabe euphorisch. Marchionne sagte zum Wert der künftigen Aktie: „Wir werden alle angenehm überrascht sein, wenn die Platzierung läuft.“
Ist der wahrscheinliche Wechsel von Sebastian Vettel dadurch in Gefahr?
Nein. Auch wenn die offizielle Bestätigung für den Vettel-Transfer noch fehlt, gilt es allgemein als sicher, dass der vierfache Weltmeister in der kommenden Saison für Ferrari fährt. In dem Fall geht es um andere Fragen. Zum Beispiel: Was macht Fernando Alonso? Geht der Spanier zu McLaren oder spekuliert er auf eine hohe Abfindung?
Welche Bedeutung hat Ferrari für die Formel 1?
Ferrari ist eine Institution und schlichtweg DAS Team in der Königsklasse des Motorsports. Sein Mythos ist einzigartig und mobilisiert die Massen. Mit 15 Fahrertiteln, darunter fünf in Serie durch Rekordchampion Michael Schumacher, und 16 Konstrukteurs-Weltmeisterschaften ist Ferrari der mit Abstand erfolgreichste Rennstall. Kein Konkurrent ist so lange dabei. Die Roten gehörten unter ihrem legendären Patron Enzo Ferrari zu den fünf Marken, die 1950 beim Start der Formel-1-WM antraten. Das „Cavallino rampante“ (springendes Pferd) fährt als einziges Team dieser Pioniere noch mit.