Suzuka-Sieger Vettel auch ohne WM-Fete „überwältigt“
Suzuka (dpa) - Sebastian Vettel war nach seinem Suzuka-Sieg „wirklich überwältigt“, auch wenn er die vierte WM-Party verschieben musste. Mark Webber machte als Zweiter den Doppelerfolg von Red Bull perfekt.
Der Franzose Romain Grosjean wurde Dritter.
Mit seinem berühmten Vettel-Finger und leicht feuchten Augen jubelte der Champion: „Alles in allem ein perfektes Rennen. Ich liebe diese Strecke, die Menschen hier. Ich hab' das sehr genossen.“
Vettels noch einziger WM-Rivale Fernando Alonso belegte beim 15. Saisonlauf den vierten Rang. Der Spanier wahrte damit seine minimale Chance, dem deutschen Red-Bull-Piloten den vierten Titel-Triumph in Serie noch streitig machen zu können. Aber der Ferrari-Fahrer scheint nach der erneuten Schlappe selbst nicht mehr an ein WM-Wunder zu glauben. „Das ist nur noch eine Frage der Zeit“, sagte Alonso. „Es lief nicht alles für uns im Rennen. Aber es ist gut, wenn der Kampf um die WM noch offen ist - ein Rennen noch.“
Angesichts von nunmehr 90 Punkten Vorsprung auf Alonso (207) winkt WM-Spitzenreiter Vettel (297) die Krone in zwei Wochen in Indien. Dem Titelverteidiger würde dort selbst im Fall eines Siegs des Ferrari-Widersachers ein fünfter Rang reichen. Der Gesamtdritte Kimi Räikkönen (177), der in Japan Fünfter wurde, und alle anderen Piloten haben keine Titelchancen mehr.
Trotz seines schier unaufholbaren Vorsprungs blieb Vettel zurückhaltend. „Es ist nicht vorbei, ehe es wirklich vorbei ist“, sagte er. „Wir haben jetzt einen guten Vorsprung, es sieht wirklich gut aus. Aber wir lassen nicht nach.“
Vettel unterstrich mit seinem allerdings hart erkämpften vierten Sieg in Suzuka erneut, dass er der dominierende Fahrer in diesem Jahr ist. So oft wie auf dem 5,807 langen Hochgeschwindigkeitskurs hat der 26 Jahre alte Hesse noch auf keiner anderen Strecke gewonnen, es war das vierte Mal. Zudem war es Vettels fünfter Erfolg nacheinander, sein neunter in diesem Jahr und der 35. in seiner beeindruckenden Karriere. „Wieder ein klares Perfekt-Rennen von Sebastian. Besser geht es nicht“, lobte der dreifache Weltmeister und RTL-Experte Niki Lauda den Seriensieger.
In einem weitgehend ereignislosen Grand Prix kristallisierte sich schon früh heraus, dass das Red-Bull-Duo Vettel und Webber sowie der lange führende Grosjean im Lotus den Sieg unter sich ausmachen. Dieses Trio hängte den Rest des Feldes klar ab. Lange lag der Franzose an der Spitze, aber auch Vettel und sein Teamkollege sammelten Führungskilometer.
In der 41. Runde schnappte sich Vettel Grosjean und schob sich auf Platz zwei hinter Webber vor. Und als der Australier Webber zwei Umläufe später zum dritten Mal frische Reifen holte, war der Heppenheimer wieder Erster. „Unsere Zwei-Stopp-Strategie war der Schlüssel zum Erfolg“, urteilte Vettel. Nach seiner nicht ganz aufgegangenen Taktik sagte Webber: „Ich wäre gerne einen Schritt weiter nach vorn gekommen, bin aber auch so ziemlich glücklich.“ Und Grosjean räumte ein: „Seb war wirklich zu schnell für uns.“
Dabei hatte es für Vettel zunächst nicht so gut ausgesehen. Der von Position vier losgefahrene Grosjean schoss mit einem Raketenstart an die Spitze. Der Red-Bull-Pilot fiel auf Rang drei zurück und touchierte zudem den Mercedes von Lewis Hamilton. „Ich hatte einen sehr schlechten Start, war genau zwischen Romain Grosjean und Lewis Hamilton“, berichtete Vettel, der sich bei der Kollision zudem den Frontflügel „etwas beschädigt“ hatte. Weil Alonso von Startplatz acht gleich auf sechs vorfuhr, waren Vettels Chancen auf eine WM-Entscheidung in Suzuka aber eh schon früh gesunken.
Nico Hülkenberg zeigte wie zuletzt in Singapur eine beherzte Vorstellung. Der Sauber-Pilot aus Emmerich betrieb als starker Sechster Eigenwerbung für ein Cockpit bei einem Top-Team in der kommenden Saison. Hülkenberg profitierte dabei auch von der cleveren Boxenstrategie des Schweizer Rennstalls. Am Ende des 307,573 Kilometer langen Grand Prix konnte er im Gegensatz zu Singapur aber Alonso nicht mehr hinter sich halten und musste auch Räikkönen passieren lassen. „Es ist ärgerlich, am Schluss noch zwei Plätze zu verlieren“, sagte Hülkenberg. „Aber die waren schneller.“
Nico Rosberg belegte nur Rang acht, obwohl er zwischenzeitlich Vierter war. Eine Durchfahrtsstrafe kostete den Mercedes-Piloten aus Wiesbaden eine Top-Platzierung. Bei seinem ersten Reifenwechsel hatte ihn das Team zu früh losfahren lassen, wodurch er den Mexikaner Sergio Pérez gefährdete. Noch mehr Pech hatte der zweite Mercedes-Mann: Lewis Hamilton musste in der zehnten von 53 Runden erstmals in dieser Saison aufgeben. Der britische Ex-Champion hatte sich bei dem leichten Crash mit Vettel einen Plattfuß an einem Hinterreifen zugezogen und dabei auch den Unterboden beschädigt. Adrian Sutil (Gräfelfing) wurde im Force India 14.