Mit dem Käfer fing es an: Teamgründer Sauber wird 70
Hinwil (dpa) - Mit einem aufgemotzten Käfer fing alles an. Eher ein bisschen zufällig. Motorsport oder gar den großen Zirkus Formel 1, das sah Peter Saubers Lebensplanung eigentlich nicht vor.
„Ich habe weder Benzin im Blut noch verfüge ich über einen Autobazillus“, verriet der Schweizer, der am Sonntag seinen 70. Geburtstag feiert, vor einiger Zeit. Die Elektrofirma des Vaters sollte Sauber übernehmen. Alles änderte sich, als Sauber so lange an seinem VW-Kleinwagen bastelte, bis der die Straßenzulassung verlor und er nur noch Rennen damit fahren konnte.
Inzwischen gehört sein Rennstall zum Establishment der Formel 1. Sebastian Vettel fuhr seinen ersten Grand Prix im BMW-Sauber. Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld, Kimi Räikkönen und in diesem Jahr Nico Hülkenberg gab Sauber ein Cockpit. Sogar beim Karrierestart des Rekordweltmeisters Michael Schumacher war er einst behilflich. Und in einem Sauber-Boliden gab Mercedes nach jahrzehntelanger Pause sein Formel-1-Comeback als Motorenlieferant. „Er ist eine besondere Persönlichkeit“, sagte Heidfeld über seinen Förderer.
Doch Saubers Lebenswerk ist mal wieder in Gefahr. „Ein Team 20 Jahre lang in der Formel 1 zu halten, ist nicht immer leicht“, bekannte Sauber zu Saisonbeginn. Wäre es nach Chefvermarkter Bernie Ecclestone gegangen, wäre der Rennstall schon seit drei Jahren nicht mehr dabei. Nach dem schmerzhaften Ausstieg von Partner BMW hatte der Brite dem Team einen Startplatz verweigert. Aber Sauber kämpfte um die Zukunft, nicht für sich, sondern vor allem für seine Angestellten in der Rennfabrik im Zürcher Oberland.
Überlebenskampf gehört zur DNA des Privatteams. „Es gab viele Momente, in denen ich aufgeben wollte. Was mich jedoch immer angetrieben hat, war der Wille, vor einer schier unlösbaren Aufgabe nicht zu kapitulieren“, sagte Sauber einmal der „Neuen Zürcher Zeitung“. Die drohende Pleite in diesem Sommer, die Schlagzeilen über Pfändungen, das traf Sauber bis ins Mark. Inzwischen haben er und die neue Teamchefin Monisha Kaltenborn Investoren in Russland aufgetrieben. Mit etwas Verzögerung rollt der Rubel jetzt angeblich, das Team plant fest für die nächste Saison.
„Er würde wohl alles noch mal so machen“, sagte Kaltenborn vor dem Großen Preis von Japan am Sonntag (8.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) über Sauber. Vor einem Jahr verkündete der Teamgründer seinen endgültigen Rückzug vom Kommandostand an der Boxenmauer und installierte die Juristin Kaltenborn als seine Nachfolgerin. In dieser Saison war der „Schweizer des Jahres 2005“ kaum noch an der Rennstrecke. Die Fäden und die Mehrheit der Team-Anteile hält er aber noch immer fest in der Hand. „Peter Sauber hat sich nicht verändert. Auch die Haarpracht ist immer noch die gleiche“, scherzte Kaltenborn in Suzuka über den Mann mit der hohen Stirn.
Als 23-Jähriger fuhr Sauber selbst sein erstes Autorennen in jenem umgebauten Käfer. Drei Jahre später wurde er mit dem von ihm konstruierten C1-Sportwagen Schweizer Meister. Das C im Namen jedes Sauber-Boliden steht für seine Frau Christiane, mit der er zwei Söhne hat. Seine Fahrer-Karriere beendete Sauber schnell, als Konstrukteur folgte so mancher Erfolg in Sportwagen-Serien, darunter WM-Titel und der Le-Mans-Sieg 1989.
1993 steuerte der Finne J.J. Lehto dann den C12 beim Debüt des Rennstalls in der Formel 1 gleich auf Platz fünf. Mehr Autos kamen im Regen von Südafrika allerdings auch nicht ins Ziel. Der Rest ist PS-Geschichte. Mercedes, Red Bull, Ford, Petronas, BMW - mit den Partnern kamen und gingen die Hoffnungen. Zu einem Titel hat es für Sauber in der Formel 1 nie gereicht. Aber im Gegensatz zu vielen anderen sind die Schweizer noch da. „Wir gehen unseren Weg und lassen uns auch durch ein schwieriges Umfeld nicht bremsen“, sagte Teamchefin Kaltenborn. Ein Satz, der auch von Peter Sauber stammen könnte.