Teamchef weg, Zoff unterm Dach: Caterham vor dem Aus?
Leafield (dpa) - Der Zoff zwischen den Käufern und dem ehemaligen Besitzer des Formel-1-Teams Caterham ist eskaliert und zum peinlichen Schmierentheater geworden.
Ein paar Wochen nach seiner Amtsübernahme ist Manfredi Ravetto als Teamchef schon wieder Geschichte, in Leafield wurde die Fabrik vorübergehend geschlossen. Die eigentlichen Käufer, eine Investorengruppe names Engavest SA, wiesen am Donnerstag in einer Pressemitteilung dem Vorbesitzer Tony Fernandes sogar wieder die Verantwortung zu.
Und daraufhin konterte der malaysische Unternehmer und warf den Investoren vor, sich nicht an die Vertragsinhalte gehalten zu haben. Bevor die Anteile wechseln könnten, müssten erstmal alle bestehenden und künftigen Gläubiger bezahlt werden - das sei noch nicht passiert, zitierten britische Medien Fernandes: „Leider hat Engavest keine der Bedingungen der Einigung erfüllt.“
Nichts scheint bei dem Letzten der Konstrukteurswertung mehr zu gehen. Ein Start beim Großen Preis der USA in gut einer Woche ist mehr als fraglich. Der Formel 1 droht drei Rennen vor Saisonende das vorzeitige Aus von Caterham.
Selbst Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone wollte sich am Donnerstag nicht festlegen, ob dem Rennstall noch zu helfen ist und ob dieser noch eine Zukunft hat. „Es ist ein bisschen zu kompliziert, etwas zu sagen ohne das richtige Wissen“, sagte der Brite dem Sender BBC. „Alles was ich weiß, ist das, was mir erzählt wurde. Ich bin nicht sicher, ob das alles richtig ist“, meinte Ecclestone, der dem Team nun aber offensichtlich helfen will. Die Zeit wird aber knapp.
An diesem Samstag müssten die Rennwagen eigentlich in die USA transportiert werden. Drei Tage vorher erreichte der Streit der Eigentümer aber seinen Höhepunkt. „Wenn du etwas kaufst, solltest du auch dafür bezahlen. Ganz einfach“, schrieb Vorbesitzer und Ex-Teamchef Tony Fernandes via Twitter. Eine Pressemitteilung des Rennstalls, in der vor allem er angeprangert wurde, bezeichnete er beim britischen Sender BBC gar als „Müll“.
Fernandes hatte sich mit der Investmentgruppe namens Engavest SA am 29. Juni über den Verkauf des Teams geeinigt. Weil die Investoren ihrer Schilderung nach alles richtig gemacht haben, Fernandes sich aber angeglich nicht an den Vertrag hielt, sei dieser nun wieder allein verantwortlich für den Formel-1-Rennstall, konterte Engavest SA. Wer genau hinter dem Konsortium steht, ist bis heute ungeklärt.
In einem vorherigen Statement warfen die neuen Besitzer dem alten Besitzer vor, sich seit der Einigung geweigert zu haben, die notwendigen rechtlichen Verpflichtungen einzugehen, um die Anteile dem Käufer zu übertragen. „Nach drei Monaten, in denen das Caterham F1 Team in gutem Glauben geführt wurde, sieht sich der Käufer nun gezwungen, alle Möglichkeiten zu sondieren, dazu zählt auch ein Rückzug des Management-Teams“, hieß es in der Mitteilung.
Kurz danach twitterte der bisherige Teamchef Ravetto ein Selfie, im Hintergrund die Crew des Rennstalls bei einem Grand-Prix-Wochenende. Über dem gemeinsamen Foto standen die Worte geschrieben: „Stolz, so eine außergewöhnliche Gruppe Menschen geführt zu haben, wenn auch nur für wenige Wochen!“
Ravetto hatte den Posten erst Anfang September vom Niederländer Christijan Albers übernommen. Dieser hatte gerade mal fünf Rennen durchgehalten. Unter seiner Führung hatte auch der deutsche Sportwagen-Pilot André Lotterer einen (zumindest) medien- und PR-wirksamen Formel-1-Auftritt gefeiert, als er beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps einen Caterham fahren durfte.
Die Spekulationen um die großen finanziellen Probleme des Rennstalls halten sich schon lange. In Sotschi versuchte Ravetto zuletzt in einer ausführlichen Pressekonferenz Zweifel an einem Fortbestand des Teams zu zerschlagen. Nun ist aber in Caterham Sports Limited auch noch ein Zulieferer insolvent. Das Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen kümmert sich nun um die Abwicklung und sperrte offensichtlich erstmal die Tore auch zu der Fabrik des Rennstalls zu, der rechtlich noch dem „1Malaysia Racing Team“ (1MRT) zu gehören scheint.