Rettet der ADAC den Nürburgring?
Der Autoclub hat ein unverbindliches Angebot für die legendäre Rennstrecke abgegeben.
Nürburg/München. Eine legendäre Rennstrecke und einer der größten Automobilclubs — das ist eine Kombination, die auf den ersten Blick hervorragend zueinanderpasst. So scheint es nicht verwunderlich, dass der ADAC nach reichlich Nachdenken ein unverbindliches Angebot für den zum Verkauf stehenden Nürburgring in der Eifel abgegeben hat. Deutet sich nun die Wende zum Guten für den seit Jahren kriselnden Nürburgring an?
Klar ist, wenn der ADAC am Ende nach dem Ring greifen sollte, wird er das im Alleingang tun. „Wir haben das Angebot allein abgegeben“, sagt Kay Langendorff, Leiter Motorsport Presse bei dem Automobilclub. Zu einem möglichen Kaufpreis sagt der ADAC nichts, Experten sprachen in der „FAZ“ von 100 Millionen Euro.
Ein Gutachten des Immobilien-Unternehmens Jones Lang LaSalle im Auftrag der Ring-Sanierer bezifferte den Ertragswert des Rings im Oktober 2012 sogar nur auf 77 Millionen Euro. Beide Beträge sind weit entfernt von den 330 Millionen, die die rheinland-pfälzische SPD-Alleinregierung einst in den Freizeitpark am Ring samt Achterbahn pumpte. Die von Gläubigern angemeldeten Forderungen belaufen sich auf gut 560 Millionen Euro.
Derweil ist längst noch nicht ausgemacht, dass der ADAC den nächsten Schritt geht und auch ein verbindliches Angebot abgibt. Zunächst will er die Ring-Zahlen unter die Lupe nehmen. „Wir wollen das seriös prüfen“, sagt Langendorff. Dazu muss man wissen, dass ausgewählten Bietern, die ein unverbindliches Angebot abgeben, der Einblick in die Bücher gewährt wird .
Bis Ende des Jahres erwarten Ring-Sanierungsgeschäftsführer Thomas Schmidt und Sachwalter Jens Lieser verbindliche Angebote. Im ersten Quartal 2014 wollen sie den Verkauf unter Dach und Fach bringen. Den ADAC setzt dieser ambitionierte Zeitplan aber nicht unter Stress. „Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir brauchen“, sagt Langendorff.
Und noch etwas stellt der ADAC-Sprecher klar: „Für uns steht die Strecke im Fokus.“ Das ist verständlich, organisiert der Club dort doch seit vielen Jahren lukrative Großveranstaltungen wie das 24-Stunden-Rennen oder den Truck Grand Prix. Dem ADAC dürfte daher sehr daran gelegen sein, dass der Zugang zum Ring auch künftig gewährleistet ist und es mit diesen Events weitergeht.
Die Fokussierung auf die Strecke wird aber nicht überall auf Begeisterung stoßen. Denn neben dem Asphalt-Parcours steht auch das Freizeit- und Geschäftszentrum samt „Ring-Boulevard“ und Motorsportmuseum Ringwerk zum Verkauf. Das sind die eigentlichen Sorgenkinder, gelten sie doch als überdimensioniert.
Zu den Befürwortern der ADAC-Offerte zählt der Verein „Ja zum Nürburgring“. An dessen Spitze steht Otto Flimm, der auch ADAC-Ehrenpräsident ist. „Wir gehen davon aus, dass beim ADAC der Breitensport im Fokus steht“, sagt der Rechtsanwalt des Vereins, Dieter Frey. „Das ist für uns zentral.“ Da keine weiteren Bieter bekannt seien, sei der ADAC derzeit der einzige, der der Forderung nach einer Orientierung am Gemeinwohl nachkommen würde. „Jeder andere, der diese Forderung erfüllt, ist uns genauso lieb.“
Die Sanierer halten sich mit Kommentaren zurück. „Wir sagen nichts zu einzelnen Bietern, wir sind zur strikten Neutralität verpflichtet“, betont Nuvoloni. Es sei eine „hinreichende Zahl“ an Angeboten von potenziellen Investoren eingegangen — für den Ring als Ganzes und für Teile. „Wir freuen uns über jeden Interessenten, der ein Angebot abgibt.“