Rockenfeller mit Audi-Team Phoenix DTM-Zugpferd

Nürnberg (dpa) - Die Lücke hinter Mike Rockenfeller ist groß. 39 Zähler trennen den Audi-Piloten als Spitzenreiter im Deutschen Tourenwagen Masters von seinem nächstbesten Markenkollegen Mattias Ekström auf Rang neun.

Während Rockenfeller punktgleich mit Titelverteidiger Bruno Spengler (BMW) vor dem Stadtkursrennen in Nürnberg um die DTM-Meisterschaft mitfährt, hecheln die anderen Audi-Fahrer hinterher.

Vor dem Audi-Heimrennen nur 75 Kilometer Luftlinie vom Firmensitz in Ingolstadt entfernt, geistert deswegen eine Frage durch die Boxengasse am Norisring: Muss Audi schon zur Halbzeit der Saison - trotz Ekström, Timo Scheider und Jamie Green - voll auf Rockenfeller setzen?

Von einer Ein-Mann-Strategie will der Hersteller vor dem fünften Rennwochenende der Saison offiziell noch nichts wissen. „Jetzt alles auf den Mike zu schmeißen, das ist noch recht früh in der Saison“, sagt DTM-Chef Dieter Gass. „Wir stehen grundsätzlich auf dem Standpunkt, dass wir versuchen, alle unsere Autos siegfähig zu haben. Wir behandeln alle gleich und sehen das Potenzial bei allen Fahrern.“

Auch wenn sich intern (noch) nichts verändert hat - die öffentliche Wahrnehmung der drei Audi-Mannschaften Abt, Phoenix und Roseberg haben die Leistungen des 29 Jahre alten Pfälzers schon beeinflusst. Nicht der renommierte Rennstall Abt, aus dem schon fünfmal ein DTM-Champion kam, stellt das sportliche Zugpferd des Konzerns, sondern das deutlich kleinere Team Phoenix - und das schon das zweite Jahr in Folge. In der vergangenen Saison war Rockenfeller als Vierter im Gesamtklassement ebenfalls Audi-Spitze. Vielleicht hat Chef Hans-Jürgen Abt auch deswegen die Struktur seiner Firma verändert und vor kurzem in Thomas Biermaier einen neuen Sportdirektor präsentiert.

Auch Rockenfeller hat etwas ausprobiert. Statt wie in den vergangenen Jahren zusätzlich noch in Le Mans zu starten, verzichtete er auf den Langstreckenklassiker. Der Lohn: Gute DTM-Resultate. An seiner internen Position bei Audi habe sich dadurch aber nichts verändert. „Ich wüsste auch nicht warum“, sagt der Le-Mans-Sieger von 2010. „Bei Timo (Scheider) und Mattias (Ekström) hat man den Speed in den ersten Rennen doch auch gesehen. Wenn dann aber nicht alles perfekt funktioniert, dann fehlt halt das Ergebnis.“

Gemeinsam bringen es Scheider und Ekström auf vier DTM-Titel und 23 Siege in der Tourenwagenserie - in der laufenden Saison aber eben auch nur auf 30 Zähler. „Das ist eine Katastrophe. Eigentlich war das in der Vergangenheit unsere Stärke. Das zeigt vielleicht, wie schwierig es ist, das Auto perfekt hinzukriegen“, sagte Scheider jüngst in einem Interview des „Donaukuriers“ mit Blick auf die schwache Mannschaftsleistung. Mehr als die Hälfte der 101 Audi-Punkte hat Rockenfeller beigesteuert.

Die Hoffnungen der Audi-Fans in der Gesamtwertung ruhen daher auf dem grün-gelben Auto - im Heimrennen aber auch auf Green. Seit zehn Jahren fuhr in Nürnberg immer ein Mercedes als erster über die Ziellinie, viermal davon wurde der Silberpfeil von Green pilotiert. Seit dieser Saison aber steuert der „König des Norisrings“ einen Audi. Und mit einem Erfolg könnte er auch die Lücke zu Rockenfeller etwas schließen.