Experte: Vettel auf dem Weg in „Werbe-Topriege“
Köln (dpa) - Sebastian Vettel hat mit seinem zweiten Formel-1-Titel nach Experten-Ansicht seinen Marktwert weiter erhöht.
Der Red-Bull-Pilot habe „das Zeug, in die Werbe-Topriege der deutschen Sportler vorzustoßen“, sagte Marcel Cordes, Vorstand des Kölner Beratungsunternehmens Sport+Markt, im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Der Rennfahrer genieße hohe Sympathiewerte und habe in dieser Saison „klar an Konturen gewonnen“, erklärte der Vermarktungsfachmann.
Inwiefern beeinflusst die souverän gelungene Titelverteidigung den Marktwert von Sebastian Vettel?
Cordes: „Sebastian Vettel konnte am vergangenen Wochenende in Japan seinen zweiten Fahrer-Weltmeistertitel holen und ist damit der jüngste Titelverteidiger der Formel-1-Geschichte. Neben dem sportlichen Erfolg genießt er in der Öffentlichkeit hohe Sympathiewerte. Außerdem hat er im Verlauf der Saison an Konturen gewonnen und gibt nun ein klareres Bild seiner Persönlichkeit ab. Das alles ist für ein Unternehmen sehr wichtig. Vettel hat also das Zeug, in die Werbe-Topriege der deutschen Sportler vorzustoßen.“
Als Superstar in einer global bedeutenden Sportart ragt neben Vettel im Moment auch Dirk Nowitzki heraus. Welcher der beiden hat derzeit das größere Vermarktungspotenzial?
Cordes: „Nach unserer Einschätzung verdient Vettel durch seine Präsenz für Marken wie Head & Shoulders, Infiniti, Geox und natürlich Red Bull aktuell jährlich über vier Millionen Euro. Einige dieser Marken sind auch Partner des Red-Bull-Teams, so dass dadurch zusätzliche Werbegelder ins Team fließen. Nowitzki kommt mit seinen Werbeauftritten für ING Diba und Nike jährlich auf rund drei Millionen Euro. Neben den sportlichen Erfolgen und der Persönlichkeit eines Athleten bestimmt auch die Popularität einer Sportart den Marktwert eines Sportlers. Im Mai dieses Jahres war etwa jeder fünfte Deutsche an Basketball interessiert. Formel 1 war bei 38 Prozent der Deutschen beliebt. Nach Vettels Titelverteidigung wird dieser Wert steigen, denn die Deutschen können sich durch ihn und seine Erfolge wieder mit diesem Sport identifizieren. Das zahlt natürlich stark in Vettels Marktwert ein.“
Muss sich Vettel künftig von der eher als künstlich empfundenen Marke Red Bull lösen und wie einst Michael Schumacher zu einem Traditionsteam wie Ferrari gehen, um ein noch interessanterer Werbeträger zu werden?
Cordes: „Vettel wird tatsächlich sehr stark mit Red Bull assoziiert. Das muss jeder persönliche Sponsor und Werber bedenken. Dieser Umstand kann bei der Vermarktung durchaus negativ wirken. Um einen Status wie z.B. Michael Schumacher zu erlangen, der mit seinen Werbepartnern in Spitzenzeiten jährlich über zehn Millionen Euro verdiente, muss Vettel aber in erster Linie weiterhin erfolgreich bleiben. Dies muss nicht zwanghaft in einem der traditionellen Top-Teams wie Ferrari sein.“