Mit Glitzerhelm: Vettel setzt erstes Glanzlicht
Singapur (dpa) - Mit Glitzerhelm und souveräner Tagesbestzeit hat Sebastian Vettel zum Auftakt des spektakulären Nacht-Grand-Prix in Singapur für das erste richtige Glanzlicht gesorgt. Der dreimalige Formel-1-Weltmeister distanzierte seinen Teamkollegen Mark Webber um deutliche 0,604 Sekunden.
„Wenn man das Vertrauen zum Auto hat, kann man es hier auch fliegen lassen. Dann traut man sich auch, enger an die Mauer und Leitplanken ranzufahren“, betonte der nass geschwitzte Vettel kurz vor Mitternacht bei Temperaturen von knapp 30 Grad und über 70 Prozent Luftfeuchtigkeit.
Wie stark das Red-Bull-Duo auf dem 5,073 Kilometer langen Stadtkurs war, machte aber auch der Rückstand des dahinter folgenden Mercedes-Doppels klar: Nico Rosberg fehlten 1,009 Sekunden auf Vettel, Lewis Hamilton 1,119 Sekunden. „Ich glaube, die Red Bulls sind noch eine Ecke schneller als wir“, gab Rosberg zu. Vettel meinte allerdings: „Mercedes ist sehr stark dieses Wochenende.“
Vettels schärfster WM-Verfolger Fernando Alonso war im Ferrari sogar 1,442 Sekunden langsamer und landete nur auf dem sechsten Platz. Sein künftiger Teamkollege Kimi Räikkönen, der im Lotus im WM-Klassement hinter Vettel, Alonso und Hamilton Rang vier belegt, kam gar nur auf den achten Rang vor Adrian Sutil im Force India. Nico Hülkenberg wurde im Sauber 14. in der klar schnelleren zweiten Einheit.
Im zweiten Training am Abend unter Qualifikations- und Rennbedingungen - die Quali beginnt am Samstag um 21.00 Uhr Ortszeit, das Rennen am Sonntag um 20.00 Uhr in Singapur - machte Vettel ernst. Auf dem hellerleuchteten 5,073 Kilometer langen Kurs in der Marina Bay von Singapur gaben die beiden Red Bulls von Beginn an das Tempo vor. Nur für einen kurzen Moment konnte sich der künftige Vettel-Kollege Daniel Ricciardo vor den Heppenheimer schieben - er hatte sich als erster die supersoften Reifen auf seinen Toro Rosso schrauben lassen.
Vettel probierte wenig später die schnellste, aber auch empfindlichste Reifenmischung aus und setzte sich prompt an die Spitze. Mit über einer halben Sekunde Rückstand folgte Webber. Dahinter reihen sich Rosberg und Hamilton ein. Der Brite hatte im ersten Freien Training bei Tageslicht noch die schnellste Runde vor Webber und Vettel gedreht.
In der zweiten anderthalbstündigen Einheit war aber Vettel das Maß aller Dinge. Der Singapur-Gewinner der vergangenen beiden Jahre und der Sieger der vergangenen beiden Saisonrennen in Spa-Francorchamps und Monza benötigte 1:44,249 Minuten für die schnellste Runde seiner insgesamt 34 Umläufe. Alle drei Sektorenzeiten leuchteten auf der Anzeigentafel jeweils in lila, was nichts anderes hieß als: Keiner war in den Abschnitten schneller.
Vettel hat damit auch beste Aussichten auf die Pole, die auf einem Stadtkurs noch größere Bedeutung hat - selbst wenn das Überholen auf der Strecke einfacher ist als beim Klassiker in Monaco. Gelingt dem Heppenheimer erneut Startplatz eins, wäre es die 41. Pole seiner Karriere und ein guter Grundstein für den Weg zum erneuten Sieg in Singapur. Damit könnte er seinen Vorsprung in der WM-Führung weiter ausbauen. Vor dem 13. von 19 Saisonrennen hat er 53 Punkte Vorsprung auf Alonso, 81 auf Hamilton und 88 auf Räikkönen.