Vor Juni keine Gerichtsinfo zu Ecclestone

Berlin (dpa) - Die Formel 1 muss im Fall Bernie Ecclestone noch länger auf das Münchner Landgericht warten.

„Ich rechne nicht damit, dass ich vor Ablauf von drei bis vier Wochen über die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft berichten kann“, sagte Gerichtssprecherin Margarete Nötzel der Nachrichtenagentur dpa in der bayerischen Landeshauptstadt.

Das würde bedeuten, dass vor Juni mit keinen Neuigkeiten zu rechnen ist. Ob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Chefvermarkter der Formel 1 erhoben hat, einen Strafbefehl oder eine Einstellung mit Zustimmung des Gerichts beantragt hat, ließ Gerichtssprecherin Nötzel - ebenso wie zuvor auch die Anklagebehörde - offen.

Gleichwohl läuft die Suche nach einem möglichen Nachfolger für den 82 Jahre alten Formel-1-Herrscher nicht erst seit den jüngsten Spekulationen um eine Anklageerhebung. Ecclestone hat sich in fast vier Jahrzehnten aber beinahe unverzichtbar gemacht.

„Eines Tages, wenn ich nicht da sein werde, wird eines der größten Probleme sein, dass ich wirklich gute Beziehungen zu den Rennpromotern habe“, hatte Ecclestone Ende vergangenen Jahres einmal der britischen Zeitung „Independent“ gesagt. „Manche von denen haben mir gesagt: 'Wenn Du nicht da bist, sind wir es auch nicht'. Das ist die Gefahr.“

Die Rennveranstalter vertrauen dem knallharten Geschäftsmann. Als es ums Überleben der Formel 1 auf dem Hockenheimring ging, kam Ecclestone den Nordbadenern entgegen. Auch der Nürburgring bleibt trotz Finanzdesaster im Rennprogramm und ist am 7. Juli Schauplatz der Großen Preises von Deutschland - also nur kurz nach einer möglichen Bekanntgabe durch das Münchner Landgericht.

Vorgeworfen wird Ecclestone, dem früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky beim Verkauf der Formel-1-Anteile der Bank vor gut sieben Jahren rund 44 Millionen Dollar Schmiergeld gezahlt zu haben. Gribkowsky war vor knapp einem Jahr bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er das Geld angenommen und nicht versteuert hat. Seit 2011 ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Vorwurfs auch gegen Ecclestone, der die Vorwürfe stets bestreitet. Es sei eine Art Schweigegeld gewesen, damit Grikowsky ihn nicht bei den britischen Steuerbehörden anschwärze, so Ecclestones Darstellung.

Bei dem Verkauf der Königsklasse an CVC hatte das Investmentunternehmen Ecclestone als Geschäftsführer installiert. Damit blieb der Wirkungsradius des umtriebigen ehemaligen Gebrauchtwagen-Händlers im Weltunternehmen Formel 1 ungemindert. Ecclestone erobert stetig neue Märkte, 2015 soll erstmals vor den Toren von New York und in Russlands Olympia-Stadt Sotschi gefahren werden. Ecclestone ist auch der erste Ansprechpartner für die Teams, wenn es im sogenannten Concorde Agreement ums Geld geht.

Offen über potenzielle Nachfolger wird in der Formel 1 eigentlich nicht geredet, und das nicht erst, seit den Ermittlungen in München. „Das ist unmöglich vorherzusagen“, sagte McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh bereits vor Ecclestones 80. Geburtstag zu möglichen personellen Alternativen.

„Die Verantwortung für die Zukunft der Formel 1 liegt mehr bei CVC als bei Bernie“, betonte einmal der Präsident des Internationalen Automobilverbandes FIA, Jean Todt. „Wenn mein Vertrag mit der Firma ausläuft, können sie mich ersetzen, wenn sie es wollen“, sagte Ecclestone nun in einem Interview der „Bild“-Zeitung. An einen Rücktritt denkt er nicht.

Doch wer soll, kann und will diesen Job im Fall der Fälle übernehmen. Als Kandidatin wurde auch bereits die einzige Teamchefin in der Männer-Domäne gehandelt. „Ich musste schmunzeln“, hatte Monisha Kaltenborn in einem dpa-Interview zu den Spekulationen gesagt. Sie habe keine Absichten in diese Richtung, betonte die Verantwortliche des Schweizer Sauber-Rennstalls. Red Bulls Erfolgsteamchef Christian Horner, 39 Jahre alt, ließ ebenfalls schon verlauten, dass er sich in diesem Amt nicht vorstellen könnte.

Auch der Name Justin King fiel bereits. Der Brite, der am Freitag 52 Jahre alt wird, ist der Boss einer großen Supermarktkette. „Ich hab' absolut keine Ahnung, ob der Chef eines Unternehmens wie Sainsbury meinen Job machen könnte. Vielleicht könnte er“, wurde Ecclestone seinerzeit in britischen Medien zu den Spekulationen zitiert.

Ein Headhunter soll seit einiger Zeit mit der Suche beauftragt sein. Innerhalb der Formel 1 wird man bemüht sein, bei einem möglichen Personalwechsel die Machtfülle eines Ecclestone-Nachfolgers einzudämmen. Denkbar ist auch, dass es auf mehrere Schultern verteilt wird. Ob es aber überhaupt zu einer Anklage und damit gegebenenfalls zu weiteren Konsequenzen für Ecclestone kommt, bleibt mindestens noch drei, vier Wochen abzuwarten.