Rosberg bereut nichts - Hamilton: Alles gut
Sakhir (dpa) - Nico Rosberg bereut seinen Gefühlsausbruch nicht, für das Bahrain-Duell mit Teamkollege Lewis Hamilton hat er sich mit den Videos vom Zweikampf vor einem Jahr schon in Stimmung gebracht.
Über eine Viertelstunde beantwortete der 29 Jahre alte Wiesbadener im proppenvollen Motorhome des Mercedes-Rennstalls in Sakhir die bohrenden Fragen nach seiner Verbal-Attacke nach dem Formel-1-Rennen von China. „Oh“, kommentierte er zunächst staunend den Riesenandrang, ehe er kurze Zeit später klarstellte: „Ich würde das wieder so tun. Es sind Fakten, die haben sich nicht geändert.“
Am liebsten würde er das Thema aber abhaken. Die Reaktionen darauf und den Nachhall findet Rosberg ein bisschen übertrieben. „Wir hatten schon viel schlimmere Zeiten in unserem Duell“, sagte er - und lachte. Dabei hatte sich Rosberg am Sonntag in Shanghai ordentlich aufgeregt: Er warf Hamilton vor, an der Spitze langsamer gefahren zu sein, so dass der drittplatzierte Sebastian Vettel im Ferrari immer näher an Rosberg rankam. Eine Revanche dafür schloss Vizechampion Rosberg aus: „Das könnte ich mir nicht leisten, dass er extra Dritter wird.“
Beiden geht es letztlich auch nur um den Sieg. Ernst machen wollen die Silberpfeil-Rivalen am Samstag und Sonntag bei der Qualifikation und dem Rennen in Bahrain. „Ich lasse Taten auf der Strecke sprechen, so mache ich es schon, seit ich acht bin“, kündigte Hamilton an. Er will die vierte Pole in Serie und seinen dritten Sieg im vierten WM-Lauf.
Der Zoff zwischen den beiden ist nach offizieller Darstellung beigelegt. „Da gibt es nichts zwischen mir und Nico, alles ist gut“, versicherte Hamilton. Es gebe immer mal wieder Probleme zwischen Rennstallrivalen, „aber wir sind erwachsen und gehen da durch“, so der 30-Jährige, Rosberg ist rund ein halbes Jahr jünger.
Zwischen den Gemütszuständen herrscht ein größerer Unterschied. Während der offiziellen Pk zum Rennen scherzte Hamilton immer wieder mit Sitznachbar Daniel Ricciardo, überhaupt wirkte der Zweifach-Weltmeister weder angegriffen noch angespannt nach der Verbal-Attacke Rosbergs. Auf die Frage, ob er sich womöglich mit seinen Aussagen selbst geschadet habe, antwortete der gebürtige Wiesbadener nach kurzem Grübeln: „Vielleicht - weil ich jetzt hier stehe und euch die Fragen beantworten muss.“
Zur selben Zeit plauderte Hamilton bei einem BBC-Interview erheitert und weiterhin bestens gelaunt mit Ferrari-Rivale Vettel. Der Heppenheimer hatte zuvor allerdings Verständnis für Rosbergs Klage geäußert. Allerdings empfindet er den Krach zwischen den beiden als „irrelevant für uns“. Das Ferrari-Team gilt ohnehin als erster Mercedes-Herausforderer.
In der WM-Wertung liegt Vettel mit vier Punkten Vorsprung auf Rosberg (51 Punkte) auf dem zweiten Rang. Spitzenreiter vor dem Nachtrennen an diesem Sonntag (17.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) ist Hamilton (68), der auch noch auf seinen umstrittenen Schampus-Jubel in China angesprochen wurde.
Nachdem er dort einer Hostess den Schampus ins Gesicht gespritzt hatte, war dies bei manchen auf Kritik gestoßen. Das sei aus der Freude heraus passiert, er habe niemanden respektlos behandeln wollen, meinte der Brite. Sicherlich erst recht nicht Rosberg, seinen einstigen Kart-Kumpel. Alles, was außerhalb des Autos passiere, interessiere ihn nicht besonders, meinte der 35-malige Grand-Prix-Gewinner.
Und man glaubt es ihm, er wirkt derzeit unantastbar, wenn er durchs Fahrerlager flaniert. Hamiltons ehemaliger Mitstreiter bei McLaren, Jenson Button, glaubt sogar, dass die verbale Rosberg-Attacke Hamilton nur noch stärker macht. „Du bringst ihn nur aus dem Konzept, wenn du gegen ihn gewinnst“, sagte er der britischen Zeitung „The Mirror“.
Das will Rosberg nun schaffen. Um nicht wie vor einem Jahr nach einem atemraubenden Duell auf dem zweiten Platz hinter Hamilton zu landen, hat er sich die Videos von dem Rennen noch einmal angeschaut. „Es gibt Dinge, die hätte ich letztes Jahr besser machen können, um dieses Rennen zu gewinnen.“