Tifosi pfeifen: Vettel siegt in Monza vor Alonso
Monza (dpa) - Das Pfeifkonzert und die nicht enden wollenden „Alooooooonso“-Rufe aus dem ferrari-roten Fahnenmeer nahm Sebastian Vettel mit einem charmanten Lächeln zur Kenntnis.
„Das war ein fantastisches Rennen. Aber man hört ja schon den Unterschied, ob Du hier in einem roten Dress gewinnst oder nicht“, sagte der Red-Bull-Pilot auf dem Siegerpodium des Großen Preises von Italien. Vettel genoss den sechsten Sieg in dieser Formel-1-Saison, ohne ihn auszukosten.
Seinem geschlagenen Rivalen Alonso auf Rang zwei gab er einen kameradschaftlichen Klaps auf den Rücken. Denn auch wenn es spielerisch ausgesehen hatte, war sein Erfolg in Monza vor dem Spanier und Mark Webber im zweiten Red Bull kein Selbstläufer. Zuerst machte Vettel ein Bremsplatten Probleme, am Ende muckte das Getriebe. „Da war der Herzschlag noch mal höher“, gab Vettel zu, der nach 2008 - sein erster Grand-Prix-Sieg - und 2011 seinen dritten Sieg im Ferrari-Land Italien feierte.
Ein Ausfall wäre doppelt und dreifach ärgerlich gewesen. Vettel schloss nach Siegen in der ewigen Bestenliste nicht nur zu Alonso auf, er raubte seinen Verfolgern fast schon die letzten Hoffnungen, den 26-Jährigen auf dem Weg zum vierten Titel in Serie noch abfangen zu können. Vettel kommt nun auf 222 Zähler, Alonso liegt 53 Punkte zurück. „Es wird schwierig, wenn er kein Problem hat“, meinte Ferraris Teamchef Stefano Domenicali mit Blick auf Vettels Dominanz.
Eine Erkenntnis, über die der WM-Dritte Lewis Hamilton offensichtlich schon hinweg ist. Der Mercedes-Pilot kam auf Rang neun und hat insgesamt 141 Punkte. „Es ist hart, wenn Du alles gibst und nur zwei Punkte holst. Das war's für die Meisterschaft“, sagte Hamilton, dessen Teamkollege Nico Rosberg Sechster wurde. Noch schlimmer als Hamilton erwischte es Kimi Räikkönen. Er ging im Lotus als Elfter sogar leer aus und verharrt als WM-Vierter bei 134 Zählern. Vettel selbst will sich vor den letzten sieben Saisonrennen aber nach wie vor vom Blick aufs Tableau nicht beirren lassen. „Ich versuche, nicht so viel daran zu denken.“
Nur Alonso scheint noch als ernsthafter Rivale infrage zu kommen. Das erneute (WM)-Duell des dreimaligen gegen den zweimaligen Champion zeichnete sich auch beim Europafinale von Beginn an ab. Alonso arbeitete sich von Startrang fünf kontinuierlich nach vorn. Vettel konnte dagegen zunächst nur mit Mühe seine 40. Pole verteidigen.
Es dauerte aber nicht lange, bis die WM-Auslese zugunsten des Heppenheimers ihren Lauf nahm. Als hätte Startplatz elf die Hoffnungen von Räikkönen nicht schon genug gedämpft, fand er sich nach nicht mal 20 Kilometern gar am Ende des Feldes wieder. Nach einem leichten Auffahrunfall im Startgemenge musste er früh an die Box, um sich einen neuen Frontflügel zu holen. Der Finne, der im nächsten Jahr womöglich als Ferrari-Fahrer in Monza antreten könnte, fiel bis auf den 21. Rang zurück - und damit auf den letzten, nachdem Paul di Resta im Force India früh ausgefallen war.
Erst Räikkönen dann Hamilton. Der Mercedes-Mann, dessen Pole-Serie (4) Vettel ein Ende bereitet hatte, musste nach einem schleichenden Plattfuß zu einem ungeplanten Reifenwechsel an die Box. Nach dem schon enttäuschenden Platz zwölf in der Startaufstellung musste Hamilton sich zwischenzeitlich von Rang 16 nach vorn arbeiten.
Alles zum Wohle des Weltmeisters, der seinem dritten Sieg auf dem 5,783 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs unbeirrt entgegenfuhr. Vor den Augen von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo gab Verfolger Alonso zwar mächtig Gas. Er überholte Nico Hülkenberg, der im Sauber nach dem hervorragenden dritten Startrang als starker Fünfter ins Ziel kam, er überholte Webber und auch seinen Teamkollegen Felipe Massa. Vier Runden lang durfte Alonso das Feld auch anführen, nachdem Vettel die Reifen hatte wechseln lassen. Am Ende reichte es aber deutlich nicht zum Sieg.
Auf dem Podest wurde der Ferrari-Star im Gegensatz zu Gewinner Vettel aber wie der Sieger gefeiert. „Ich hoffe beim nächsten Rennen im nächsten Jahr stehen wir wieder hier oben. Aber dann auf Platz eins“, meinte Alonso. In diesem Jahr war Platz 1 Vettel vorbehalten, in Italien und wohl auch am Ende der Saison. Kein Wunder, dass Vettel die Pfiffe so gelassen nahm: „Ich bin den Leuten nicht böse, sie haben das eben im Blut.“