Regelverstoß: Audi verliert Ekströms DTM-Heimsieg

Nürnberg (dpa) - Audi hat den langersehnten DTM-Heimsieg am Norisring wieder verloren. Mehr als fünf Stunden nach der Zieldurchfahrt disqualifizierten die Sportkommissare des Deutschen Motor Sport Bundes Mattias Ekström an seinem 35. Geburtstag wegen eines Regelverstoßes nach dem Rennen.

„Die nachfolgenden Teilnehmer rücken auf“, hieß es in einer verbreiteten Stellungnahme der Regelhüter. Gewinner des fünften Saisonrennens ist daher nun - vorläufig - Mercedes-Fahrer Robert Wickens. Audi hat noch am Sonntagabend einen Berufungsantrag gestellt.

„Mit dieser Entscheidung sind wir nicht einverstanden. Deshalb hat das Audi Sport Team Abt Sportsline gegen die Entscheidung der Sportkommissare offiziell und fristgerecht Berufung angekündigt“, sagte Audi DTM-Chef Dieter Gass. Ekström äußerte sich nicht.

Mit einer Entscheidung des DMSB-Berufungsgerichts in Frankfurt wird nicht in den kommenden Tagen gerechnet. Ein solcher Vorgang dauere in der Regel mehrere Wochen, sagte ein Sprecher. Womöglich steht das Gerichtsurteil noch aus, wenn sich die DTM-Fahrer am 4. August in Moskau das nächste Mal auf der Strecke messen.

Bei der Siegerehrung hatte der Schwede Ekström noch ausgelassen gejubelt, als er die zehn Jahre andauernde Siegesserie von Mercedes auf dem Norisring scheinbar beendet und die beiden Sternfahrer Wickens und Christian Vietoris hinter sich gelassen hatte. Aber zwei Wasserflaschen, die ihm noch auf dem streng reglementierten Parkplatz zugesteckt worden waren, stellten die Wertung des fünften Saisonlaufs im Deutschen Tourenwagen Masters lange Zeit infrage - und kippten sie schließlich.

Schon vor der Zeremonie auf dem Podest hatten die Sportkommissare eine Untersuchung eingeleitet, um zu klären, ob Ekström mit der Flüssigkeit gegen Paragraf 44.1 des sportlichen Reglements verstoßen hatte. Darin werden sämtliche Veränderungen am Fahrzeug nach der Zieldurchfahrt verboten. Unter anderem heißt es: „Es ist auch verboten, während der Fahrt von der Strecke in den Parc fermé, Materialien oder Substanzen vom Fahrzeug zu entfernen oder dem Fahrzeug hinzuzufügen.“ Fahrer und Fahrzeug dürfen beim Wiegen ein Mindestgewicht nicht unterschreiten.

Die sportliche Leistung Ekströms geriet so schon kurz nach dem Rennen zur Nebensache. Das lag allerdings nicht nur an der Untersuchung, sondern auch an einem Crash zweier Kollegen.

Im Kampf um Platz zwei rauschte erst Edoardo Mortara mit seinem Audi ins Heck von Mercedes-Fahrer Gary Paffett, kurz darauf führte eine zweite Berührung beider Autos zum endgültigen Aus der Hitzköpfe. Ob der Fehler beim zweiten Zusammenstoß nun bei Mortara lag oder Paffett ihn absichtlich in die Streckenmauer gedrückt hatte - die Ansichten dazu gingen weit auseinander.

„Er ist ein Idiot. Ein kompletter Idiot“, schimpfte Paffett unmittelbar nach dem Rennen in der ARD und stritt jegliche Schuld ab. Diesen Standpunkt vertrat er auch Stunden später: „Er hat in Kurve vier einen Fehler gemacht, ich war auf der Innenseite und habe ihm genug Platz zur Mauer gelassen“, sagte der Brite. „Auf einmal habe ich einen Schlag gespürt und bin in der Mauer gelandet. Das war definitiv sein Fehler.“ Live könne es so ausgesehen haben, als habe er sich bei Mortara für den ersten Unfall revanchieren wollen. „Aber das war nicht meine Absicht. Ich habe ihm genug Platz gelassen. Er muss sich bei mir entschuldigen.“

Mortara stand noch lange nach dem Crash sichtlich erschüttert an einem Reifenstapel und schüttelte immer wieder den Kopf. Später lies er mitteilen: „Von meiner Seite war es keine Absicht.“

Mit - vorerst - Rang zwei für Wickens, Platz drei für Christian Vietoris und insgesamt vier Autos in den Punkten war das Ergebnis von Mercedes trotz allem gut. Aber das Aus von Paffett ärgerte Motorsportchef Toto Wolff. „Das passiert uns jetzt das zweite Jahr in Folge, dass wir unseren Spitzenmann durch eine Kollision verlieren, die zu hart war. Diese 15 oder 18 Punkte gehen uns jetzt ab und ich hoffe, dass uns das am Jahresende nicht schmerzt“, sagte er.

Auf die Reihenfolge an der Spitze der Gesamtwertung hatte das Hickhack am grünen Tisch keinen Einfluss. Audi-Pilot Mike Rockenfeller verteidigte seine Führung vor Bruno Spengler unabhängig von der Entscheidung im Fall Ekström, da er nach 190,900 Kilometern in Nürnberg vor dem Titelverteidiger und besten BMW-Piloten ins Ziel kam.