Käpt'n Vettel gewinnt Hafenrundfahrt von Valencia
Valencia (dpa) - Formel-1-Käpt'n Sebastian Vettel steuert nach seinem lockeren Sieg bei der gemütlichen Hafenrundfahrt von Valencia ungefährdet seinem zweiten WM-Titel entgegen.
Der Titelverteidiger kontrollierte beim weitgehend spannungslosen Großen Preis von Europa am Mittelmeer vom Start weg das Geschehen und feierte seinen sechsten Saisonsieg. „Huhu, yes, fantastisch, boys“, rief der Red-Bull-Pilot nach seiner Gala am Sonntag bei strahlendem Sonnenschein über Boxenfunk. Später streckte er traditionell den rechten Zeigefinger in die Höhe und sagte: „Ich bin überglücklich. Es hat sehr, sehr viel Spaß gemacht.“
Ferrari-Pilot Fernando Alonso verpasste bei seinem Heimrennen vor 85 127 Zuschauern klar den erhofften Sieg und musste sich mit Rang zwei begnügen. Damit dürfte der zweifache Champion aus Spanien im Titelrennen keine Rolle mehr spielen. Auch der Gesamtzweite Jenson Button erlitt einen Rückschlag: Der Brite belegte beim achten Saisonlauf auf dem 5,419 Kilometer Valencia Street Circuit im McLaren-Mercedes nur den sechsten Platz.
Vettel führt nun nach acht von 19 Grand Prix mit 186 Punkten vor Button (109). Sein Teamkollege Mark Webber (109), der in Valencia Platz drei belegte, bleibt punktgleich wie der Brite Gesamtdritter. Selbst wenn der 23 Jahre alte Heppenheimer nun drei Nullrunden in Serie hinlegen würde und Webber oder Button die nächsten drei Grand Prix jeweils gewinnen würde, bliebe Vettel dank aktuell 77 Punkten Vorsprung Spitzenreiter. „Es ist noch eine lange Saison. Ich schaue nicht auf den Vorsprung“, wiegelte er ab. „Wir müssen zwar nicht jedes Rennen auf Teufel komm raus gewinnen, aber auch das bleibt natürlich unser Ziel.“
Nach zuletzt zwei turbulenten und teilweise chaotischen Rennen in Monaco und Montreal verlief der achte Saisonlauf ohne große Zwischenfälle und Aufreger. Vettel trug mit seiner erdrückenden Dominanz entscheidend zu der Langeweile bei. „Das war kein Spaziergang. Ich hatte keine Langeweile“, versicherte er zwar. Aber die Fakten belegten das Gegenteil.
Vettel demonstrierte mit der Wiederholung seines Vorjahreserfolges in Valencia zugleich, dass ihn der wegen eines Sekundenschlafs verschenkte Sieg vor zwei Wochen in Kanada nicht aus der Bahn geworfen hatte. „Ein tolles und vor allem intelligentes Rennen von Sebastian“, schwärmte Red-Bull-Teamchef Christian Horner von seinem Star.
Während Vettel mit seinem zehnten Podestplatz in Serie auf dem Straßenkurs im Hafen von Valencia erneut für klare Verhältnisse gesorgt hatte, gab er in der Pressekonferenz ein Rätsel auf. „Zum Schluss viele Grüße in die Heimat. Da spielt eine Zahl, die Fünf, eine große Rolle“, sagte er geheimnisvoll.
Wenigstens etwas Spannung kam in der 22. von 57 Runden auf, als Alonso Webber überholte und nun als Zweiter versuchte, seinen Druck auf Vettel zu verstärken. Allerdings kontrollierte der Spitzenreiter das Geschehen souverän gegen den Spanier. Beim zweiten Boxenstopp „überholte“ Webber dann Alonso wieder und die alte Reihenfolge war zumindest vorrübergehend hergestellt. Ferrari revanchierte sich mit einem besseren dritten Reifenwechsel: Der Spanier überflügelte dadurch den Australier wieder.
Die anderen Deutschen spielten nur eine Nebenrolle: Nico Rosberg war als Siebter im Mercedes Zweitbester. „Das ist okay. Wenigstens Punkte, auch wenn der Abstand sehr groß ist“, sagte der Wiesbadener. Force-India-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing) kam auf Rang neun vor Nick Heidfeld (Mönchengladbach) im Lotus Renault, der sich noch einen WM-Zähler holte. Rekord-Weltmeister Michael Schumacher (Kerpen) landete nach einem frühen Nasenstüber nur auf Rang 17. Timo Glock (Wersau) wurde im Virgin 21.
Schumacher beschädigte sich nach einer Kollision mit Witali Petrow kurz nach seinem ersten Reifenwechsel den Frontflügel und musste gleich wieder an die Box, um für seinen Silberpfeil eine neue Nase aufmontieren zu lassen. Dadurch fiel der siebenmalige Weltmeister früh aussichtslos zurück. „Das war meine Dummheit“, räumte Schumacher ein. „Ich habe ihn relativ spät gesehen und versucht, auf der letzten Rille zu bremsen. Das hat nicht funktioniert.“
Vettel legte die Grundlage für seinen insgesamt 16. Grand-Prix-Sieg mit einem guten Start. Der Red-Bull-Pilot verteidigte seine Pole-Position problemlos und baute vor dem ersten Boxenstopp seinen Vorsprung vor Webber kontinuierlich aus. Vettel fuhr jedoch äußerst kontrolliert und achtete darauf, die Reifen zu schonen.
Als der Heppenheimer in der 14. Runde erstmals frische Reifen aufziehen ließ, musste er nur kurzfristig die Führung an Ferrari-Rivale Felipe Massa abgeben. Nach dem Stopp des Brasilianers wenig später dann wieder das gewohnte Bild: Vettel vor Webber und Alonso. Auch die anderen Serviceeinlagen änderten nichts an Vettels Solofahrt. Nach insgesamt 308,883 Kilometern siegte der Hesse in 1:39:36,169 Stunden. Alonso wies 10,891 Sekunden Rückstand auf.