Ecclestone versteht Boykott-Drohung der Fahrer
Nürburgring (dpa) - Formel-1-Chef Bernie Ecclestone kann die Boykott-Drohung der Fahrervereinigung für den Großen Preis von Deutschland nachvollziehen. Die in der GPDA zusammengeschlossenen Piloten wollen bei einer Wiederholung der Ereignisse vom vergangenen Sonntag in Silverstone aussteigen.
„Sie sagen zu Recht, dass es ihr Leben ist, das sie bei den Rennen riskieren“, betonte der Brite in einem Interview der Zeitung „Die Welt“: „Es ist nicht das Genick der Reifenfirma, der FIA oder das von Bernie Ecclestone, das sie aufs Spiel setzen.“
Hintergrund für die Drohung der GPDA ist die Serie von hochgefährlichen Reifenplatzern zuletzt in England. Im Rennen waren insgesamt vier linke Hinterreifen kaputtgegangen und großflächige Teile der Gummis durch die Luft gewirbelt worden.
Ecclestone rechnet dennoch fest mit der Austragung des neunten WM-Laufs auf dem Nürburgring an diesem Sonntag. „Es besteht ein großer Unterschied dazwischen, etwas zu denken und es wirklich auszuführen. Wenn die Fahrer das Rennen boykottieren, droht ihnen der Entzug der Superlizenz. Ein solcher Boykott würde niemandem nützen und das Problem auch nicht schneller lösen“, stellte Ecclestone klar.
Ungeachtet einer möglichen Anklage vor dem Münchner Gericht war der britische Formel-1-Geschäftsführer zum Heimrennen von Sebastian Vettel & Co. in die Eifel gereist.
Am Freitagvormittag spazierte der 82-Jährige entspannt durchs Fahrerlager auf dem Nürburgring. Vor einem Jahr hatte er den Großen Preis von Deutschland in Hockenheim noch ausgelassen.
Auch, weil Tochter Tamara damals Probleme hatte, die er regeln musste. Dies und ein Treffen mit Olympia-Funktionären sowie mit einem amerikanischen TV-Sender hatte Ecclestone seinerzeit zu seiner Entschuldigung angeführt.
Gleichwohl waren damals die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft gegen ihn in vollem Gange. Abgeschlossen sind sie nun seit geraumer Zeit. Ob die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hat, einen Strafbefehl oder eine Einstellung mit Zustimmung des Gerichts beantragt hat, ist weiterhin unklar. Ecclestone wird vorgeworfen, dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky beim Verkauf der Formel-1-Anteile der Bank rund 44 Millionen Dollar Schmiergeld gezahlt zu haben. Ecclestone hat die Vorwürfe stets bestritten.