Nebel als Partybremse: Vettel schwört Red Bull Treue
Milton Keynes (dpa) - Auf seinen Ehrenrunden durch die Formel 1 kann nur der Nebel den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel ausbremsen.
Zur Party in der Red-Bull-Teamfabrik traf der Serien-Champion mit 20-minütiger Verspätung ein, weil sich der Flug aus seiner Schweizer Wahlheimat verzögert hatte. Im Medienzelt im britischen Milton Keynes kam Vettel dann aber schnell auf Touren und schwor seinem Rennstall die Treue. „Ich denke nicht daran, für ein anderes Team zu fahren. Ich bin glücklich, wo ich bin“, beteuerte der Hesse vor rund 200 Red-Bull-Mitarbeitern.
Immer wieder hatte sich Vettel nach seinen WM-Triumphen anhören müssen, er könne erst Legendenstatus erlangen, wenn er auch ein anderes Team zu ähnlichen Erfolgen führen würde. Als Beispiel diente dabei zumeist Rekordweltmeister Michael Schumacher, der nach zwei Titeln mit Benetton erst durch seine Ferrari-Ära zur Ikone wurde. Vettel sieht das anders. „Auch wenn ich zu einem anderen Team wechseln würde, würde es Leute geben, die mich nicht leiden können und kritisieren würden“, erklärte der 26-Jährige.
Bei Red Bull fühlt sich Vettel zu Hause. In ausgelatschten Turnschuhen, Jeans und T-Shirt lümmelte er bei der Fragestunde auf einem Barhocker, ehe er zum Händeschütteln und Dankesagen in die Formel-1-Fabrik verschwand. Der Heppenheimer hat das Motorsport-Nachwuchsprogramm von Red Bull durchlaufen. Firmengründer Dietrich Mateschitz war einer der wenigen, die ihm zu Beginn seiner Grand-Prix-Karriere die Formel 1 zutrauten. „Ich habe mit Red Bull eine unglaubliche Reise unternommen“, sagte Vettel.
Bis Ende 2015 läuft sein Vertrag noch - mindestens. Sollte ihm das Weltmeister-Team auch nach der umfassenden Regelreform 2014 weiter ein titelfähiges Auto bauen, sieht Vettel anscheinend kaum einen Grund, dem Werben anderer Rennställe zu erliegen.
Auch die beinah unglaubliche Erfolgsserie der vergangenen Wochen ermüdet den Deutschen keineswegs. Alle sieben Rennen seit der Sommerpause hat Vettel gewonnen, insgesamt sogar schon elf in diesem Jahr. „Mir fehlt es nicht an Motivation. Ich weiß, wie schwer es ist, in jedem Rennen meine Leistung abzuliefern“, sagte Vettel.
Das alles sei weiter harte Arbeit, betonte Teamchef Christian Horner. „Auch wenn es vielleicht erwartet wird, sind Siege für Red Bull kein Selbstläufer“, sagte der Brite und lobte einmal mehr seinen Erfolgsgaranten: „Sebastian hat die Messlatte noch mal höher gelegt. Seine Konstanz und Präzision waren beeindruckend.“
In zwei Rennen muss Vettel diese Qualitäten in diesem Jahr noch abrufen, in Austin und Sao Paulo könnte er Alberto Ascaris 60 Jahre alten Rekord von neun Grand-Prix-Siegen in Serie einstellen. So allmählich aber sehnt sich auch der Perfektionist Vettel nach ein wenig Urlaub und Entspannung. „Ich will es ruhig angehen lassen und freue mich darauf, im Winter Ski fahren zu gehen“, verriet Vettel. Dann rief ihn wieder die Feier-Pflicht.