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Rauchender Red Bull: Vettel durchlebt Testfarce

Jerez (dpa) - Für die Autogrammwünsche seiner Fans setzte Sebastian Vettel ein mühsames Lächeln auf, dann verschwand der frustrierte Formel-1-Weltmeister eiligst. Über eine Stunde bevor der zweite Testtag zur neuen Saison beendet war, ließ sich Vettel schon zum Flughafen chauffieren.

Foto: dpa

Die bittere Bilanz des Hessen nach zwei Testtagen zum Vergessen: 11 Runden und 48,708 Kilometer. „Wir sind nicht viel gefahren und hatten ein paar Probleme zu lösen“, stellte Vettel ernüchtert fest und versuchte, es nach außen mit Fassung zu tragen: „Bei so großen Regeländerungen sind Kinderkrankheiten normal. Dafür sind Tests da.“ So schätzte es auch Teamchef Christian Horner ein. In den Tagen in Jerez geht es ihm letztlich nur darum, die ebenso komplexen wie komplizierten neuen Antriebsstränge zum Arbeiten zu bringen. Kurzum: „Systemchecks.“ Und ob nun zwölf oder 60 Runden - „ich würde sagen, wir sitzen so ziemlich alle im selben Boot“, sagte Horner am einem Interview auf der Formel-1-Homepage.

Gleichwohl machten es die Herausforderer von Branchenführer Red Bull besser, allen voran Mercedes. Über Nacht wurden auch bei dem deutschen Werksteam noch Probleme behoben und neue Teile eingeflogen. Damit brachte es Nico Rosberg auf 97 Runden. „Das war ein großartiges Gefühl“, kommentierte er seine 429,516 Kilometer.

Auf dem bedeutungslosen Zeitentableau reihte sich der Wiesbadener im neuen Mercedes F1 W05 auf dem vierten Rang ein. Kimi Räikkönen fuhr im neuen Ferrari F14T 47 mal über den 4,428 Kilometer langen Kurs (2. Platz), Jenson Button gelangen im neuen McLaren MP4-29 immerhin 43 Umläufe. Nebenbei schaffte der Brite, der am Vortagwegen Problemen am Wagen noch hatte pausieren müssen, die Bestzeit.

Ausgerechnet Red Bull bekam sein neues Auto aber einfach nicht in den Griff. Vettel, die Nummer 1 im Feld, landete auf dem letzten Platz. Selbst der Caterham mit dem schwedischen Neuling Marcus Ericsson schaffte mehr Umläufe und landete noch vor Vettel. Dessen Zeit für die „schnellste“ Runde lag über 14 Sekunden über der von Button. Und von den fast 200 Runden wie vor einem Jahr an seinen ersten beiden Testtagen konnte Vettel beim Start in die neue Titelmission eh nur träumen.

Der viermalige Champion erlebte auch ein Desaster. Mickrige acht Runden leuchteten auf dem Monitor für ihn auf. Zweieinhalb Stunden vor Ende der Proberunden am zweiten Testtag stand fest: Vettel fährt nicht mehr. Schon zur Mittagspause hatte der Heppenheimer den Rennoverall gegen die Zivilkluft getauscht.

Als er seinen neuen RB10 in der Box abstellte, stieg schon wieder Rauch aus dem Wagen. Schon am Vortag hatte er gebrannt - nach gerade mal drei Runden. Probleme am Hybridsystem von Partner Renault stoppten Vettel diesmal. Am Vortag hatte er wegen einer falsch montierten Feder fast acht Stunden auf seinen Kurzeinsatz warten müssen.

Die diesjährigen Testfahrten in Jerez sind für Vettel beendet. An den kommenden beiden Tagen soll sein neuer Teamkollege Daniel Ricciardo aus Australien ans Steuer. Bis dahin soll auch ein neues umfangreicheres Hybridsystem ERS eingebaut sein, das in diesem Jahr 160 Zusatz-PS für 33,3 Sekunden pro Runde bringt - wenn es funktioniert.

„Die nächsten zwei Tage werden wichtig, um Zeit auf der Strecke zu sammeln für die Vorbereitung auf die Tests in Bahrain“, sagte Vettel am Mittwoch, ehe er sich davonfahren ließ. Vom 19. bis 22. Februar steigt in der Wüste von Sakhir die zweite Phase, vom 27. Februar bis 2. März die dritte und letzte. Die Saison startet am 16. März mit dem Großen Preis von Australien.

In diesem Jahr treten alle Teams nach der größten technischen Reform der Formel-1-Geschichte mit komplett neuen Autos an. Problemlos kam kein Rennstall über die ersten beiden Testtage in Jerez. Vettel erwischte es aber unterm Strich mit am Schlimmsten. Schon am Vortag schlug Stardesigner Adrian Newey die Hände überm Kopf zusammen, als der Wagen brannte. Die Köpfe werden länger rauchen.

„Im Moment ist die Lernkurve sehr, sehr steil“, hatte Vettel gesagt: „Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche.“ Auf die Frage, wie viele Autos seiner Meinung nach in Melbourne beim ersten WM-Lauf ins Ziel kommen angesichts der riesigen Herausforderungen, hatte er noch lachend geantwortet: „Die Hälfte?“ Im Moment muss Vettel, der die letzten neun Rennen der vergangenen Saison in souveräner Manier gewonnen hatte, hoffen, dass auch er dazugehört.