Vettel „Olé“ im Regen: Auf Pole vor Rosberg ins Finale
São Paulo (dpa) - Nicht einmal Dauerregen und eine 40-minütige Wartezeit haben Sebastian Vettel auf dem Weg zur Pole Position auch beim Saisonfinale der Formel 1 aufhalten können.
Der viermalige Weltmeister verwies in seinem Red Bull mit über einer halben Sekunde Vorsprung Nico Rosberg von Mercedes auf den zweiten Platz. Für Vettel ist es die 45. Pole seiner Karriere. „Ich bin so happy nach diesem Qualifying“, sagte Vettel: „Ich war in der Lage, eine ziemlich saubere Runde hinzukriegen.“
Dass er via Boxenfunk „Olé“ ins Mikro schrie, nahm Vettel im portugiesisch sprechenden Brasilien anschließend mit Humor: „Da hab ich was durcheinandergebracht. Aber ich kenne es nicht auf portugiesisch.“ Landsmann Rosberg, Trainingsschnellster am Freitag, haderte etwas: „Ich bin jetzt nicht absolut euphorisch darüber, ich wäre gern auf der Pole gewesen.“
Dritter wurde in der K.o.-Ausscheidung für den Großen Preis von Brasilien Vizeweltmeister Fernando Alonso von Ferrari. Weil er aber auch der entscheidenden Runde patzte, „habe ich gemischte Gefühle“, meinte der Spanier. „Ich habe viel Zeit verloren. Nicht soviel, dass ich Seb hätte schlagen können - er ist zu weit weg - aber der zweite Platz wäre nicht schwer gewesen“. Es reichte aber, um Vettels Noch-Teamkollegen Mark Webber auf Rang vier zu verdrängen. Der Australier bestreitet im zweiten Red Bull beim Saisonfinale in São Paulo sein letztes Formel-1-Rennen.
Nico Hülkenberg schaffte es als Zehnter im Sauber auch noch in die Top Ten, ebenso wie Lokalmatador Felipe Massa als Neunter bei seinem Abschiedsrennen nach acht Jahren bei Ferrari. Lewis Hamilton, der 2008 in einem dramatischen Finale in Brasilien Weltmeister geworden war, landete im zweiten Mercedes auf dem fünften Rang.
Die letzte Qualifikation in diesem Jahr wurde von Beginn an zu einem Regen-Krimi. Als der erste Abschnitt der K.o.-Ausscheidung auf dem 4,309 Kilometer langen Autódromo Carlos Pace freigegeben wurde, kamen die Topfahrer sofort raus. Denn zu diesem Zeitpunkt war der Asphalt der zweitkürzesten Strecke im Rennkalender zumindest etwas abgetrocknet. Binnen der ersten fünf Minuten fielen bereits die meisten Entscheidungen über das Weiterkommen in den mittleren Qualifikations-Durchgang. Wieder stärker einsetzender Regen machte schnellere Rundenzeiten anschließend unmöglich. Vorne zu diesem Zeitpunkt: Hamilton vor Vettel und Rosberg, dahinter Hülkenberg.
Die Bedingungen wurden aber nicht besser. Es regnete weiterhin, die Rennwagen zogen teilweise eine riesige Regenwolke hinter sich her. Unmittelbar vor Ende des zweiten Zeitabschnitts kam der Mexikaner Sergio Perez dann von der Strecke ab und demolierte an seinem letzten Wochenende für McLaren den Rennwagen beim Einschlag in die Streckenmauer. Perez selbst passierte nichts.
Als einziger der vier deutschen Piloten verpasste Adrian Sutil die entscheidenden letzten zehn Minuten im Kampf um die besten zehn Plätze in der Startaufstellung. Der Gräfelfinger kam im Force India nicht über Platz 16 hinaus.
Vettel, Rosberg und Hülkenberg mussten sich dann aber auch gedulden. Die Rennleitung verschob den Start des dritten Zeitabschnitts zunächst um zehn Minuten, der Regen hatte wieder zugenommen. Zudem musste die Strecke nach dem Perez-Abflug gereinigt werden. Die Autoteile waren schnell entfernt, nur der heftige Regen sorgte für Probleme. Bei einer Proberunde schlitterte selbst das Medical-Car in den Kurven. Erneut wurden zehn Minuten Wartezeit drangehangen. Noch weitere zweimal entschied sich die Rennleitung für eine Verschiebung - 40 Minuten später als geplant ging es endlich weiter.
Vettel wollte keine Zeit verlieren und wartete auf die Freigabe. Es zahlte sich aus. Gleich bei seinem ersten Versuch fuhr er auf Pole, seine neunte in dieser Saison. Fährt er auch am Sonntag als Erster durchs Ziel, egalisiert er mit seinem 13. Saisonsieg die neun Jahre alte Bestmarke von Rekordweltmeister Michael Schumacher. Es wäre zudem Vettels neunter Erfolg nacheinander.