Krisen-Zirkus: Formel 1 in der Kostenfalle

Sepang (dpa) - Die tropische Formel-1-Idylle in den Palmenwäldern von Sepang ist ein Trugbild. Das zweite Saisonrennen in Malaysia ist noch nicht einmal gestartet, da hat die Königsklasse schon wieder die Sorge um ihre Zukunft eingeholt.

Im Fahrerlager wurden am Freitag Fusionsgespräche der klammen Rennställe Caterham und Marussia bekannt, die im Überlebenskampf nach Auswegen suchen. Die inzwischen gescheiterten Pläne sind ein weiterer Beweis für die Nöte vieler Teams.

Es geht wie immer ums Geld. „Ich bin besorgt über die Kosten. Ich denke, die Formel 1 ist zu teuer“, warnte Weltverbandschef Jean Todt gerade wieder. Belege gibt es genug. Am Ende der Vorsaison stieg das HRT-Team nach drei Jahren aus dem Grand-Prix-Zirkus aus, weil die Kasse leer war. Marussia musste den Vertrag mit Timo Glock vorzeitig auflösen, weil es nicht für das Gehalt des Odenwälders reichte. Ein Drittel der Fahrer bekam für diese Saison vor allem deshalb ein Cockpit, weil sie Sponsoren-Millionen als Mitgift mitbringen.

Die Liste geht weiter. Der Telekomriese Vodafone hat seinen Ausstieg beim McLaren-Team zum Saisonende verkündet. Im Lotus-Etat klafft ein Loch, nachdem ein Mega-Deal mit dem Honeywell-Konzern kurz vor der Unterschrift platzte. Nicht einmal die Hälfte der elf Rennställe gilt derzeit als wirtschaftlich gesund. „Natürlich hat die Finanzkrise einen großen Einfluss“, erklärt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Doch der Österreicher warnt auch vor Panikmache. „Der Sport ist bei guter Gesundheit. Es ist ein Zyklus, es wird wieder aufwärts gehen, vielleicht in einer anderen Form“, urteilt Wolff. In der Tat sind nicht alle Signale negativ. Die Vermarktungseinnahmen der Formel 1 steigen immer noch. Rechte-Mitinhaber Bernie Ecclestone hat für dieses Jahr die Fluglinie Emirates und den Uhren-Hersteller Rolex als neue Geldgeber gewonnen.

Aber die Königsklasse bekommt ihre Ausgaben einfach nicht in den Griff. Topteams wie Red Bull und Ferrari stecken weiterhin geschätzte 250 Millionen Euro pro Jahr in die Raserei, die meisten Konkurrenten können da schlichtweg nicht mithalten. Seit langem wird über eine verbindliche Budgetgrenze diskutiert, aber wie so oft werden sich die Großen und die Kleinen nicht einig. So geht die Geldverbrennung weiter. „Die Teams werden immer das ausgeben, was sie bekommen können - woher auch immer“, meint Ecclestone.

Das Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“ sieht bereits „Pleitegeier über dem Fahrerlager“ kreisen. Der nächste Kostenhammer wartet schon. Die neuentwickelten Sechszylinder-Motoren werden für die Kunden der Hersteller Mercedes, Ferrari und Renault mehr als doppelt so teuer wie die bisherigen V8-Triebwerke. „Unbezahlbar“, heißt es da selbst von Mittelklasse-Rennställen. „Wir müssen darauf schauen, dass die Motoren auch in Autos landen und die Teams nicht umbringen“, räumt Mercedes-Motorsportchef Wolff ein.

„Die wahre Frage ist doch, wie dieser Sport Bestand haben kann und nachhaltig wird“, sagt Lotus-Teamchef Eric Boullier. Im Klartext: Die Jagd nach dem schnellen Erfolg und dem schnellen Geld bedroht die Existenz der Königsklasse. Auf einem sich rasant wandelnden Entertainment-Markt muss auch die Formel 1 immer härter um Aufmerksamkeit kämpfen. In Europa können und wollen sich viele Rennstrecken-Betreiber das teure Spektakel nicht mehr leisten.

Höchste Zeit, dass zumindest der neue Grundlagenvertrag für die Formel 1 in Kraft tritt. Seit Monaten schon verhandeln Ecclestone, Weltverband und Teams über die Neuauflage des sogenannten „Concorde Agreements“, das die Verteilung der Einnahmen regelt. Ein bisschen mehr Planungssicherheit kann die Formel 1 gut gebrauchen.