Rennen in Hockenheim Hat die DTM noch eine Chance? Zukunftssorgen bei Auftakt
Hockenheim (dpa) - Der DTM läuft im Rennen um die Zukunft die Zeit davon.
Bis zum Sommer muss Serienchef Gerhard Berger eine Antwort darauf geben, wie der angekündigte Ausstieg von Mercedes kompensiert werden soll, sonst droht dem gerade erst in Hockenheim spektakulär in seine neue Saison gestarteten Deutschen Tourenwagen Masters bald das Aus. Vor allem Audi macht Druck und will schnell Klarheit. Die erhoffte Hilfe von Ex-DTM Chef Hans Werner Aufrecht, der mit einem Privatteam im nächsten Jahr als Mercedes-Nachfolger einspringen sollte, ist inzwischen ausgeschlossen. Der im Vorjahr als Retter verpflichtete Berger steht trotz aller Versprechungen noch ohne Ersatzlösung da.
Die Forderung von Audi-Motorsportchef Dieter Gass, Gewissheit über die Zukunft zu schaffen, setzt die DTM-Spitze unter akuten Zugzwang. Gass, der dem Beirat der DTM-Dachorganisation ITR angehört, argumentiert mit Kosten, die für die Vorbereitung des nächsten Jahres anstünden. Audi werde das Geld nur ausgeben, wenn gesichert sei, dass spätestens 2020 ein weiterer Hersteller einsteigt.
Vor den beiden Auftaktrennen - am Samstag dominierte ausgerechnet Mercedes und am Sonntag gewann BWM-Pilot Timo Glock - hatte Gass den Juni als Frist für Audi genannt. In Hockenheim ruderte er aber leicht zurück. „Ich habe eine gewisse Bereitschaft, die Entscheidung nach hinten zu schieben. Aber irgendwo wird es ein Limit geben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Und betonte: Audi habe ein großes Interesse daran, dass die DTM fortbesteht.
Berger muss nun aber wohl bis zum Norisring-Wochenende Ende Juni konkrete Signale senden, um Audi vom Bleiben zu überzeugen. Von einer Frist wollte der DTM-Chef in Hockenheim trotzdem nicht sprechen, das sei nicht zielführend. „Ich sehe, dass wir alle gemeinsam in einem Boot sitzen und das Thema gemeinsam lösen sollten“, sagte er. Alle sollten darüber nachdenken, „was man noch unternehmen kann, um die Lücke von Mercedes zu schließen“.
BMW, der dritte Autobauer im Bunde, positionierte sich ähnlich in der heiklen Angelegenheit: Der Fokus solle jetzt darauf liegen, zusammen Hersteller für die DTM zu begeistern, betonte Motorsportdirektor Jens Marquardt.
Die von Berger unterstützte Möglichkeit, dass das Unternehmen HWA vom früheren DTM-Chef Aufrecht einspringen könnte, ist derweil vom Tisch. „Als Privatteam mit zwei oder drei Autos gegen Hersteller mit sechs Autos zu fahren, das lässt sich nicht finanzieren. So traurig das ist“, sagte Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz, der zudem Vorstandschef von HWA ist.
Das Unternehmen wickelt seit 30 Jahren als Dienstleister von Mercedes DTM-Renneinsätze ab und hat zumindest nach Ansicht von Berger die Kompetenz, ein erfolgreiches Team zu stellen. Aber Mercedes und HWA winken ab. Und werden in anderer Form zusammenarbeiten: Nach dpa-Informationen wird HWA im kommenden Jahr für den Autobauer in der Formel E arbeiten, wenn der schwäbische Konzern werkseitig in die Elektrorennserie einsteigt.
Und Berger? Vor etwas mehr als einem Jahr holten ihn Audi, BMW und Mercedes, um ihre Serie voran zu bringen. Einige Monate danach kündigte Mercedes seinen Abschied an. Der gut vernetzte DTM-Chef berichtet, viele Gespräche mit Herstellern über einen potenziellen Einstieg geführt zu haben, manchmal sei man auch sehr weit gewesen. Aber eben nicht am Ziel.
Woran das liege? „Es war bislang kein Hersteller dabei, bei dem es an den Kosten gescheitert ist“, versicherte Berger. Vorbehalte ausländischer Hersteller, in einen „deutschen Club“ einzutreten, habe er zudem entkräften können. Der DTM-Boss räumte lediglich ein: „Einige Hersteller fokussieren sich voll auf E-Mobilität.“