Glock vermisst das Gefühl auf dem Podium „ein bisschen“

Hockenheim (dpa) - Er kann im Gegensatz zu Sebastian Vettel, Michael Schumacher, Nico Rosberg und Nico Hülkenberg nicht mal mit einem Top-Ten-Platz rechnen. Das Formel-1-Rennen vor Freunden und Familie bedeutet für Timo Glock aber erst recht etwas Besonderes.

Weil er sportlich mit seinem Marussia hinterher fährt, nimmt der Wersauer die Unterstützung sogar noch mehr auf. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sprach Glock auch über das Gefühl zu siegen und das Szenario, wenn es mal zu keinem Rennen in Deutschland käme.

Im Fußball gibt's Stadtderbys. Ist ein Heimrennen für einen Formel-1-Fahrer damit vergleichbar?

Glock: „Nicht so wirklich. Es ist einfach ein einmaliges Highlight in der Saison, dass wir vor heimischer Kulisse fahren können. Und dann haben wir halt auch noch so viele deutsche Fahrer, dass die Fans eine Auswahl treffen können, wen sie unterstützen und wen nicht. Bei uns Fahrern gibt es da aber keine Rivalität. Es freut sich einfach jeder darauf.“

Wie viel gibt es einem, wenn die Fans bei der Driver's Parade oder bei den Veranstaltungen rund um das Rennen einem zujubeln - insbesondere in Ihrer Situation, da Sie sportlich nicht vorne mitmischen können?

Glock: „Viel. Ich freue mich da immer, wenn Fans da sind, die einen unterstützen. Oder auch die Familie und Freunde. Wenn Sie das eine Mal im Jahr die Möglichkeit haben, an die Strecke zu kommen, ist die Unterstützung natürlich extrem.“

Werden Sie die Zeit denn auch nutzen, um bei der Familie einen Zwischenstopp zu machen?

Glock: „Ich versuche es, aber es wird ein bisschen eng. Ich werde es wohl eher nach dem Rennen schaffen.“

Im schlimmsten Fall könnte es im kommenden Jahr kein deutsches Rennen geben. Wie wäre denn ein solches Szenario aus Ihrer Sicht?

Glock: „Es wäre tragisch in meinen Augen. Ich würde mich extrem ärgern, wenn man das nicht hinbekommen würde. Wenn es wirtschaftlich nicht möglich ist, muss man das sicherlich auch verstehen. Aber es wäre extrem schade.“

Wenn man erlebt hat, wie sich Michael Schumacher über Rang drei in Valencia gefreut hat- wie sehr vermissen Sie es denn, auf dem Podest zu stehen? Das letzte Mal war ja 2009 in Singapur.

Glock: „Das vermisst man natürlich ein bisschen. Und das ist schon so ein Thema, über das man ab und zu mal nachdenkt und sich sagt: "Das würde ich auch gern mal wieder erleben." Aber im Moment ist die Situation, wie sie ist. Daran kann man nichts ändern, nur so hart wie möglich arbeiten, dass man so etwas wieder erreicht.“

Kennen Sie das Gefühl zu siegen überhaupt noch?

Glock: „Ich weiß schon noch, wie das ist. Das vergisst man nicht so schnell, weil es einem auch immer wieder den Antrieb gibt, es wieder zu erleben. Man muss in der Hinsicht aber auch realistisch sein: Ich weiß, dass es im Moment nicht möglich ist. Aber ich weiß schon noch, wie es ist.“

In Silverstone hätten Sie beinahe zum ersten Mal mit Marussia den zweiten Abschnitt der Qualifikation erreicht - Eintagsfliege oder Trend?

Glock: „Das war schon den Verhältnissen geschuldet, wenn wir uns in Q2 gehangelt hätten. Im Trockenen sind wir noch zu weit weg davon. Trotzdem ist es bei so einer Chance umso schmerzhafter, wenn es nicht funktioniert. Es wäre sehr, sehr gut für das ganze Team gewesen und auch sehr gut für mich, meinen Namen wieder mal in Szene zu setzen.“