Reise ins Ungewisse: F1 rätselt über Form und Favoriten

Berlin (dpa) - Der Weg ans andere Ende der Welt ist für die Formel 1 mehr denn je eine Reise ins Ungewisse. Kurz vor dem Saisonstart am kommenden Sonntag in Australien rätseln Fahrer und Experten über Form und Favoriten.

„Ich glaube, die Saison wird richtig eng“, übermittelte Rekordweltmeister Michael Schumacher aus dem PS-Ruhestand via „Bild am Sonntag“. Die Testphase lieferte mehr Fragen als Antworten, über die Hackordnung beim ersten Grand Prix in Melbourne gibt es daher bestenfalls Vermutungen.

„Wir hatten wohl noch nie Wintertests, die so wenig aussagekräftig waren“, sagte Titelverteidiger Sebastian Vettel, ehe er sich zum Krafttanken noch einmal in einen kurzen Südsee-Urlaub verabschiedete. Größtes Problem: Bei den Testfahrten in Jerez und Barcelona war es zumeist empfindlich kühl, in Melbourne herrschen Temperaturen von mehr als 30 Grad. Rückschlüsse scheinen daher nur begrenzt möglich, im Albert Park könnten sich die Autos ganz anders verhalten als bei den Probefahrten. „Dieses Jahr versteht kein Team die Rangordnung“, stellte McLaren-Pilot Jenson Button fest.

Der Gejagte allerdings heißt nach drei WM-Triumphen in Serie in jedem Fall Vettel. Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz stellte seinem Starpiloten schon vor den ersten Rennkilometern des Jahres ein blendendes Zeugnis aus. „Er ist für einen 25-Jährigen unglaublich cool und überlegt“, sagte der österreichische Milliardär in einem Interview den „Salzburger Nachrichten“. „Drei Titel haben ihn geprägt, vieles ist für ihn jetzt mehr und leichter beherrschbar“, meinte Mateschitz.

Zur offiziellen Nummer eins wird Vettel aber bei Red Bull auch in diesem Jahr nicht erklärt. Der Australier Mark Webber soll auch in seine womöglich letzte Formel-1-Saison als formal gleichberechtigter Partner des Hessen gehen. „Er hat es gegen Vettel nicht leicht, aber das Team garantiert ihm gleiches Material und gleiche Behandlung“, versicherte Mateschitz.

Noch mehr als Webber muss Vettel aber vermutlich andere Gegner fürchten. Fernando Alonso sieht Ferrari diesmal schon von Beginn an als titelfähig an. Button hat in Melbourne bereits dreimal gewonnen und dürfte auch in diesem Jahr im McLaren wieder vorn dabei sein. Vettel-Chef Mateschitz sieht Lotus-Fahrer Kimi Räikkönen „unter den Top vier“. Und nach den starken Testeindrücken müssen alle plötzlich auch wieder Mercedes auf der Rechnung haben.

Entsprechend gut gelaunt meldete sich der neue Silberpfeil-Star Lewis Hamilton bereits aus Australien. „Zurück in Melbourne, tolles Wetter & was für eine großartige Stadt. Ich bin so froh, hier zu sein“, twitterte der Brite kurz nach seiner Ankunft. Auch eine Reihe von Kollegen hatte sich am Wochenende schon Down under eingefunden. Nico Hülkenberg stellte ein Foto ins Internet, das ihn lümmelnd vor dem berühmten Opernhaus von Sydney zeigt. Treffende Prognose: „Nächste Woche um diese Zeit wird es nicht so ruhig.“